Auf geht’s zur Physik-WM

16.6.2015, 18:16 Uhr
Auf geht’s zur Physik-WM

© privat

Hallo Carina, du fliegst Ende Juni zur Physikweltmeisterschaft nach Thailand – was muss man sich denn darunter vorstellen?

Carina Kanitz: Die Physikweltmeisterschaften finden heuer bereits zum 28. Mal statt und heißen International Young Physicists’ Tournament, kurz IYPT. Hier messen sich Schüler aus etwa 30 Ländern der Welt in ihren physikalischen Fähigkeiten und wissenschaftlichen Methoden. Nicht in ihrem Wissen. Es geht darum, für 17 Problemstellungen aus dem Alltag, die noch nicht erforscht sind, Lösungen zu finden. Die Forschungsergebnisse werden präsentiert und von den gegnerischen Teams daraufhin überprüft, wie solide sie sind. Und das alles auf Englisch.

Nenne doch bitte mal ein Beispiel.

Carina: Problem 16 lautet: Warum kann Kleidung dunkler erscheinen, oder bekommt eine andere Farbe, wenn sie nass wird?“

Auf welche Lösung seid ihr gekommen?

Carina: Die physikalische Erklärung liegt in der diffusen Streuung von Licht, wenn zum Beispiel eine Jeans trocken ist. Ist eine Wasserschicht darüber, findet eine interne Reflektion statt. Das heißt, die Wahrscheinlichkeit steigt, dass mehr Licht absorbiert wird und deshalb der Stoff dunkler erscheint. Das nennt man auch den Angström-Effekt.

Wie läuft denn der Wettbewerb ab?

Carina: Da heißt es dann „Team Germany, please present problem number 16“. Wir können das Problem aber abweisen, müssen insgesamt aber fünfmal präsentieren. Wenn wir das Problem annehmen, ist einer von unserem fünfköpfigen Team, der sich vorher darauf vorbereitet hat, der Reporter. Er trägt seine Lösung vor. Diese wird vom sogenannten Opponent aus einem anderen Land angegriffen. Und der sogenannte Reviewer aus einem dritten Land fasst dann am Ende alles zusammen. Das bedeutet, dass unser Team insgesamt 15 Mal in dem Wettbewerb auftritt. Und dann vielleicht noch mal im Finale.

Wie hast du es eigentlich ins deutsche Team geschafft?

Carina: Ich habe bei der Deutschen Physikmeisterschaft den Sprung in die zehnköpfige Auswahl der Nationalmannschaft geschafft und bin anschließend für das Startteam ausgewählt worden. Bis auf Jonas sind alle zum ersten Mal dabei. Wir werden aber von den Teilnehmern vom vergangenen Jahr, die mittlerweile fast alle Physik studieren, betreut, und auch Professoren und Lehrer diskutieren mit uns Probleme.

Auf geht’s zur Physik-WM

© Michael Müller-Jentsch

Ihr bereitet euch seit Wochen auf den Wettbewerb vor. Worauf freust du dich? Wovor hast du Angst?

Carina: Ich würde es nicht Angst, sondern Respekt nennen. Und zwar davor, was andere Länder geleistet haben. Es wird ein hartes Turnier, und ich bin stolz, meine Arbeit dort präsentieren zu dürfen. Ich freue mich darauf, andere Leute kennenzulernen, mit denen ich dieselben Interessen teile. Und ich finde es schön, noch mehr Zeit mit meinem Team zu verbringen. Wir verstehen uns super und arbeiten intensiv zusammen, es fühlt sich ein bisschen wie eine WG an.

Seht ihr denn auch was von Thailand?

Carina: Ja, wir haben ein paar Nachmittage frei, um uns das Land anzuschauen. Und sind auch bei einigen Banketten und Partys eingeladen, zu denen auch Physik-Nobelpreisträger kommen.

Das deutsche Team berichtet auf www.facebook.com/gypt.org über die Vorbereitungen und den Wettbewerbs (Liveticker).

Verwandte Themen


Keine Kommentare