Das Schicksal von 104 Millionen alten Handys

20.2.2018, 10:00 Uhr
Das Schicksal von 104 Millionen alten Handys

© Foto: Günter Distler

"Leute, wir brauchen Silizium", sagt Corinna und schaut ihre drei Freundinnen auffordernd an. Irgendwo da drin, in dem alten Klapphandy, soll das Material stecken. Emma dreht und wendet das Gerät. "Wir müssen es weiter aufmachen", sagt die 14-Jährige und nimmt die Plastikhülle ab.

Corinna, Emma, Jule und Marlen erkunden gerade das Handy, "das unbekannte Wesen". So nennt sich eine von zwölf Stationen des Handy-Parcours, den die vier Konfirmandinnen gerade durchlaufen. Denn in ihrer Konfi-Stunde in der Gemeinde Nürnberg-Mögeldorf ist heute die "Handyaktion Bayern" zu Gast. Dahinter steckt die kirchliche Organisation "Mission EineWelt" sowie das "EineWelt Netzwerk Bayern".

Sie wollen erreichen, dass wir mit Handys achtsamer umgehen. Denn in den Smartphones stecken jede Menge Rohstoffe. Das Silizium finden die Mädels zum Beispiel im Display oder im Prozessor. In Drähten und Leiterplatine steckt Kupfer, für den Akku werden Lithium und Kobalt verbaut.

Kinder schuften im Bergbau

Die Rohstoffe werden etwa in China, Australien, Chile oder im Kongo abgebaut – oft unter harten Bedingungen. Im Kongo etwa schuften Kinder und Jugendliche im Bergbau für drei bis vier Euro Lohn am Tag.

Zeit für die Schule oder Gesundheitschecks? Fehlanzeige! In einem Spiel schlüpft Tim in die Rolle eines solchen jungen Bergbauarbeiters. "Deprimierend" sei das gewesen, als er sich in die Situation reindachte.

Solche Ausbeutung verhindern will das "Fairphone". Das ist eine Firma aus den Niederlanden, die faire Handys herstellt. Die Macher schauen sich zum Beispiel genau an, woher ihre Rohstoffe kommen und wer sie abbaut. Und von jedem verkauften Gerät investieren sie 2,50 Dollar, um die Arbeitsbedingungen in den Fabriken zu verbessern.

Denn wusstet ihr, dass von dem Verkaufspreis eines Handys normalerweise gerade einmal ein Prozent als Lohn an die Arbeiter in den Fabriken geht? Solche Zahlen erhält man an den weiteren Stationen der Handyaktion.

Dort erfährt man auch, dass maximal drei Prozent aller Handys recycelt werden. Der Rest landet im Müll oder in der Schublade – und das meist schon nach 18 Monaten. Denn nur so lang benutzen wir unsere Handys im Schnitt, bevor wir ein neues kaufen.

Drei abgelegte Handys

Da können die Konfirmanden zustimmen: In Rebeccas Familie liegen sechs unbenutzte Handys rum. Auch Maximilian und sein Bruder horten jeweils drei alte Geräte, gesteht er. Damit sind sie nicht allein: "In ganz Deutschland schlummern 104 Millionen unbenutzte Handys in den Schubladen", weiß Cathérine Zins – bei 80 Millionen Einwohnern!

Deshalb hat die Mitarbeiterin der "Mission EineWelt" in Nürnberg auch eine konkrete Message für die Jugendlichen: Ihr könnt vielleicht nicht die Produktionsbedingungen der Handys ändern. Aber ihr könnt als Verbraucher bewusst handeln – denn was wir hierzulande tun, hat Auswirkungen auf andere Menschen weltweit.

Und wie soll das konkret gehen? "Wir können unsere Handys einfach länger nutzen, bevor wir uns ein neues holen", schlägt Simon vor. Außerdem kann man ein Handy wählen, das sich reparieren lässt und bei dem der Akku austauschbar ist.

Oder ihr kauft gleich ein gebrauchtes Handy. Und das alte? Das gibt man entweder an andere weiter oder entsorgt es richtig, etwa in den Sammelstellen der Handyaktion Bayern. Sie sorgt dafür, dass die Geräte recycelt werden.

Den Stationen-Parcours rund ums Handy können Schulklassen oder Jugendgruppen bei Mission EineWelt in Nürnberg gegen eine geringe Gebühr ausleihen. Mehr Infos auf www.bit.ly/2EEWEie

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