An die Wahlurnen, bitte!

13.3.2018, 10:00 Uhr
An die Wahlurnen, bitte!

© Roland Fengler

Eine Umfrage zur bayerischen Landtagswahl - das klang für uns nach einer spannenden Aufgabe. Doch bevor wir auf die Straße gehen und Leute befragen konnten, war jede Menge Vorarbeit zu leisten.

Zusammen mit vier Lehramtsstudenten der Uni Erlangen-Nürnberg und unserer Lehrerin Jutta Geier haben wir uns erst mal genauer über (Landes-)Politik informiert und zum Beispiel die wichtigsten Parteien kennengelernt. Danach ging es an die Erstellung der Umfrage. Aber sich nur ein paar Fragen auszudenken, reicht da bei weitem nicht!

Aufgeteilt in fünf Gruppen haben wir die Umfrage vorbereitet: Eine Gruppe hat zum Beispiel erarbeitet, wie wir Leute am besten ansprechen, damit wir möglichst seriös und vertrauenswürdig rüberkommen. Eine andere Gruppe entwarf Plakate, damit wir in der Stadt auf unsere Umfrage aufmerksam machen können. Und wieder andere Schüler waren mit der Auswertung betraut.

Die Fragen haben wir gemeinsam entwickelt. Jeder sollte aufschreiben, was ihn interessiert. 15 Fragen haben es in unseren Bogen geschafft, zum Beispiel diese: Sind Sie am politischen Geschehen interessiert und gehen Sie regelmäßig wählen? Glauben Sie, dass Markus Söder ein guter Ministerpräsident für Bayern wäre? Damals war noch nicht sicher, dass er es wirklich wird. Oder: Was sollte sich an den Parteien im Landtag verbessern?

Drei Fragen drehten sich speziell um die AfD und ihre Glaubwürdigkeit. Die Partei ist ja noch neu in der politischen Landschaft, und ihre Vorstellungen stimmen zumeist nicht mit denen der anderen Parteien überein. Ganz im Gegenteil: Die anderen distanzieren sich von der AfD. Das hat uns interessiert.

Unser Ziel war es, eine möglichst repräsentative Umfrage auf die Beine zu stellen (lest mehr dazu im Text rechts unten). Eine Gruppe errechnete, was wir dafür tun müssen. Das heißt: Wie viele Leute in welchem Alter müssen wir befragen, um die gesamte (Wahl-)Bevölkerung Nürnbergs abzubilden? Da Nürnberg gut eine halbe Million Einwohner hat, brauchten wir 400 Antworten. Die holten wir uns in den vier Wahlbezirken, die es in Nürnberg gibt.

An einem Mittwochmorgen stellten wir uns in Einkaufscenter beziehungsweise an öffentliche Plätze in der Altstadt, in Röthenbach, in Langwasser und in Wöhrd. Obwohl wir sehr viele Menschen ansprachen, waren nur wenige bereit mitzumachen. Deshalb holten wir über Familien und Freunde weitere Antworten ein. Am Ende lagen uns knapp 200 ausgefüllte Fragebögen vor.

Wie die Ergebnisse ausfielen und welche Erfahrungen wir gesammelt haben, könnt ihr auf dieser Seite nachlesen. Für uns war es ein sehr spannendes Projekt, da wir viel Eigeninitiative zeigen konnten und es ein guter Ausgleich zum sonst überwiegend theorielastigen Schulalltag war.

So erging es uns bei der Umfrage:

Zu Beginn der Umfrage fiel es uns schwer, Passanten anzusprechen. Viele gingen an uns vorbei, als hätten sie uns übersehen, oder sie machten einen großen Bogen um uns. Andere deuteten kurz an, keine Zeit zu haben, und liefen eilig davon. Besonders viele junge Leute gaben an, dass das Thema Politik sie nicht interessiere – deshalb machten sie nicht mit.

