"Das FSJ bereitet mich auf mein Studium vor"

11.2.2017, 10:00 Uhr
Maximilian zeigt, was er am Barren so draufhat. Der 19-Jährige absolviert sein Freiwilliges Soziales Jahr in der Turn- und Leichtathletikabteilung der Turnerschaft Herzogenaurach.

© Foto: Alexander Pfaehler Maximilian zeigt, was er am Barren so draufhat. Der 19-Jährige absolviert sein Freiwilliges Soziales Jahr in der Turn- und Leichtathletikabteilung der Turnerschaft Herzogenaurach.

Nur die Sache mit dem Spagat, die klappt noch nicht, sagt Maximilian Serger. "Und ich glaube auch nicht, dass das noch was wird." Als Fußballspieler muss der 19 Jahre alte Abiturient solche Verrenkungen normalerweise auch nicht hinbekommen. Versucht hat er es jetzt aber trotzdem: Seit September arbeitet er als Übungsleiter in der Turn- und Leichtathletikabteilung der Turnerschaft (TS) Herzogenaurach. Maximilian absolviert dort ein Freiwilliges Soziales Jahr.

Voraussetzung dafür ist allerdings ein Übungsleiterschein, den der 19-Jährige in einer dreiwöchigen Ausbildung gemacht hat. "Ich habe dabei alle möglichen Übungen fürs Turnen, für Ball- und auch für Trendsportarten kennengelernt", erzählt er. Zudem ging es auch um Pädagogik. "Wir lernten das richtige Auftreten. Wollen wir autoritär wirken oder demokratisch sein? Am Ende stand eine Prüfung in Theorie und Praxis."

Der Herzogenauracher sollte zum Beispiel eine Unterrichtseinheit vorbereiten, bei der es um die Verbesserung des Dribblings beim Basketball ging. "Die Prüfer wollten sehen, was man als Übungsleiter draufhat, wie man eine Stunde plant und auf wichtige Aspekte wie die Sicherheit eingeht", erklärt Maximilian, der seine Lehrprobe mit Erfolg bestanden hat.

Nun betreut er für die TS das Leistungs-, das Kinder- und das Mutter-Kind-Turnen mit. Außerdem hilft er beim Training der U19 der Leichtathletik-Abteilung, leitet Sport-AGs an Grundschulen und unterstützt den Verein in der Projektarbeit, zum Beispiel plant er die Aktionen der TS beim "Lauf für Kaya" im April.

Maximilian zählt zwar seine Stunden nicht, schätzt sie aber auf etwa 32. Dazu kommt noch die Zeit für die Vorbereitung auf die Kurse. Um auf die anerkannten Wochenstunden des FSJ zu kommen, engagiert sich der 19-Jährige zum Beispiel beim Förderunterricht an Grundschulen. Dort hilft er lernschwachen Schülern bei den Hausaufgaben. "Ich bin total glücklich und sehr ausgelastet", sagt er. "Ich kann ein FSJ nur jedem nach dem Abitur empfehlen."

Eignungstest in der Tasche

Er hätte es auch gemacht, wenn er schon im Herbst die Zusage aus Köln bekommen hätte. Der Herzogenauracher möchte nämlich Sport studieren, den Eignungstest hat er bereits bestanden, nur mit dem Notendurchschnitt haute es nicht hin. "In dem Überbrückungsjahr kann ich so viel lernen", schwärmt er von seiner Tätigkeit. "Vor allem über mich, über das Leben und über andere, da ich mit vielen verschiedenen Leuten zu tun habe."

Für Vereine wie die Turnerschaft sind junge Menschen, die bei ihnen ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren, auch enorm wichtig, sagt Cheftrainer Peter Müller: "Wir finden immer weniger Übungsleiter, aber die Arbeit bleibt die gleiche." Maximilian ist bereits der fünfte FSJler in den beiden Abteilungen, auch seine vier Vorgänger haben jeweils ein Jahr dort gearbeitet. "Einige sind hängengeblieben und arbeiten immer noch mit", berichtet der FSJler.

