Zweite Sex-Anklage: Ex-Hochschulleiter vor Gericht

20.4.2017, 20:23 Uhr

Wieder geht es um sexuelle Übergriffe – gegen einen ehemaligen Präsidenten der Münchner Musikhochschule ist eine zweite Anklage erhoben worden. Während ein erstes Verfahren derzeit in zweiter Instanz vor dem Landgericht München verhandelt wird, geht es bei den neuen Vorwürfen abermals um zwei Frauen. Das teilte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Florian Weinzierl, am Donnerstag mit.

Eine der beiden Frauen soll vergewaltigt worden sein, die zweite soll der heute 62-Jährige zwei Mal sexuell genötigt haben. Die Süddeutsche Zeitung (Donnerstag) hatte zuerst über die neue Anklage berichtet. Sie war laut Weinzierl bereits im vergangenen Dezember erhoben worden.

Alte Fälle werden neu untersucht

In dem laufenden Berufungsverfahren geht es um die Nötigung einer Professorin und einer Dozentin. Das Amtsgericht hatte den Mann im Fall der Professorin zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und drei Monaten verurteilt, im Fall der Dozentin freigesprochen. Nun werden in der Berufung aber beide Fälle neu untersucht. Der Pianist und Musikwissenschaftler hatte Mitte März vor dem Landgericht erneut bestritten, die beiden Mitarbeiterinnen sexuell genötigt zu haben. Von ihm sei keine Bedrohung ausgegangen. Es habe auch kein direktes Abhängigkeitsverhältnis zwischen ihm und den Frauen gegeben.

Erst nach dem Urteil in diesem Fall soll entschieden werden, ob es einen weiteren Prozess wegen der weiteren Vorwürfe gibt. "Es wird das Berufungsverfahren abgewartet, dann wird über die Zulassung der Anklage entschieden", sagte die Sprecherin des Oberlandesgerichts München, Andrea Titz. Ob es sich in dem neuen Verfahren bei den Frauen erneut um frühere Mitarbeiterinnen des Mannes handelt, ließen Gericht und Anklagebehörde offen.

Der Beschuldigte ist seit 2014 Rektor des Salzburger Mozarteums, lässt das Amt aber gegenwärtig bis zur rechtskräftigen Klärung seines Falls ruhen. Der verheiratete Vater von zwei Kindern hatte stets seine Unschuld beteuert, seine Verteidigung sprach von einer Vorverurteilung durch die Medien.