Der Schokodrucker

15.2.2016, 10:00 Uhr
Der Schokodrucker

© Fotos: Harald Sippel

Ganz langsam bewegt sich die Düse nach links und zieht eine feine Linie aus flüssigem Kunststoff. 0,4 Millimeter breit, um genau zu sein. Wieder zurück, einige Zentimeter nach rechts, dann wieder zurück. Immer und immer wieder. Ein leises Surren begleitet jeden Millimeter, den das orangefarbene Gebilde an Breite und Höhe gewinnt.

Ein Jahr lang hat Veit Götz aus Herzogenaurach an seinem 3D-Drucker getüftelt, der jetzt in einem kargen Physikraum steht. An der Freien Waldorfschule in Erlangen müssen alle Schüler Jahresarbeiten anfertigen, vergleichbar mit Seminararbeiten an anderen Schulen.

„Ich bin im Internet darauf gestoßen, als ich nach Themen gesucht habe“, erzählt Veit, der sich schon seit vier Jahren mit Programmierung beschäftigt. Eigentlich wollte er ein Regal bauen, das selbst Teile sortiert, entschied sich dann aber doch für den aufwändigeren Weg.

Insgesamt 200 Euro hat er in den folgenden Monaten ausgegeben, um alle Einzelteile zu kaufen, „bei Ebay und in China“. Vieles hat er aber auch auf dem Recyclinghof gesucht – und gefunden. Eingebaut sind beispielsweise alte PC-Netzteile.

App fürs Handy

Mit der handwerklichen Komponente war es freilich nicht getan. In ungezählten Stunden schrieb Veit eine eigene Software zur Kommunikation zwischen Computer und Drucker. Mit einer 3D-Modellierungs-Software kann er am PC jede beliebige Form erstellen, „das Programm zerlegt das Modell dann in Schichten und anschließend weiter in einzelne Bahnen, die der Druckkopf abfährt“. Inzwischen hat er zudem eine App entwickelt, um alles mit dem Handy steuern zu können.

Doch nicht immer lief alles so, wie es sich der Schüler vorstellte. In manchen Stunden haben ihn auch Zweifel gepackt, zum Beispiel an Weihnachten vor einem Jahr. Das Resultat: Veit hat alles noch mal komplett umgebaut.

Der Schokodrucker

Inzwischen hat Veit schon verschiedene Teile gedruckt. Doch damit soll längst nicht Schluss sein: Der große Traum ist süß – und besteht aus geschmolzener Schokolade. „Ich will bald Schokofiguren herstellen, ein Zuckerguss bei den Plätzchen hat dieses Weihnachten zumindest schon geklappt.“

Ein noch viel größerer Traum könnte sich für Veit ebenfalls bald erfüllen. Seit die Erlanger Nachrichten in ihrem Lokalteil einmal über seinen Drucker berichtet hat, sind viele auf ihn aufmerksam geworden. Vor kurzem war der 17-Jährige auf einer Bastler- und Tüftlermesse in München, um sein Projekt vorzustellen. Eine große Traube habe sich um seinen Stand gebildet, „viele waren begeistert, dass ich alles selbst gemacht habe und nicht aus einem Baukasten“.

Ein Fraunhofer-Institut in München hat ihm vor Ort ein Praktikum angeboten, im Sommer geht es auf die nächste Messe. „Und ein Unternehmen aus unserem Großraum hat mich gefragt, ob ich dort beim Ferienjob einen 3D-Drucker programmieren kann.“ Veit wird die Gelegenheit natürlich nutzen und Praxiserfahrung sammeln, bevor er nach dem Abitur Informatik oder Mechatronik studieren will.

Demnächst ein Heimspiel

Am 24. Februar hat er aber zunächst ein Heimspiel: In der Erlanger Heinrich-Lades-Halle wird er beim mittelfränkischen Wettbewerb von „Jugend forscht“ teilnehmen.

Eine halbe Stunde später zieht die Düse derweil noch immer ihre Bahnen. Das Gebilde hat längst an Höhe und Gestalt gewonnen. Die Luft rund um Veits Heiligtum riecht nach verbranntem Kunststoff, der auf bis zu 230 Grad erhitzt wird.

Ganz sauber hat der Drucker nicht gearbeitet. Den 90-Grad-Winkel, den er produzieren sollte, zieren feine Schlieren. Veit drückt ein paar Tasten auf dem PC und die Düse stoppt allmählich. Feierabend für heute. Mit der Zange zwickt der 17-Jährige die überschüssigen Teile ab. Bald will er ein Schaf in Händen halten, die Schwester wünscht es sich sehnlichst.

Wer mehr erfahren will: Weitere Infos zum Projekt, die schriftliche Jahresarbeit und Zeitraffer-Aufnahmen vom 3D-Druck gibt es auf Veits eigener Homepage www.3d-druck.16mb.com

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