Problem waren sicher auch Tag und Uhrzeit der Umfrage: Da es ein Mittwochvormittag war, trafen wir vor allem Studenten und Senioren. Außerdem war es an diesem Tag sehr kalt, was die Leute nicht gerade ermunterte, stehen zu bleiben und einen Fragebogen auszufüllen.

Interessanterweise trauten sich die Leute eher mitzumachen, wenn ein Mädchen sie ansprach. Reine Jungs-Teams hatten weniger Erfolg. Uns fiel auch auf, wie wichtig es ist, auf Höflichkeit, Freundlichkeit und Seriosität zu achten.

Ein großer Stolperstein war außerdem die Anonymität der Umfrage. Wir versicherten zwar, dass wir die Ergebnisse anonym behandeln. Trotzdem standen wir daneben, wenn die Leute den Fragebogen ausfüllten. Das empfanden manche als nicht anonym genug und lehnten die Teilnahme ab. Das zeigte sich vor allem bei Fragen über die AfD. Beim nächsten Mal würden wir nicht mehr eine Partei so in den Mittelpunkt stellen.

Repräsentativ? Gar nicht so einfach

Eines unserer Ziele war, dass unsere Wahlumfrage repräsentativ sein sollte. Ein schwieriges Wort – und ein komplexes Thema!

Repräsentativ bedeutet, dass das Ergebnis etwas über die Gesamtheit aussagen soll — in unserem Fall also über alle Nürnberger. Damit das gelingt, sollte die Gruppe, die wir befragten, genauso gemischt sein wie alle Wahlberechtigten in Nürnberg. Deshalb haben wir vorher genau berechnet, wie viele Frauen und Männer wir befragen müssen und in welchem Alter sie sein sollen.

Eigentlich hätten wir 400 Antworten gebraucht. Erhalten haben wir aber nur etwa 200 – und das auch nicht ganz exakt über die Altersgruppen verteilt.

Auch die professionellen Forschungsinstitute stehen vor solchen Problemen. Wie wir von der Nürnberger GfK (Gesellschaft für Konsumforschung) erfahren haben, nehmen sich die Leute immer weniger Zeit für Umfragen. Insbesondere jüngere Leute haben nur noch wenig Interesse daran.

Statistiken zeigen, dass online durchgeführte Studien besser funktionieren, als wenn man die Menschen auf der Straße anspricht. Außerdem kosten solche Umfragen weniger. Allerdings antworten die Menschen im Internet nicht immer ehrlich oder nehmen die Fragen nicht so ernst.

Unser Ergebnis:

156 Leute verrieten uns, wen sie bei der Landtagswahl wählen wollen. Dabei ist die CSU mit 35 Prozent der Stimmen der Spitzenreiter. Auf Platz 2 liegen die Grünen mit 17 Prozent, gefolgt von der SPD mit 16 Prozent. Das entspricht einigermaßen den aktuellen Profi-Umfragen, bei denen die CSU bei etwa 40 Prozent liegt, die SPD um die 15 und die Grünen zwischen 11 und 14 Prozent.

Bei den weiteren Parteien unterscheidet es sich stärker: In unserer Umfrage kam die Linke auf neun Prozent (sonst circa drei).
Die AfD würde es bei uns mit 4,5 Prozent der Stimmen nicht in den Landtag schaffen – in offiziellen Umfragen allerdings liegt sie bei zehn Prozent. Wir glauben: Wer wirklich AfD wählt, hat einfach nicht mitgemacht.

Bei unserer Umfrage gab nur einer von zehn Befragten an, dass er die AfD für eine überzeugende Partei hält. Das hat uns überrascht; wir hätten mehr erwartet. Aber ob die Antworten ehrlich waren?

Für welche Themen sollten Politiker sich mehr einsetzen? Fast die Hälfte unserer Befragten gab da Bildungspolitik an (49 Prozent). Ob das auch daran liegt, dass die Umfrage von Schülern gemacht wurde? Auf Platz 2 folgt Sozialpolitik (37%), dann die Themen Umwelt (35%) und Familien (33%). Wirtschaft kam nur auf 19 Prozent.

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