Reihenweise gute Ideen im Pfeifengeschäft

17.8.2018, 16:38 Uhr
Reihenweise gute Ideen im Pfeifengeschäft

© Foto: Thomas Tjang

Über einen Mangel an Problemen kann sich Alexander Eckert nicht beklagen. Rauchverbot, immer weniger Fachhändler und fehlende Drechsler mit guter Ausbildung – für den Chef der Vauen Vereinigte Pfeifenfabriken Nürnberg könnten die Rahmenbedingungen gern auch etwas besser sein. Doch der Jurist bewies unternehmerisches Gespür und führt das vor 170 Jahren gegründete Familienunternehmen weiter auf Erfolgskurs. Heute ist Vauen nicht nur der älteste und größte Branchenbetrieb in Deutschland, sondern auch "einer der größten der Welt", so Eckert.

Der 1951 Geborene stieg 1982 als Familienspross in fünfter Generation in die Pfeifenmanufaktur ein. Damals lag der Umsatz bei umgerechnet rund 5,7 Mio. Euro. Die Pfeifen mit dem kleinen weißen Punkt waren im Ausland kaum gefragt und das Geschäft ging "rauf und runter".

Chinesen schätzen Pfeifenrauch

Dass der zweifache Familienvater die Geschicke in dem stattlichen Gründerzeitgebäude in der Landgrabenstraße – seit über einem Jahrhundert der Stammsitz — erfolgreich lenkt, lässt sich am Umsatz ablesen. Im Geschäftsjahr 2017/18 setze Vauen den Aufwärtstrend fort, die Einnahmen kletterten laut Eckert um rund zehn Prozent auf zuletzt 11,9 Mio. Euro. Die Zahl der Mitarbeiter liegt stabil bei rund 50.

Mehrheitlich wird der Umsatz mit Pfeifenfiltern erzielt, die millionenfach hergestellt werden. Die Marke Dr. Perl junior ist eine Eigenentwicklung aus den 30er Jahren. Aber auch Tabakmischungen und natürlich die rund 60 000 Pfeifen, die jährlich produziert werden, sorgen für steigende Einnahmen.

Mittlerweile gehen rund 38 Prozent der maßgeblich in bewährter Handarbeit gefertigten Stücke in den Export, vornehmlich nach Österreich, in die Schweiz und nach Ungarn. Aber auch Russland und China zählen zu den Exportmärkten. In China werde der Status einer guten Pfeife sogar höher eingeschätzt als manche noble Zigarre, sagt der Firmenchef.

Ein langer Atem und nach wie vor fast ausschließlich Handarbeit made in Germany scheinen die Erfolgsrezepte zu sein. Der gesamte Prozess – vom Trocknen des Bruyère (einer Wurzelknolle aus dem Mittelmeerraum) über das Zusägen bis hin zu Formgebung, Feinschliff und Farbgebung – findet im Haus statt. Dazu zählt auch die jeweilige Beurteilung der Maserung, die entscheidet, ob am Ende eine Pfeife 50 Euro oder 500 Euro kostet.

3D-Druck im Einsatz

Eckert hat in den Traditionsbetrieb neue Ideen eingebracht. Zweimal im Jahr greifen inzwischen neue Linien modische Themen auf. Eine starke Linie sei die Reihe "Auenland" im Stil der "Herr-der-Ringe"-Trilogie. Mancher Pfeifenkopf hat auch die Form eines Golfballs. Zur Zeppelin-Form wurde Eckert bei einem Museumsbesuch im gleichnamigen Museum am Bodensee inspiriert.

Er hat auch mit Kunststoffformen aus dem 3D-Drucker experimentiert oder zur WM eine Variante angelehnt an eine Schiedsrichter-Pfeife vorgestellt. Manche Produktlinien fliegen nach einem Jahr wieder aus dem Sortiment. Wenn sie sich drei bis vier Jahre halten, sei das "ganz gut". Mit knapp 400 Modellen ist das Sortiment ziemlich groß, 30 Linien müssten eigentlich pro Jahr gestrichen werden. Nur so lasse sich das ganze Programm inklusive Lagerhaltung wirtschaftlich darstellen, sagt Eckert.

Sorgen macht er sich über die rückläufige Zahl an Fachhändlern – über diese läuft der einzige Vertriebsweg. Mit Rücksicht auf den stationären Handel gibt es keinen eigenen Online-Shop. Doch Tochter Julia, eine studierte und berufserfahrene Marketingfrau, die seit diesem Jahr an Bord ist, sorgt für eine breite Social-Media-Präsenz "auf allen Kanälen". Zudem hat Eckert vor zwei Jahren Martin Ramsauer an Bord geholt, der seit diesem Jahr Mitgeschäftsführer ist. So soll sichergestellt werden, dass die Vauen-Geschichte auch über das 170. Firmenjahr hinaus weitergeschrieben wird.

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