Alleine kann der Nikolaus das nicht schaffen

5.12.2016, 16:16 Uhr
Alleine kann der Nikolaus das nicht schaffen

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Alleine kann der Nikolaus das nicht schaffen

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Alle ahnen es, aber niemand will es wahrhaben: Der Nikolaus kann den heutigen Tag alleine nicht bewältigen. Das hat der Wissenschaftler Jonas Wiese von der Uni Bamberg durch reines Rechnen herausgefunden: „In Deutschland leben ungefähr elf Millionen Kinder in acht Millionen Haushalten.“ Elf Millionen Kinder wiederum bedeuten: elf Millionen Geschenke (mindestens!).

Wenn wir der Einfachkeit halber mal von elf Millionen Geschenken ausgegen, gilt trotzdem: Das sind elf Millionen Pakete, die es zu packen, zu lagern, zu verteilen und abzugegeben gilt. Da kommt der Wissenschaftler zu dem Ergebnis: „Alleine kann der Nikolaus seine Aufgabe nicht schaffen.“

Doch bevor es überhaupt an die Geschenke geht, wartet eine ganz andere Herausforderung auf den Nikolaus: Wunschzettel. Elf Millionen, um genau zu sein! Die muss der Nikolaus alle lesen. Ansonsten kann er ja nicht das richtige Geschenk dem richtigen Kind bringen. Schon alleine diese Hürde ist astronomisch.

Denn: Ein Jahr hat 31 Millionen und 536 000 Sekunden. „Also hat der Nikolaus für jeden Wunschzettel genau 2,87 Sekunden Zeit“, hat Wiese berechnet. 2,87 Sekunden, um den Wunschzettel entgegenzunehmen und zu lesen.

Ein Problem kommt dazu: Wer schreibt ein Jahr im Voraus an den Nikolaus? Ganz davon abgesehen, dass der Nikolaus offenbar das ganze Jahr über weder schläft, noch isst, noch sonst etwas anderes macht, als Wunschzettel zu lesen: „Alleine kann er seine Aufgabe nicht schaffen.“

Das nächste Problem: Wo bekommt der Nikolaus elf Millionen Pakete für die Geschenke her? Wo lagert er sie? Und wie verpackt er alle Geschenke? Es gäbe da eine Lösung: Der Nikolaus ist in Wahrheit Amazon – er hat bereits alle Geschenke. Das würde eine Menge Zeit sparen. Aber leider wissen wir alle: Amazon ist nicht der Nikolaus.

Wie ist das also jetzt mit dem Verpacken? Eine gut gemeinte Kalkulation des Bamberger Wissenschaftlers lautet: „Ein Geschenk zu verpacken, braucht zehn Sekunden. Das macht insgesamt 110 Millionen Sekunden.“

Der Nikolaus braucht zum Verpacken also 1273 Tage! Ein Jahr hat 365 Tage. Der Herr mit dem Rauschbart braucht also dreieinhalb Jahre im Voraus. Und da ist ja noch das eine Jahr voll mit Wunschzettellektüre! Deshalb: „Alleine kann der Nikolaus seine Aufgabe nicht schaffen.“ Angenommen, die Geschenke sind da und wurden nach und nach verpackt. Damit nicht alles im Freien liegt, braucht es eine Lagerhalle. Die darf aber nicht zu klein sein. Wiese veranschlagt Geschenke von 25 x 17,5 x 10 Zentimeter. Das macht bei elf Millionen Geschenken insgesamt 48 125 Kubikmeter. Zum Vergleich: Die Nürnberger Arena hat ein Volumen von etwa 32 000 Kubikmetern. „Wobei die Geschenkehalle noch nicht einmal Gänge hat“, sagt Wiese.

Das bedeutet: Man kann die Geschenke immer nur vom äußeren Rand Stück für Stück wegtragen. Das ist etwas mühsam. Aber was ist schon einfach?

Bedenkt man die Menge der Geschenke, ist der Schlitten des Nikolaus ein Monstrum. Die logischste Frage: Wie viele Rentiere braucht es, um mit dieser Kutsche über die Dächer fliegen zu können?

„Gar keine“, antwortet Wiese, „der Nikolaus geht mit der Zeit.“ Er verzichtet auf Rentiere und nimmt lieber Lastwagen. Deswegen ist der Nikolaus stolzer Besitzer von 553 LKW. „Natürlich sind das alles 40-Tonner“. Den notwendigen Sprit möchte keiner gerne zahlen!

Geht man davon aus, dass der Nikolaus eine Berufsehre hat, dann beschäftigt er keine 553 Paketzusteller für die Lastwagen. Sondern er fährt alle persönlich.

Nach dieser Überlegung „müssten die Lkw 66 666 Kilometer pro Stunden schnell fahren können“, erklärt der Forscher. „Sonst kann er nicht ganz Deutschland an einem Tag abfahren“. Andererseits würden durch die entstehende Wärme alle Lastwagen mitsamt den elf Millionen Geschenken verglühen.“

Fazit der Wissenschaftler vom Bamberger Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Produktion und Logistik: „Alleine kann der Nikolaus seine Aufgabe nicht schaffen.“ Bleibt die Frage: Wer hilft ihm? „Eine Lösung für dieses Problem“, gesteht Jonas Wiese, „haben wir bisher noch nicht gefunden.“

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