Coffee to go künftig im Nürnbecher?

2.1.2018, 14:15 Uhr
Coffee to go künftig im Nürnbecher?

© Foto: Stefanie Goebel

Auf dem Weg zur Schule, zum Praktikum oder zur Arbeit – plötzlich ist er da, der Durst auf einen wach machenden, duftenden Kaffee. Doch für einen Stopp im Café ist leider keine Zeit. Wie gut, dass der Coffee-to-go-Becher erfunden wurde. Das schätzt auch Alida, die sich am Bahnhof gerne einen Cappuccino mitnimmt.

Als ihr Wirtschaftslehrer Michael Ströhlein seine Klasse mit einem Artikel aus den Nürnberger Nachrichten konfrontiert, regt sich Widerstand. In dem Text geht es darum, wie die beliebten Papp-Becher die Umwelt verschmutzen. "Allein in Nürnberg gehen täglich etwa 50 000 Behälter über die Theken von rund 7300 Betrieben", heißt es da. In ganz Deutschland sei im Jahr 2016 ein Abfallberg von 106 000 Tonnen entstanden.

Weil in dem Bericht auch die Rede von einer Aufklärungs- und Bewusstseinskampagne ist, diskutieren die Realschüler der Nürnberger Sabelschule lebhaft, wie sie sich in Sachen Umweltschutz beteiligen könnten. Die Idee eines praktischen Mehrweg-Bechers ist geboren – und der Name ganz klar: Nürnbecher.

Kooperation mit Stadt

Die nächsten Fragen drängen sich sogleich auf: Wie stellt man so einen Becher her? Und viel wichtiger: Wie bringt man die Leute dazu, so einen Becher zu benutzen? Im Fach "Wirtschaft und Recht" sind das praxisnahe Aufgaben, befindet Lehrer Ströhlein, so dass er mit seinen Schülern das Projekt "Nürnbecher" startet.

Coffee to go künftig im Nürnbecher?

© privat

"Unser Plan ist, dass der Nürnbecher von allen Kaffeegeschäften angeboten wird, die bisher selbst keinen Mehrwegbecher haben", sagt Alida. Um dieses Vorhaben umzusetzen, wollen die Schüler die Stadt Nürnberg ins Boot holen, insbesondere das Umweltreferat um Chef Peter Pluschke.

Und wie es sich gehört, sollen die Idee und die erarbeiteten Ergebnisse nicht im Verborgenen bleiben, sondern der Öffentlichkeit bekanntwerden. Also wird Peter Pluschke zu einer Präsentation der Schüler eingeladen, bei der Zeitung und Radio anwesend sein sollen. Die Radioredakteurin sagt leider kurzfristig ab, bekommt aber Infos und Fotos von Lehrer Ströhlein zur Berichterstattung.

Bei ihrer Präsentation sind die Neuntklässler sichtlich aufgeregt. Wer hält schon mal ein Referat vor einem Politiker und der Presse? Alida erklärt, wie sich die Klasse den Nürnbecher vorstellt: "Es kann zwei Varianten geben. Den günstigen Einheitsbecher oder den Premiumbecher, der neben dem Nürnbecher-Logo auch das Logo des Betriebs trägt."

Auch Preise haben die Schüler recherchiert. So gibt es ein Öko-Modell, den Treecup-Becher, der biologisch abbaubar ist und aus natürlichen Rohstoffen hergestellt wird. "Diese könnte man bei einer Bestellmenge von 500 Stück für 5 Euro verkaufen", sagt die 15-Jährige.

Das günstigste Modell sei ein Becher aus Kunststoff. Er käme auf etwa 3 Euro. "Und dann gibt es noch das umweltfreundliche Modell aus Bambusfaser für 4 Euro pro Becher."

Sophie berichtet dem Umweltreferenten von Erfahrungen aus anderen Städten mit Stadtbechern. "Viele Spontankäufer benutzen ihren Becher als Andenken zu Hause und nicht wie gedacht zum Kaffeemitnehmen. So kann die Müllmenge nicht verringert werden." Deshalb haben sich die Schüler zusätzlich eine Nürnbecher-Umweltkarte ausgedacht: Bei fünf Stempeln gibt es ein Gratis-Getränk.

Peter Pluschke findet es großartig, dass sich die Schüler so intensiv mit dem Becher-Problem befasst haben. "Allerdings ist das nur ein kleiner Teil. Viel größere Probleme haben wir mit Pizzakartons, die öffentliche Mülleimer verstopfen, und den anderen Mitnahme-Verpackungen", sagt er.

Außerdem erklärt er, was sich hinter der Aufklärungskampagne der Stadt Nürnberg versteckt: "Wir wollen, ähnlich wie bei den Plastiktüten, auf das Verständnis der Bevölkerung abzielen, auf To-go-Becher zu verzichten." Die Schüler bekommen trotzdem die Chance, jetzt bei Betrieben und in der Bevölkerung nachzufragen, wie sie zum Thema Nürnbecher stehen.

https://nuernbecher.com/

Verwandte Themen


Keine Kommentare