Als Ausgleich perfekt, aber als Job zu hart

11.5.2017, 17:14 Uhr
Vom wilden Rumturnen auf der Bühne sind die Workshop-Teilnehmer noch sehr weit entfernt. An Anfang ist erst mal brav singen angesagt.

© Rüder Vom wilden Rumturnen auf der Bühne sind die Workshop-Teilnehmer noch sehr weit entfernt. An Anfang ist erst mal brav singen angesagt.

Die Stage School Hamburg bietet beinahe jedes Wochenende Musical Workshops in verschiedenen Städten Deutschlands an. Anja Launhardt, Workshop-Leiterin und Abteilungsleiterin für Gesang, ist bei jedem Workshop dabei und beobachtet die jungen Talente ganz genau. Denn die Teilnahme an dem Workshop kann als Aufnahmeprüfung für die Stage School gewertet werden.

"Bei den Workshops haben wir viel mehr Zeit, mit den Interessenten zu arbeiten", erklärt Anja Launhardt. Eine normale Aufnahmeprüfung dagegen findet an einem einzigen Tag statt. "Das führt dazu, dass die Bewerber unter höherem Druck stehen, alles schnell richtig zu machen. Die Nervosität führt häufig zu Fehlern, die in einer entspannten Workshop-Atmosphäre nicht passieren."

Ein Workshop dauert drei Tage, von Freitag bis Sonntag. Dabei arbeiten verschiedene Dozenten in den drei Hauptfächern des Musicals, Tanz, Gesang und Schauspiel, mit den Teilnehmern. Am Sonntagnachmittag wird das Erlernte vor Verwandten und Bekannten präsentiert.

Madeleine studiert eigentlich Jura. Theater ist für sie nicht nur ein Hobby, sondern auch ein kreativer Ausgleich zu ihrem lernintensiven Studienfach. Als sie noch klein war, hatten ihre Eltern sie mit nach Bochum zu Starlight Express genommen.

"Zuerst fand ich das komisch, dass die Darsteller gesungen haben, aber hinterher war ich total begeistert", erzählt Madeleine. Schon seit ihrer Kindheit spielt sie in ihrer Freizeit Theater, ob im Krippenspiel in der Kirche, für das sie das vorige Stück sogar selbst geschrieben hat, oder im Laientheater in der Gemeinde.

"Kaum hatte ich den Zeitungsartikel zu Ende gelesen, war mir auch schon klar, dass ich mich für diesen Workshop einfach bewerben muss", meint Madeleine. Eine Ausbildung zur Musical-Darstellerin kommt für sie jedoch eher nicht in Frage, der Job ist zu hart.

Anna und Madeleine haben bei einer Verlosung auf der Campus-Seite die Teilnahme an einem Musical Workshop der Stage School Hamburg gewonnen.

Anna und Madeleine haben bei einer Verlosung auf der Campus-Seite die Teilnahme an einem Musical Workshop der Stage School Hamburg gewonnen. © Rüder

Auch Anna ist fasziniert von dem "Höchstleistungssport" den die professionellen Darsteller betreiben. Sie spielt in ihrer Freizeit ebenfalls von Kindesbeinen an Theater und sang bereits auf verschiedenen Hochzeiten.

Im Sommer wird sie auf einem Fest in Leinburg das Lied "Ich gehör nur mir" aus ihrem Lieblingsmusical "Elisabeth" singen. Hauptamtlich macht sie eine Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste in der Fachrichtung Bibliothek. Der Musical Workshop bietet ihr die Möglichkeit, einen Einblick in die Arbeit eines professionellen Musical-Darstellers zu bekommen. "So einen Workshop würde ich jederzeit wieder machen, aber auf lange Sicht bleibe ich doch lieber in meinem Beruf", erzählt Anna.

Viele Teilnehmer interessieren sich gar nicht vorrangig für eine Musical-Ausbildung, sondern nehmen aus Spaß und Leidenschaft am Musical an den Workshops teil. "Deshalb ist es uns besonders wichtig, dass die Teilnehmer daraus lernen. Es geht darum, Impulse zu geben, damit es leichterfällt, sich selbst etwas zu erarbeiten", erklärt Anja Launhardt. Häufig nehmen Interessenten auch mehrfach an Musical Workshops teil, und schon da lassen sich deutliche Fortschritte ausmachen.

Beiden Gewinnerinnen hat der Musical Workshop sehr viel Spaß gemacht. Sie sind sich einig, dass Musical-Darsteller ein harter Job ist, der einen an die körperlichen Grenzen bringt. Dennoch war das Wochenende eine tolle Erfahrung, welche die Möglichkeit gab, sich selbst auszuprobieren und auch einiges an nützlichen Tipps für die Zukunft mitzunehmen.

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