Reichenschwander Kirche wartet auf ein Wunder

13.6.2015, 15:15 Uhr
Reichenschwander Kirche wartet auf ein Wunder

© A. Pitsch

Doch das Erzbistum Bamberg bewilligt nur einen Bruchteil des benötigten Geldes und verhindert zudem, dass die Hersbrucker Filialgemeinde selbst zu Barem kommen kann: "Eigentlich könnten wir hier fast schon eine Beerdigung feiern."

Ein vollgepackter Ordner liegt vor Forster. Darin: Unzählige Schriftwechsel, Unterlagen und Dokumente rund um sein Bemühen, die katholische Kirche wieder auf Vordermann zu bringen. Denn im Kern ist das Gotteshaus zwar gesund, erklärte ein Statiker dem Pfarrer, aber die Außenhaut bröckelt: Die Armierungen rosten, Beton platzt ab, Wasser dringt über das Flachdach ein. "Wir hatten schon Wasser in den Neonröhren und Lachen auf den Sitzen", erzählen Kirchenpflegerin Ingrid Schneeberger und die gute Seele des Gebäudes, Gabriele Keitzl. Vor allem nach langer Trockenheit, wenn sich Risse im Material bilden, und bei Starkregen bahnt sich das Nass seinen Weg ins Innere, ergänzt Erwin Körber von der Reichenschwander Kirchenverwaltung.

Die Achillesferse der Kirche: Das Dach

1971 wurde St. Jakobus eingeweiht. Seitdem gab es nur kleinere Reparaturen am Dach, dem empfindlichsten Punkt des Baus. Zum Beispiel 2004: "Nach Wassereinbrüchen wurde das Mitteldach abgedichtet, allerdings unfachmännisch", blickt Forster zurück. Seitdem ziert ein Fallrohr die Kirchenwand, um das Nass von oben so gut wie möglich abzuleiten. Neben Dach und Betonaußenhaut sind auch Heizung, Türen und Böden in die Jahre gekommen, der Glockenturm müsste eigentlich um eine Etage erhöht werden, aber "das sind Träume", ist Forster resigniert.

Seit dreieinhalb Jahren laufen die "intensiveren Überlegungen", er hat sogar einen befreundeten Architekten hinzugezogen und ein Vertrag mit diesem wäre vorhanden. Die Gedanken der fünfköpfigen Kirchenverwaltung, deren Vorsitzender Forster ist, gingen sogar bis zu Abriss und kleinerem Neubau. "Aber die Kirche ist hell und hat eine gute Akustik", wissen Schneeberger und Keitzl, "außerdem ist die Größe nötig für Konzerte, Gottesdienste der Schule und Hochzeiten". Daher entschied man sich, das Gebäude im Bestand zu erhalten, was jedoch nur mit einer Ertüchtigung geht.

Asbest in den Nachtspeicher-Öfen

Die Betonsanierung ist dringend nötig und würde auch eine farbliche Gestaltung der tristen grauen Fassade möglich machen, so Forster. Das Temperoldach soll einem Zeltdach aus Blech weichen: "Das gibt einen schönen optischen Anstrich." Zusammen mit den anderen "Baustellen"; innen würde die Renovierung mindestens 500.000 Euro kosten, hat Forster überschlagen. Aber das Erzbistum Bamberg hat gerade einmal 320.000 Euro genehmigt - das reicht für eine Erneuerung der Heizkörper, wozu die Diözese fast schon gezwungen ist: "Unsere alten Nachtspeicher-Öfen enthalten Asbest und sind in ein paar Jahren nicht mehr zugelassen", erläutert Körber.

Aber das Bistum, deren Erzbischof Ludwig Schick Pfarrer Forster bereits zweimal vergeblich um Hilfe in der Sache gebeten hat, rückt das Geld nicht einfach so heraus. Es zahlt 65 Prozent, also maximal 208.000 Euro, wenn die Restfinanzierung in Reichenschwand gesichert ist. Und daran hapert es in der Diaspora-Gemeinde mit gerade einmal 480 Mitgliedern: "Einen Kredit über 100.000 bis 150.000 Euro aufzunehmen, übersteigt unsere Möglichkeiten", sagt Forster.

Vom Bistum alleine gelassen

Der vermeintliche Lichtblick: das riesige, ungenutzte Grundstück, auf dem St. Jakobus direkt gegenüber der Grundschule steht. Im hinteren Teil zu den Wohngebäuden hin steht ein Wäldchen - "für uns ein Klotz am Bein", so Schriftführer Michael Henn -, das Platz für ein bis zwei Häuser in perfekter Nachbarschaft zu Spielplatz und Bildungseinrichtungen bieten würde. Das würde die Kirchenverwaltung gerne verkaufen, darf aber aufgrund des Stiftungsrechts nicht. Denn das Bamberger Bistum hat den Reichenschwandern die Fläche für ihren Kirchenbau gestiftet.

Dass auf dem Gelände vor Jahren schon Garagen gebaut worden sind, sei angeblich auch unrecht gewesen, hat Forster von der Diözese erfahren. "Jetzt haben wir ein Riesen-Grundstück, das uns helfen kann, und wir dürfen es nicht veräußern, das ist doch absurd", echauffiert sich der sonst so ruhige Pfarrer. Da werde von der Kirche erwartet, dass sie sich verschlankt und verjüngt und dann das.

"Mit dem Wäldchen können wir allerhöchstens Holz machen", ist Forster sarkastisch. Er und seine Kollegen fühlen sich mit dem Frieser-Bau (nach dem Architekten) vom Bistum alleingelassen. "Das ist eigentlich schon ein Baudenkmal", findet Henn. An staatliche oder kirchliche Fördertöpfe kommen die Reichenschwander aber auch nicht heran - bzw. sie haben es aus lauter Ratlosigkeit nicht versucht.

"Dann müssen wir halt Lotto spielen", versucht Schneeberger Humor zu verbreiten, weil eine "reiche Erbtante" ist laut Forster auch nicht in Sicht. Denn je länger die Ertüchtigung hinausgeschoben wird, desto größer werden die Schäden und letztlich die Investitionen. Oder St. Jakobus muss irgendwann ganz schließen. Und jetzt? "Abwarten, Tee trinken und auf Spenden hoffen", meinen die fünf ohnmächtig.

Spenden unter dem Stichwort "St. Jakobus" an: Sparkasse Nürnberg, IBAN DE23 7605 0101 0190 0900 35.

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