Angekommen! "Endlich in Deutschland"

18.1.2017, 18:27 Uhr
Angekommen!

© dpa

Sie waren froh, als sie endlich in Deutschland, in einem friedlichen Land, ankamen. Viele von ihnen sind hiergeblieben, auch viele Familien mit Kindern. Wie geht es ihnen jetzt? Wie fühlen sie sich nach fast eineinhalb Jahren in Deutschland? Gehen sie gern zur Schule, haben sie neue Freunde gefunden? Das wollten wir wissen und haben fünf Flüchtlingskinder getroffen, die im Herbst 2015 nach Deutschland kamen: die drei Schwestern Marwa (9), Sidra (10) und Schahrazad (13) sowie Kareem (10) aus Syrien und Vika (9) aus der Ukraine (siehe Kasten rechts).

Die fünf haben uns erzählt, wie es ihnen derzeit geht. Ihre Geschichten wirst du in den nächsten Wochen auf der Extra-Kinder-Seite lesen – markiert mit dem Riegel „Angekommen!“. Heute erzählen Marwa, Sidra und Schahrazad, wie es begann: mit ihrer abenteuerlichen Flucht.

Sechs Taschen. Genau so viel nahmen Sidra, ihre drei Geschwister und ihre Eltern mit, als sie im Herbst 2015 aus Syrien flüchteten. Für jedes Familienmitglied eine.

Warum sie ihre Heimat verließen? In Syrien herrscht seit einigen Jahren Krieg. Irgendwann explodierte mitten im Unterricht eine Bombe. Splitter flogen herum; einer traf die Mutter, die Mathelehrerin ist, am Auge. Die Ärzte konnten ihr nicht helfen, seither hat Sidras Mama ein Glasauge.

Die Mädchen flohen an diesem Tag in eine Kirche, dort passierte ihnen nichts. Aber als sie nach Hause kamen, war das Haus zerstört. Aus Angst beschloss die Familie, Syrien zu verlassen — und das auf einem Weg, den viele Flüchtlinge gegangen sind.

Ein Lastwagen nahm die Familie von Syrien mit in die Türkei. Dort warteten sie auf freie Plätze in einem Boot, um weiter nach Griechenland zu kommen, aber die Polizei erwischte sie. "Wir mussten ganz schnell einen Berg hochrennen, die Polizei hat auf uns geschossen", erzählt Schahrazad. "Dabei habe ich einen Schuh verloren, aber ich konnte mich nicht umdrehen, um ihn aufzuheben."

Für die Fahrt mit dem Boot musste die Familie viel Geld zahlen, obwohl der Trip sehr gefährlich war. "Wir waren 50 Leute in dem Gummiboot, in das eigentlich nur zehn gepasst hätten", erzählt die Mama.

"Weil es so eng war, mussten wir viele unserer Sachen ins Meer werfen", erinnert sich Sidra. "Unseren Laptop, unsere Puppen, die neue Kleidung, die unsere Tante uns vor der Flucht gekauft hatte." Plötzlich war nur noch eine Tasche übrig. Aber die Famlie war froh, als sie in Griechenland ankam.

Dort war der Weg noch lange nicht zu Ende: Es ging weiter nach Mazedonien, mit dem Zug nach Kroatien, zu Fuß nach Österreich. Dort wurden die Familie herzlich empfangen, die Kinder bekamen zwei riesige Kuscheltiere geschenkt. "Die haben wir im Bus mit nach Deutschland geschleppt", erzählt Sidra.

Nach einem ganzen Monat Flucht landete die Familie in Deutschland. In welcher Stadt sie ankam, wissen die Mädchen nicht. "Wir erfuhren erst von einem kleinen Jungen, dass wir endlich in Deutschland sind – und freuten uns sehr."

Noch heute erzählt die Familie fast jeden Tag von dieser Zeit, von den Gefahren, von dem wenigen Essen und Trinken. Traurig wirken Sidra und ihre Schwestern dabei nicht mehr. Und auch die Mama sagt: "Wir hatten viel Glück, dass wir hierher kamen. Denn in Deutschland können meine Kinder viel lernen."

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