17-Jähriger leitet Umzugsfirma

27.5.2015, 08:00 Uhr
17-Jähriger leitet Umzugsfirma

20 Minuten vor 7 Uhr. Ich stehe vor einem Hotel in Nürnberg. Der Arbeitstag meines Unternehmers beginnt für einen Schüler ungewöhnlich früh, doch für mich kann er gar nicht früh genug starten. Voller Vorfreude warte ich auf meinen Mentor Herrn Kneissl. Der ist selbstständig und führt mit seinem Nürnberger Unternehmen „A-Z Umzüge Strohmann“ 1000 Umzüge pro Jahr – davon 100 weltweit – durch. Seit mehreren Jahren macht er bei „Schüler im Chefsessel“ mit.

Schon am Telefon, als wir den Tag durchplanten, hatte Herr Kneissl sehr offen und humorvoll gewirkt. Dieser Eindruck bestätigt sich, als er mich kurz vor 7 Uhr aufgabelt, um mich zu einem Unternehmertreffen mitzunehmen. Etwa 30 Unternehmer stellen hier ihre Firmen in 60 Sekunden vor.

Auch ich soll mich vorstellen. Damit hatte ich nicht gerechnet. Und natürlich hatte ich auch nichts vorbereitet. Aufregung und Nervosität breiten sich in mir aus, doch ich schaffe es, einige klare Gedankengänge niederzuschreiben. Ich stelle zunächst mich und das Projekt vor. Langsam verschwindet meine Unsicherheit und ich leite zu einem Thema über, das hervorragend zur Veranstaltung passt: Ich stelle mein eigenes Schüler-unternehmen vor, das ich mit 14 Mitschülern gegründet habe.

Anekdote erzählt

Die Unternehmer klatschten und ja, ich war ein wenig stolz auf mich. Zu meiner Verwunderung berichtete Herr Kneissl in seinem Vortrag von einem lustigen Erlebnis zweier Mitarbeiter, das sich bei einem Umzug von Mailand nach Barcelona ereignet hatte. Dann setzte er sich wieder, ohne seine Firma vorzustellen. Nach weiteren Beiträgen und einem regen Austausch wurde der Gewinner der Präsentation gekürt — ein regelmäßiges Ritual. An diesem Tag waren es zwei Gewinner — mein Unternehmer und ich. Das hat mich sehr gefreut.

Im Anschluss konnte ich ein paar Kontakte knüpfen. Zwei Unternehmer erklärten sich sogar spontan bereit, das Projekt meines Schülerunternehmens zu unterstützen. Dann sind wir zu einer Veranstaltung über Werbung und Marketing im Funkhaus Nürnberg gefahren. Auf der Autofahrt fragte mich Herr Kneissl, an welche Präsentationen ich mich noch erinnern könne. Ich dachte scharf nach, musste aber gestehen: nur an einen Vortrag konnte ich mich (auch heute noch) in allen Details erinnern – an den meines Unternehmers. In diesem Moment wurde mir klar, warum Herr Kneissl sich für seine Geschichte entschieden hatte. Die gewaltige Menge an Zahlen und Fakten der anderen hatte ich in der kurzen Zeit nicht verarbeiten können. Aber seine Erzählung, über die ich gelacht hatte, war mir in Erinnerung geblieben.

Nach dem Termin im Funkhaus machten wir uns auf den Weg zu einem Haus, in das ein Kunde einziehen wird. Um den Umzug zu planen, machten wir uns ein Bild von der Lage vor Ort. Auf der Autofahrt erzählte der Chef mir, wie er zu seinem Unternehmen und dem Gewerbe gekommen war. Denn eigentlich hat er Physik studiert. Für einen Schüler wie mich, der sich selbst bald Gedanken über seinen Beruf machen muss, war es schön zu hören, dass man durch die Wahl einer Studienrichtung nicht fest und endgültig an eine Branche gebunden ist.

Erst nach 12 Uhr kamen wir erstmals im Unternehmen an. Ich lernte die Mitarbeiter kennen, dann ging es wieder los. Herr Kneissl war mit zwei Immobilienmaklern verabredet.

Danach ging es zurück ins Büro, wo ich den Rest des Tages verbringe. Nach Büroarbeiten wie E-Mails checken, Anrufe beantworten muss Herr Kneissl nochmals zu Terminen. Gegen 17 Uhr war nach einem sehr erfolgreichen und höchst lehrreichen Tag Feierabend.

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