Als Botschafter des deutschen Fußballs in Indien

29.1.2016, 10:00 Uhr
Als Botschafter des deutschen Fußballs in Indien

Insgeheim hatte Rafael Hinrichs schon damit gerechnet. Und dann, als sich das Jahr 2015 dem Ende zuneigt, klingelt tatsächlich sein Handy. Am anderen Ende der Leitung: Lutz Hangartner, ehemaliger Zweitliga-Trainer beim SC Freiburg – und inzwischen für den Kader der Studenten-Nationalmannschaft zuständig. Ein Spieler habe sich verletzt, in wenigen Wochen würde der Flieger in Richtung Indien abheben.

Rückblick – ein Jahr zuvor. Mit einem Team der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) gewinnt der Lehramts-Student die Deutsche Hochschulmeisterschaft in Bielefeld. Auf der Tribüne sitzt Lutz Hangartner.

Zwei Leistungsträger der FAU gefallen ihm besonders: Rafael, aktiv beim FSV Erlangen-Bruck, und Tommy Kind von der SpVgg Erlangen. Zweiterer begeistert den Beobachter gleich so sehr, dass er ihn Monate später direkt ins Aufgebot beruft. Rafael dagegen muss hoffen, dass ein anderer abspringt.

Und das tut er. Anfang Januar stehen also zwei Erlanger Studenten auf dem Gelände des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Frankfurt, ein gemeinsames Training und Abendessen später geht es nach Neu-Delhi.

Teamgeist? „Das ging eigentlich ziemlich fix, wir waren schnell eine eingeschworene Truppe“, erzählt Tommy. 16 Spieler landen wenig später in Indien, „mit 23 war ich da einer der Jüngsten, die meisten waren Ende 20.“ Ungewohnt ist für den gebürtigen Thüringer, dass er als Bezirksligaspieler berücksichtigt wurde. „Der Großteil ist in der Regional- und Oberliga aktiv“, sagt er. Kapitän Steffen Wohlfarth und Dennis Bührer standen zu Freiburger Zeiten sogar im Profikader.

Doch auch Tommy hat schon höherklassige Erfahrung, vor seinem Energietechnik-Studium wurde er in der Jugendabteilung von Drittligist Rot-Weiß Erfurt ausgebildet. „Klar war das in Erlangen für mich erst einmal ein sportlicher Abstieg“, räumt er ein. „Es ist aber schön, keine langen Fahrten zu haben, denn hauptsächlich bin ich ja hier, um zu studieren.“

Die Reise nach Indien hat bei ihm die Lust am anspruchsvollen Kicken allerdings wieder geweckt, „die Spiele haben mir gezeigt, dass ich nicht in die Bezirksliga gehöre.“ Denn erfolgreich war die deutsche Auswahl zweifellos.

8000 Zuschauer sahen in Aizawl einen 3:1-Erfolg gegen eine Regionalauswahl des Bundesstaates Mizoram, die Partie wurde sogar im lokalen Fernsehen übertragen. Gegen den Erstliga-Aufsteiger Ozone FC gewannen die Studenten sogar 5:0.

Rafael, der schon Bayernliga-Erfahrung gesammelt hat, charakterisiert den Gegner als „einen schlechten Landesligisten“. Viel wichtiger als die Ergebnisse war für alle Beteiligten aber der Rest der Reise, die der DFB in Kooperation mit dem Auswärtigen Amt und dem Allgemeinen Deutschen Hochschulsport (ADH) organisiert hatte.

Die Spieler besuchten als Botschafter des deutschen Fußballs Sozialprojekte und reisten in vier Städte, „das war schon sehr spannend“, sagt Rafael. „Wie eindrucksvoll dieses Land ist, das Erscheinungsbild der Städte ist ganz anders“, schwärmt Tommy. Er darf hoffen, auch bei der nächsten Reise dabei zu sein, der Master braucht noch etwas Zeit. Rafael dagegen will dann schon als Lehrer für Sport und Mathematik arbeiten.

Eine ausführliche Geschichte über den Physiotherapeuten der Studenten Nationalmannschaft, Dietmar Helf aus Erlangen, findet ihr hier.

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