An der Uni ist die Ära Grüske zu Ende

30.3.2015, 17:22 Uhr
An der Uni ist die Ära Grüske zu Ende

© Foto: FAU

2002

April: Der bisherige Vizepräsident Prof. Karl-Dieter Grüske tritt die Nachfolge von Prof. Gotthard Jasper an, der zwölf Jahre lang als Rektor an der Spitze der FAU gestanden hatte.

2003

November: Nach vielen Jahren Ruhe beginnen wieder Protestaktionen gegen die Unterfinanzierung der Hochschulen im Allgemeinen und die Sparzwänge der Bayerischen Staatsregierung im Besonderen. Bei der größten Demo mit mehr als 5000 Teilnehmern in Erlangen läuft Grüske ganz vorne mit.

2004

März: Eine Max-Planck-Forschungsgruppe für Optik, Information und Photonik in Erlangen wird eröffnet. Bis dahin war Nordbayern der letzte weiße Fleck auf der Max-Planck-Landkarte in Deutschland.

Juli: Nach fast dreijähriger Bauzeit wird ein 21,7 Millionen Euro teurer Neubau für die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät in Nürnberg eröffnet.

Oktober: Das Zentrum für Medizinische Physik und Technik (ZMPT) in Erlangen wird eröffnet. Der 14,5 Millionen Euro teure Neubau ist ein wichtiger Meilenstein für die weitere Entwicklung des „Medical Valley“ Erlangen-Nürnberg.

2005

November: Grüske wird mit großer Mehrheit ein weiteres Mal zum Rektor der FAU gewählt. Die zweite Amtszeit beginnt am 1. April 2006.

Dezember: Wieder gibt es Protestdemos — diesmal vor allem gegen die geplanten Studiengebühren. Grüske marschiert nicht mehr mit. Er ist ein überzeugter Befürworter der Studiengebühren.

2006

Juni: Ein neues Bayerisches Hochschulgesetz tritt in Kraft. Als Konsequenz daraus erarbeitet die FAU eine neue Grundordnung. Ein Kernpunkt: 2007 werden Studiengebühren eingeführt.

Dazu kommt die laut Grüske „größte Reform der inneren Struktur unserer Universität in den 264 Jahren seit deren Gründung“: Elf Fakultäten werden zu fünf verschmolzen. Die Idee stößt zunächst auf heftigen Widerstand: „Fast alle 28 damaligen Senatsmitglieder haben mich gefragt, ob ich jetzt völlig verrückt geworden sei.“ Später stimmen alle Gremien dafür.

2007

Oktober: In der 2. Runde der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern erhält die FAU ein Exzellenzcluster „Engineering of Advanced Materials“ und die „Erlangen Graduate School in Advanced Optical Technologies“. Der große Traum, der Titel „Elite-Universität“, geht nicht in Erfüllung. „Das war bitter“, sagt Grüske im Rückblick. Es wurmt ihn heute noch.

An der Uni ist die Ära Grüske zu Ende

2008

April: Grüske wird für zwei Jahre zum Vizepräsidenten der deutschen Hochschulrektorenkonferenz (HRK) gewählt.

August: Die FAU und die Fraunhofer-Gesellschaft richten gemeinsam ein weltweit einzigartiges internationales Spitzenforschungszentrum auf dem Gebiet der Audio- und Videosignalverarbeitung ein, die International Audio Labs Erlangen.

2009

Juni: Die FAU beschließt, als erste deutsche Universität in Busan, der zweitgrößten Stadt Südkoreas, eine Dependance zu eröffnen.

November: Grüske wird zum 2. Mal wiedergewählt, allerdings nicht zum Rektor, sondern zum Präsidenten der FAU. Der geänderte Titel ist auch ein Aspekt der neuen Grundordnung. Die Mitglieder des – ebenfalls aufgrund des neuen Hochschulgesetzes berufenen – Universitätsrats votierten mit nur einer Gegenstimme für den einzigen Kandidaten. Die dritte Amtszeit Grüskes beginnt am 1. April 2010.

