Cruisen, Carven, Downhill – frei!

24.6.2015, 10:00 Uhr
Cruisen, Carven, Downhill – frei!

© Fotos: Viktoria Feifer, Caja Oehme

Longboard-Tour

Spätestens nach der 40-tägigen Longboard-Tour von Simon Unge und seinen Freunden durch Deutschland hat die Szene viel Zuwachs bekommen. Der bekannte YouTuber rollte mit seinen Kollegen von Sylt bis zum Schloss Neuschwanstein.

Während der Reise filmten sie ihre Erlebnisse und luden die Videos auf YouTube hoch. Viele ihrer Zuschauer möchten ihnen nacheifern und legen sich deswegen auch ein Longboard zu.

Reaktionen in der Szene

Dies wird bei den alteingesessenen Boardern unterschiedlich aufgenommen: Die einen freuen sich über den Zuwachs. Neuer Wind ist immer gut. Und wahrscheinlich werden auch einige nach der ersten Euphorie eine echte Leidenschaft zum Rollsport entwickeln.

Andere ärgern sich. Sie wollen nicht, dass ihre Szene von zehnjährigen Jungs geprägt ist, die ihr Brett nur demonstrativ durch die Gegend tragen. Wer krampfhaft versucht, cool zu sein, ist es deswegen noch lange nicht.

Nur, wer den Sport wirklich lebt, kann sich als wahrer Longboarder bezeichnen. „Tricks deverse applaus, style deverse respect (Tricks verdienen Applaus, Stil verdient Respekt)“, heißt es in der Szene. Viele sehen den Longboard-Sport als Lebenseinstellung und fühlen sich durch frühpubertierende Lets-Play-Fans in die Ecke gedrängt.

Egal, das Gefühl der Freiheit, wenn man auf einer gut geteerten Straße dem Sonnenuntergang entgegenrollt, das liebt wohl jeder Longboarder. Vom blutigen Anfänger, der seinem Idol nacheifert bis zum erfahrenen Boarder, der schon viele Schrammen davongetragen hat.

Cruisen, Carven, Downhill – frei!

Wo und wann?

Wenn ihr das perfekte Board für euch gefunden habt (siehe Info unten), stellt sich nur noch die Frage, wann und wo ihr rollen gehen könnt. Wenn ihr euer Brett noch ein paar Jahre behalten und nicht alle paar Monate den Rost von euren Achsen kratzen wollt, empfiehlt es sich, nicht bei Regen oder starker Feuchtigkeit zu fahren.

Was das Fahrgefühl um einiges verschlechtern kann, ist kräftiger Gegenwind. Aber da heißt es: Zähne zusammenbeißen und weiterfahren!

In Nürnberg gibt es einige schöne Plätze, die sich wunderbar zum Rollen eignen. Hier ein paar Anlaufstellen, die ihr euch mal anschauen könnt: Vor der Steintribüne am alten Reichsparteitagsgelände könnt ihr euren Fahrkünsten freien Lauf lassen, solltet dabei allerdings auf Glasscherben, Lastwagen und betrunkene Autofahrer achten.

Bei der Straße der Menschenrechte habt ihr die Möglichkeit, an euren Tricks zu feilen. Hier treffen sich auch oft Skater und andere Longboarder, da seid ihr beim Üben nicht so alleine.

Wer den Rollsport mit Natur verbinden will, kann sich auf zum Marienberg-Park machen. Einige Wege dort wurden erst vor kurzem neu geteert und lassen sich gut befahren.

Auch im Raum Erlangen könnt ihr einfach losrollen. In der Innenstadt kommt man wegen der gepflasterten Wege meistens nicht so gut voran. Dagegen ist der Radweg von Erlangen nach Baiersdorf und noch weiter umso schöner. Allerdings wird man da auch oft vom Wind gebremst.

Wenn ihr mit eurem Board in die Schule cruisen wollt, solltet ihr darauf achten, dass ihr einen Rucksack tragt und nichts in den Händen haltet. Denn so verteilt sich das zu tragende Gewicht gleichmäßig auf euren Schultern, und ihr könnt leichter das Gleichgewicht halten. Wenn ihr zum Beispiel einen Ordner unterm Arm tragt, könnt ihr leicht hinfallen.

Gesellige Rollrunden

Wenn ihr nicht alleine durch die Gegend rollen wollt, könnt ihr euch zu sogenannten Rollrunden gesellen. Hier könnt ihr neue Bekanntschaften machen und voneinander lernen. Ein gutes Beispiel hierfür sind die Rollrunden der Longboard Kids. Sie treffen sich jetzt im Sommer jeden Sonntag (wenn es nicht regnet) vor dem TX-Sports in Nürnberg und machen sich dann gemeinsam auf den Weg zur alten Steintribüne.