Auf dem Gymnasium Herzogenaurach hat der 19-Jährige bereits sein Abitur in Sporttheorie geschrieben, so war es klar, dass er bei der Turnerschaft nach einem Freiwilligen Sozialen Jahr fragt. "Hier werden zahlreiche Sportarten angeboten, ich kann also viel darüber lernen, was mich bei meinem Studium dann schon weiterbringt." Zudem verdient Maximilian auch etwas Geld, eine Art Taschengeld ist beim FSJ üblich.

Sein restliches Budget stockt er sich bei seinen anderen Nebenjobs auf. Der junge Herzogenauracher arbeitet auch stundenweise bei adidas im Büro und trainiert die F1-Fußball-Mannschaft beim FC Herzogenaurach, wo Maximilian auch selbst kickt. Bei all den Engagements: Ist da noch Zeit für Freunde? "Ja, das Feiern mit Freunden am Samstagabend kommt dabei nicht zu kurz", sagt er.

Wenn das FSJ im Sommer zu Ende geht, bewirbt sich Maximilian für das Sportstudium in Köln. Er rechnet sich gute Chancen aus, zumal er jetzt viel Praxiserfahrung sammeln konnte. Einen Plan B gibt es nicht, aber er kann sich vorstellen, sein FSJ bei der Turnerschaft um ein halbes Jahr zu verlängern.

Freie Stellen:

Ein Freiwilligendienst (FSJ oder BFD = Bundesfreiwilligendienst) bietet persönliche Orientierung und praktische Erfahrung. Die Mitarbeit in sozialen, pflegerischen, kulturellen, ökologischen oder sportlichen Einrichtungen eröffnet neue Perspektiven, verändert das Denken und Handeln und beeinflusst den weiteren Berufs- und Lebensweg.

Junge Menschen, die ihre Schulpflicht erfüllt haben und unter 27 sind, können ein FSJ – wie Maximilian aus dem Artikel oben – als Orientierungsjahr zwischen Schule und Beruf nutzen. Der BFD steht in jedem Alter offen. Somit können sich auch über 27Jährige engagieren. FSJ und BFD starten zum 1. September; jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, sich um freie Stellen zu bewerben.

Wer wie Maximilian nicht genau weiß, wo er sein FSJ absolvieren möchte, kann sich im sportlichen Bereich an die Bayerische Sportjugend (BSJ) wenden. Hier bekommt man Vorschläge, und auch die Übungsleiter-Treffen werden dort organisiert. Kontakt und Info auf www.bsj.org

Die Lebenshilfe in Bayern bietet ebenfalls Plätze für FSJ und BFD an. Da die Plätze schnell vergeben sind, sollten sich Interessierte so bald wie möglich anmelden. Die Freiwilligendienste können bei der Lebenshilfe zum Beispiel in Frühförderstellen und integrativen Kindergärten, in Wohneinrichtungen und Werkstätten sowie in Kultur- und Freizeittreffs für erwachsene Menschen mit geistiger Behinderung geleistet werden. Der Dienst kann übrigens für die meisten sozialen Berufe als Vorpraktikum anerkannt werden. Kontakt und Information: Tel. 0 91 31 / 75 46 10, Internet: www.lebenshilfe-bayern.de

Von Pressesprecher bis Schulkommunikator: Acht junge Leute haben bei "Schüler Helfen Leben" die Chance, während eines FSJs den bundesweiten Sozialen Tag samt Spendenaktion zu organisieren. Die Freiwilligen wohnen in einer Wohnung in Neumünster, die von "Schüler Helfen Leben" gestellt wird. Zu Beginn des FSJ steht zudem eine Reise an, auf der das Team Projekte in Südosteuropa kennenlernen wird. Weitere Informationen unter www.fsj.schueler-helfen-leben.de – Bewerbungsschluss: 17. Februar.

Folgende Internetseiten helfen euch auch auf der Suche nach einem Freiwilligendienst nach euren Vorstellungen, klickt einfach mal rein:
www.bufdi.euwww.bundes-freiwilligendienst.de/stellen/staedte/nuernberg und www.internationaler-bund.de

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