September: Das Knaben-Seminar St. Paul am Nürnberger Dutzendteich wird erfolgreich wiederbelebt. Ein Hauptmieter ist die FAU, die dort verschiedene Einrichtungen der früheren Erziehungswissenschaftlichen Fakultät (EWF) unterbringt.

2010

Oktober: Startschuss für den Bau eines bundesweit einzigartigen Forschungskomplexes: Das 24,8 Millionen teure Translational Research Center (TRC) am Universitätsklinikum Erlangen. Ab 2014 setzen dort mehr als 100 Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen Ergebnisse der Grundlagenforschung in neue Diagnostik- und Therapie-Ansätze um. Im Mittelpunkt dabei stehen Entzündungen, Tumor-, Nieren-, Herz- und Kreislaufkrankheiten.

2011

November: Nach zwei Jahren Bauzeit wird ein Neubau für die Fächer Mathematik und Informatik auf dem Südgelände eingeweiht. Für 46,5 Millionen Euro bekommen zwölf Lehrstühle neue Hörsäle, Seminar- und Übungsräume sowie eine Bibliothek. Außerdem feiert die FAU die Fertigstellung eines Mehrzweckgebäudes für den Maschinenbau, das für 3,5 Millionen Euro umgebaut wurde.

An der Uni ist die Ära Grüske zu Ende

2012

Juni: Die Exzellenzcluster „Engineering of Advanced Materials“ (EAM) und die Graduiertenschule werden in der 2. Runde der Exzellenzinitiative erneut für fünf Jahre gefördert. Zu diesem Zeitpunkt laufen an beiden Einrichtungen jeweils etwa 150 Promotionen.

Juni: Die restaurierte Erlanger Orangerie wird wieder eröffnet. Über drei Jahre hat es gedauert, das denkmalgeschützte Barockgebäude möglichst originalgetreu zu rekonstruieren. Eine breit angelegte Förderkampagne hatte den finanziellen Grundstock gesichert.

November: Grüske wird von der Financial Times Deutschland (FTD) und dem Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) zum dritten Mal in Folge in die Reihe der sechs erfolgreichsten Hochschulmanager in Deutschland aufgenommen.

2013

Februar: Die Studiengebühren in Bayern werden wieder abgeschafft. Entgegen der Befürchtung Grüskes bricht der Lehrbetrieb trotzdem nicht sofort und vollständig zusammen.

Juni: Erlanger Archäologen machen einen ungewöhnlichen Fund. Unter Deckenputz und Geröll finden sie den Schreibtisch eines Mitarbeiters. Im Gebäude Kochstraße 4 sind vier Quadratmeter Decke heruntergekracht. Wenig später wird das komplette Gebäude gesperrt.

Konkret bedeutet der „Fall Kochstraße“: Um den Lehrbetrieb im kommenden Semester aufrechtzuerhalten, sind diverse Anmietungen und Umzüge nötig. Grundsätzlich wird, so Grüske, „ein unglaublicher Sanierungsstau“ offenkundig. „Wenn der Staat ein Gebäude hinstellt, tut er Jahrzehnte später immer noch so, als wäre es ein Neubau.“

Juli: Die Direktoren des Erlanger Max-Planck-Instituts für die Physik des Lichts legen den Grundstein für den lange ersehnten Neubau, an dem Ende 2014 das Richtfest gefeiert wird.

2014

September: Zusammen mit den drei Staatsministern Ludwig Spaenle, Markus Söder und Joachim Herrmann präsentiert Grüske das Konzept „FAU Vision 2030“ – das aus räumlicher Sicht die größten Umwälzungen in der Geschichte der FAU mit sich bringen wird.

Im Mittelpunkt steht der Ausbau des FAU-Standorts in Nürnberg: Dort soll „Auf AEG“ der zweite große Standort der Technischen Fakultät entstehen. Gleichzeitig soll in der Erlanger Innenstadt der als Himbeerpalast bekannte Siemens-Verwaltungsbau zum Geisteswissenschaftlichen Zentrum umgebaut werden. Auch die Lehrerbildung soll nach Erlangen kommen. „Für die FAU“, sagt Grüske, „bringt das Konzept mehr Fläche, mehr Nähe und weniger Kosten.“

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