Zu wenig Plätze: Frauenhäuser müssen Opfer abweisen
18.2.2017, 06:00 UhrSechs der 41 Frauenhäuser im Freistaat sind unter der Regie der Arbeiterwohlfahrt. Mit Sorge sieht Awo-Landesvorsitzender Thomas Beyer aus dem Nürnberger Land die Situation der Häuser: Weil Plätze fehlen, können nicht alle bedrohten Frauen aufgenommen werden.
Der frühere SPD-Landtagsabgeordnete will Städte und Kommunen verstärkt in die Pflicht nehmen. Sie müssten die Mittel zur Verfügung stellen, "um die dramatischen Situationen in den Einrichtungen vor Ort zu verbessern."
Kritik übt er aber auch an Sozialministerin Emilia Müller: "Selbst mit der nun erfolgten Anhebung der staatlichen Förderung trägt der Freistaat immer noch deutlich weniger zu den Einrichtungen bei als diese selbst als Eigenanteil erbringen". Beyer spricht von "erschreckender Passivität der Staatsregierung" und verweist auf das Schicksal der "bedrängten Frauen und ihrer Kinder".
Gudrun Bußmann, Ehrenamtliche im Autonomen Frauenhaus in Erlangen, kann dem Awo-Vorsitzenden nur beipflichten. Auch sie erlebt täglich die Notlagen von Frauen, die von ihren Männern bedroht und geschlagen werden. Für die Opfer bedeutet das Frauenhaus erst einmal einen Schutzraum, in den sie sich mit ihren Kindern flüchten können.
Wenn die rechtlichen Fragen wie etwa das Kontaktverbot geklärt sind, suchen sich die Frauen dann eine eigene Bleibe. "Aber das ist gerade in Erlangen und seinem Umland extrem schwierig", sagt Bußmann und verweist auf die hohen Immobilienpreise. Ob Selbstzahler oder Frauen, die Unterstützung vom Jobcenter bekommen - sogar sanierte Sozialwohnungen seien für untere Einkommensgruppen kaum erschwinglich.
Hohe Dunkelziffer
Die Folgen sind für die Frauenhäuser fatal: Wenn die Frauen keine eigene Bleibe finden, blockieren sie die Plätze für die Notfälle. Zudem gibt es eine hohe Dunkelziffer bei Partnerschaftsdramen. Denn nicht jede Frau, die von ihrem Mann verprügelt wird, sucht die Hilfe des Frauenhauses. Andere wollen einfach einen Schlussstrich ziehen und ausziehen. Doch dieser Schritt ist kaum möglich, "weil der Mangel an bezahlbarem Wohnraum gerade in jüngster Zeit immer deutlichen wird", sagt Bußmann
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich zuvor registrieren.
0/1000 Zeichen