Der Schreibtisch ist die Hauptperson

15.5.2018, 16:12 Uhr
Eva-Marias Schreibtisch  ist der Mittelpunkt ihres Blogs „Evas Bilderbuch“.

© Anne Cichon Eva-Marias Schreibtisch ist der Mittelpunkt ihres Blogs „Evas Bilderbuch“.

"Die Treppe hat noch mein Uropa eingebaut", erklärt Eva-Maria, während sie eine schmale, sehr steile Stiege zum Obergeschoss ihrer Wohnung erklimmt. Dann steht sie auch schon mitten in ihrem Reich: ihrem Arbeitszimmer.

Es ist ein geschmackvoll und modern in Grau- und Weißtönen eingerichteter, heller Raum. An der Wand steht ein langer Schreibtisch, der Hauptprotagonist ihres Blogs. Denn dort entstehen die meisten ihrer Fotos.

Vor knapp zweieinhalb Jahren – wenige Monate vor Beginn des ersten Semesters – startete die 23-Jährige "Evas Bilderbuch" auf Instagram. Sie veröffentlichte ein Foto ihrer ersten Lehrbücher.

Das kam auf Anhieb so gut an, dass sie weiterhin Updates aus ihrem Jurastudium mitteilte – etwa eine bestandene Klausur, eine fertige Hausarbeit oder auch mal das Belohnungseis in einer Lernpause. "Das motiviert mich und ich merke auch, dass es andere inspiriert, sich an den Schreibtisch zu setzen und zu lernen."

Und weil man bei Jura eben auch viel lernen muss – in Eva-Marias Fall zwei bis drei Stunden pro Tag und vor Klausuren auch einmal doppelt so viel – entstehen die meisten der Fotos an ihrem Schreibtisch. Mal mit Gesetzbüchern, mal mit Lernunterlagen oder eben auch mal mit dem Frühstück. Dass die Motive nicht so stark variieren, scheint ihre inzwischen über 20 000 Follower nicht zu stören.

Laut Statistik, die die 23-Jährige für ihr Instagram-Profil erstellen kann, sind knapp 90 Prozent der Besucher ihrer Seite weiblich und zwischen 18 und 24 Jahren alt. Und diese scheinen vielmehr daran teilhaben zu wollen, wie sie ihr Jura-Studium meistert. Oder es sind Kommilitonen, die sich über Erfahrungen zu bestimmten Prüfungen oder Praktika austauschen wollen.

Eva-Maria Bayerlein

Eva-Maria Bayerlein © Anne Cichon

Dabei hätte sich Eva-Maria fast nicht an Jura herangetraut. Zu groß war die Angst, es nicht schaffen zu können. So entschied sie sich zunächst für Wirtschaftswissenschaften.

Nach drei Semestern war ihr aber klar, dass sie damit nicht glücklich wird und wagte dann doch den Schritt ins Jura-Studium. "Das war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte. Ich gehe darin so richtig auf", schwärmt die junge Frau, "es ist ein sehr vielfältiger Studiengang und gar nicht so trocken, wie viele denken."

In der Kommentarleiste neben Eva-Marias Fotos taucht aber auch die ein oder andere kuriose Frage auf: So wollte etwa eine Person wissen, ob sie ihr nicht auch bei den Mathe-Hausaufgaben helfen könne.

Und regelmäßig loben die Seitenbesucher auch den Einrichtungsstil ihres Arbeitszimmers. Oder sie fragen, wo sie die Wandbilder in ihrem Arbeitszimmer oder die Schreibtischlampe gekauft habe. Oder sie wollen das Rezept des schnellen Mikrowellenkuchens wissen, der gerade auf dem aktuellen Foto zu sehen ist.

Aber macht denn so ein Blog nicht viel Arbeit? Ein Foto sei schnell gemacht und die kurzen Texte dazu sind auch fix geschrieben, erzählt Eva-Maria. Mehr Aufwand sei es die Kommentare und Fragen der Follower zu beantworten. Dafür nehme sie sich aber immer gern Zeit, etwa auf der Zugfahrt zur Universität nach Erlangen.

"Was man mit einem Bild erreichen kann, ist schon toll, aber es macht auch ein bisschen Angst", gibt die 23-Jährige zu. Sie passe daher ganz genau auf, was sie veröffentlicht und wie viel sie von sich selbst und ihrem Umfeld verrät. Negative Kommentare habe es bisher glücklicherweise aber kaum gegeben.

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