Azubi-Workshop: "I bims 1 Vorstellungsgespräch"

25.6.2018, 17:47 Uhr
Azubi-Workshop:

© Stefanie Goebel

Auf dem Plakat ist eine Blondine in zerrissenen Jeans zu sehen. Sie trägt ein kurzärmeliges Shirt, das ihre Schulter und den BH-Träger entblößt. Die Augen sind sehr dunkel geschminkt. Sie wirkt, als wollte sie zum Feiern in einen Club gehen. „Ist das ein geeignetes Outfit für das Vorstellungsgespräch?“, fragt Stefanie in die Runde.

Die Achtklässler der Uhlandschule Nürnberg zücken rote Karten. Nein! Stefanie lächelt und klärt die Jugendlichen auf, warum diese Kleiderwahl ungünstig ist. „Achtet darauf, dass eure Kleidung keine Löcher hat, dass ihr nicht zu viel Haut zeigt und nicht zu viel Make-up im Gesicht habt“, sagt sie. Gemeinsam mit ihrem Azubi-Kollegen Florian hat sie noch mehr Beispiele für die Schüler. Die beiden bringen den Mittelschülern das Thema „Was ziehe ich an? Was bringe ich mit?“ näher.

Der Programmpunkt ist Bestandteil des Workshops „I bims 1 Vorstellungsgespräch“, den Georgina (16) und Stefan (25) leiten. Beide sind Auszubildende beim Bildung-und-Wissen(BW)-Verlag in Nürnberg. Gemeinsam mit Azubi-Kollegen trainieren sie Mittelschüler, um sie für das Vorstellungsgespräch fit zu machen.

Allein der Titel des Workshops macht Lust auf mehr: „Den Workshop gibt es schon seit ein paar Jahren, zuletzt hieß er ,Keine Angst vor dem Babo‘. Aber das fanden wir nicht mehr zeitgemäß“, antwortet Stefan auf die Frage, wie es zu dem Titel kam. „Als das neue Jugendwort ,I bims‘ wurde, haben wir das gleich genommen. Wir wollen auch keine 0815-Veranstaltung anbieten.“

Azubi-Workshop:

© Stefanie Goebel

Von 0815 kann auch keine Rede sein, denn die Azubis erklären den Schülern auf Augenhöhe, was bei einem Vorstellungsgespräch wichtig ist. Ihr eigenes ist schließlich noch nicht so lange her. „Wir reden zum Beispiel über Stärken und Schwächen“, sagt Stefan. „Viele Schüler denken, dass es dabei um Fächer gehe. Aber es ist viel mehr.“

Es geht um mehr als Fächer

Der 26-Jährige meint damit zum Beispiel mathematisches Verständnis oder sprachliche Begabung. In einem Test lernen die Schüler, welche Stärken in verschiedenen Berufsfeldern wichtig sind.
Im kaufmännisch-verwaltenden sollte man sprachlich begabt und gut im Organisieren sein; im handwerklich-technischen körperliche Stärke sowie technisches Verständnis mitbringen; und im sozial-pflegerischen ist es gut, wenn man hilfsbereit ist und sich in Menschen hineinfühlen kann.

Azubi Stefan freut sich, dass es bei dem ein oder anderen klick gemacht hat und die Schüler gemerkt haben, was sie gut können. „In der Präsentation sollten sie ihre Stärken den anderen zeigen und bei ihnen Bilder im Kopf entstehen lassen“, berichtet er. Gerade die Bilder sind wichtig beim Vorstellungsgespräch, bestätigt auch Thomas Preuß vom BW-Verlag.

Er ist ein echter Chef, mit dem die Jugendlichen nach einem lehrreichen Vormittag ein richtiges Bewerbungsgespräch üben durften. „Auf die Frage, warum die Bewerberin Krankenschwester werden möchte, kommt vielleicht ein: Ich habe Einfühlungsvermögen und bin teamfähig. Aber auf das zweite Warum, folgt meist nichts mehr.“

An der Stelle möchte sich ein Personaler seinen Bewerber aber gerne in dieser Situation vorstellen. Also die Geschichte hören, wie man es etwa als Teamkapitän der Fußballmannschaft geschafft hat, seine Mitspieler beim Gegentor wieder zu motivieren. „Aber genau das hatten die Uhlandschüler verinnerlicht; ich war überrascht, dass alle tolle Bilder im Gespräch hatten“, sagt Preuß, der schon anderes erlebt hat.

Eivina (14) und Gabriela (13) hat das Bewerbungstraining viel Spaß gemacht. „Ich dachte, ein T-Shirt wäre okay, aber jetzt kaufe ich mir lieber eine Bluse“, meint Eivina. Vor dem Gespräch war sie sehr nervös. Aber der Chef konnte diesmal nur loben: „Das haben alle Jugendlichen super gemacht!“

Diese Dinge solltet ihr zum Vorstellungsgespräch mitbringen:

* Einladung zum Gespräch: Darauf steht auch, bei wem ihr das Gespräch habt. Das werdet ihr womöglich beim Empfang gefragt.
* Eure Bewerbung: Dann könnt ihr nachschauen, was ihr in euer Anschreiben reingeschrieben habt. Und wenn ihr neue Zeugnisse habt, nehmt auch diese mit.
* Notizblock und Stift: Dort könnt ihr euch vorher Fragen notieren, die ihr im Gespräch stellen möchtet. Fragen könnten sein: Wie sieht die Ausbildung aus? Wie ist das mit der Berufsschule? Gibt es dort zum Beispiel Blockunterricht? Wie ist der Dresscode in der Firma? Die Urlaubs- und Gehaltsfrage solltet ihr nicht gleich zu Beginn stellen.


Weitere Tipps:

* Seid etwa fünf Minuten früher da und atmet noch mal durch.
* Setzt euch nicht einfach hin, sondern lasst euch den Platz zeigen.
* Versucht eure Nervosität zu verbergen; faltet zum Beispiel die Hände.
* Wenn euch ein Getränk angeboten wird, ist stilles Wasser die beste Wahl; darauf müsst ihr nicht aufstoßen.

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