Alina komponiert mit Klavier und Handy
25.5.2016, 10:08 UhrIrgendwie musste es ja so kommen: Alinas Mama arbeitet als Klavierlehrerin, der Papa ist leidenschaftlicher Musiker, spielt in Bands, schreibt Lieder. Alina selbst hat mit vier Jahren begonnen, Klavier zu spielen, geht auf das musische Labenwolf-Gymnasium in Nürnberg, nimmt seit zweieinhalb Jahren Gesangsunterricht und singt im Chor kleine Soloparts.
Trotzdem: Ein Selbstläufer war der Weg hin zur Singer-Songwriterin nicht. Das Vorsingen in der Schule gehört nicht unbedingt zu Alinas Lieblingsaufgaben – weil die Lehrer bis zur 8. Klasse die Stücke vorgeben. Und an ihrem ersten eigenen Song hat sie lange gesessen: "Ich habe immer versucht, mit dem Text zu beginnen. Aber das hat nicht funktioniert. Nach ein paar Tagen fand ich selbst doof, was ich geschrieben hatte."
Irgendwann drehte sie den Spieß einfach um: Beim Improvisieren am Klavier – das macht Alina täglich – nahm sie mit dem Handy ein paar Melodien auf. Der Text dazu schrieb sich dann fast von allein. "Ich hatte gerade Streit mit einer Freundin, weil sie mich nicht so akzeptiert hat, wie ich bin", erzählt die 16-Jährige. Das schrieb sie sich von der Seele.
Songs noch auf Englisch
Heraus kam "Let me be", eine Pop-Soul-Ballade auf Englisch. "An deutsche Texte traue ich mich noch nicht so ran", gibt Alina unumwunden zu. Wenn da die Message schwach ist, merke man das sofort. Aber so oder so: Ihre erste Komposition wurde positiv aufgenommen. Die Eltern mochten sie, die Verwandten auch. Dennoch war Alina sich unsicher, ob der Song "wirklich trägt", wie sie sagt. Um das herauszufinden, bewarb sie sich bei "Jugend musiziert".
Schon als Zehnjährige hatte sie da einen 2. Preis am Klavier erreicht; nun kam ihr der Zufall zu Hilfe, dass heuer gerade Pop-Gesang als Kategorie auf dem Plan stand. Alina sollte ein kleines Programm von maximal 15 Minuten einreichen. Sie präsentierte ein Stück a cappella, eines mit Playback, eines mit Begleitung – und eben ihre Eigenkomposition.
Beim Regionalentscheid in Sulzbach-Rosenberg räumte Alina ab: Die Jury gab 25 von 25 möglichen Punkten, lobte ihren sehr abwechslungsreichen Vortrag und wie sie ihre Songs lebt. Mit einem 1. Preis und dem Hinweis, nichts am Programm zu ändern, wurde sie zum Landesfinale nach Regensburg geschickt.
Dort schieden sich die Geister an Alinas Darbietung. Während die Sängerin in der vierköpfigen Jury ihren Auftritt gut fand, monierten zwei andere Jurymitglieder unter anderem zu viel Vibrato in der Stimme. Am Ende gab’s sechs Punkte Abzug und einen 3. Preis.
Zuhörer loben "schöne Stimme"
Alina kann damit durchaus gut leben, denn die Platzierung ist für sie zweitrangig. "Es war einfach eine schöne Erfahrung, vor fremdem Publikum als Solistin zu singen. Ich habe gutes Feedback erhalten; die Kritik verkrafte ich." Immerhin: Ihr eigener Song wurde von beiden Jurys gelobt; nach dem Finale in Regensburg haben sie sogar Zuhörer auf ihre "schöne Stimme" angesprochen.
Und jetzt? Geht es natürlich weiter mit dem Gesang. Im Moment bastelt sie mit ihrem Vater an einer arrangierten Version von "Let me be", die im heimischen Musikraum aufgenommen wird. Mit klaren Ansagen: "Ich habe ein Bild meines Songs im Kopf. Er soll mir gefallen, nicht Mama oder Papa", sagt Alina selbstbewusst. Außerdem arbeitet die Zehntklässlerin an neuen Liedern, will sich in Richtung Jazz entwickeln, vielleicht die Gothic-Richtung probieren. Denn: "Beim Singen gehe ich richtig auf. Mit der Stimme kann man einfach mehr ausdrücken."
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