Ihr seht schon, beim Thema Longboard kann man fast endlos fachsimpeln. Wenn ihr nun Interesse habt, holt euch doch auch ein Brett und baut ein gesundes Verhältnis zur Straße auf: Am Anfang werdet ihr noch sehr unsicher sein, doch je öfter ihr mit dem Brett fahrt, desto besser fühlt es sich an.

Weitere Infos findet ihr hier: http://forum.longboardz.de/index.php
auf Facebook: LongboardKidsCrew

 

Cruisen, Carven, Downhill – frei!

Wissenswertes rund um das Thema Longboard

Allgemein

Bevor ihr euch ein solches Gefährt auf vier Rollen zulegt, solltet ihr euch genauestens informieren, welches Longboard am besten zu euch passt. Es ist nämlich nicht sehr einfach, bei der Vielzahl von verschiedenen Typen den Überblick zu behalten.

Zuerst solltet ihr wissen, dass das Holz der Decks verschieden flexibel sein kann. Das nennt man im Fachjargon Flex. Ein Deck mit viel Flex ist sehr biegsam, was das Fahren angenehm und entspannt macht. Longboards mit weniger Flex sind eher für lange Strecken geeignet, weil man stabiler auf ihnen steht. Die Breite der Achsen, der Abstand zwischen Straße und Deck und die Beschaffenheit der Rollen sind auch sehr variabel.

Dieses Wissen kann sich jeder selbst aneignen, es gibt keine Universal-Boards für jedermann. Mit der Zeit findet ihr eure Bedürfnisse heraus und könnt euch dann auch auf einen bestimmten Typ festlegen.

Große Auswahl

Hier kann man grob vier verschiedene Arten unterscheiden.

1. Die Cruiser: Mit ihnen könnt ihr entspannt durch die Stadt rollen, denn meistens sind die Rollen sehr groß, und mit etwas Übung sind somit auch hohe Bordsteine kein Problem mehr.

2. Die Freerider: Sie gelten neben den Cruisern als typische Einsteiger-Boards. Mit ihnen kann man wenig falsch machen, da sie leicht und wendig sind. Auch der Flexgrad ist meistens nicht sehr hoch, wodurch lange Strecken einfach zu bewältigen sind.

Mit einem mittleren Flex, schön breiten Achsen und einem breiten Deck macht das Fahren besonders viel Spaß. Außerdem eignen sie sich durch ihre Form sogar für kleine Tricks und zum Downhillen. Richtige Alleskönner also.

3. Mit dem Stichwort Downhillen sind wir beim nächsten Typ. Als Downhillen bezeichnet man die Kunst, auf sehr steilen Straßen zu „sliden“, sich also schräg zur Straße zu stellen, und sich dabei keine Knochen zu brechen. Downhill-Boards haben fast keinen Flex und sehr belastbare Rollen. Sie sollen schließlich die Reibung aushalten können, die entsteht, wenn man über die Straße schlittert. Allerdings solltet ihr erst sicher auf dem Board stehen und ein gesundes Verhältnis zur Straße entwickelt haben, bis ihr mit dem Sliden anfangt.

4. Wer es nicht ganz so actionreich mag, sollte sich einen Carver zulegen. Diese Bretter haben ausreichend Flex und breite, bewegliche Achsen. Damit könnt ihr große Kurven fahren und euch ganz entspannt fortbewegen. Auf solchen Boards könnt ihr auch das Dancen üben, also das tänzerische Bewegen auf dem Deck. Nach ein wenig Übung sieht das sehr verspielt und leicht aus.

Schutzkleidung

Generell gilt: Vor allem am Anfang immer die richtige Schutzkleidung tragen! Also vergesst Helm, Knie- und Ellenbogenschoner nicht. Denn die ersten Versuche können schmerzhaft sein. Aber lasst euch davon nicht abschrecken, mit der Zeit wird es euch immer leichter fallen, und ihr könnt auch mal lässig auf das rollende Board aufspringen.

Kostenpunkt

Für Rollbretter könnt ihr sehr wenig, aber auch sehr viel Geld ausgeben. Natürlich könnt ihr als Anfänger auch auf ein gebrauchtes Longboard zurückgreifen. Wenn ihr euch dafür entscheidet, solltet ihr allerdings sichergehen, dass es in einem sehr guten Zustand ist. Denn es kann passieren, dass man am Ende mit einem abgefahrenen Board mit ausgeleierten Achsen dasteht, mit dem man keine Freude hat.

Allerdings gibt es auch neue Boards direkt aus dem Laden für einen guten Preis. Wollt ihr euch als fortgeschrittene Boarder allerdings das perfekte Board zulegen, solltet ihr tief in die Tasche greifen.

Es gibt Shops, in denen ihr jedes Teil einzeln aussuchen und sogar das Deck individuell gestalten könnt. Wenn ihr euch hier nur die exklusivsten Decks, Achsen, Rollen und Kugellager aussucht, kann der Preis für das ganze Board schon im dreistelligen Bereich liegen.

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