Der Weihnachtsmarkt-Check

13.12.2018, 17:58 Uhr
Der Weihnachtsmarkt-Check

© Montage: Ralph Meidl

Ewan Schück (16) in Fürth:

Ich gebe es zu: Ich habe den Weihnachtsmarkt in Fürth noch nie besucht. Ich bin schon gespannt, was er mir für 10 Euro zu bieten hat. Der wohlige, süße Duft von gebrannten Mandeln weht mir entgegen, sobald ich aus dem Bus aussteige. Der Markt ist nicht zu verfehlen!

Als ich unter dem roten Willkommens-Banner hindurchlaufe, komme ich mir vor wie im Märchen: In den Buden bietet einer Klamotten an, ein anderer verkauft Met, Glühwein und Punsch. Fast alle sind bärtige, mit spitzen Schuhen bekleidete Männer in Zipfelmützen. In einer Ecke können Kinder Esel streicheln, in der anderen verkauft eine Frau violetten Likör.

Ich bin auf Fürths Mittelaltermarkt gelandet? Auf der Freiheit? Wo das älteste Gebäude von 1905 ist? Ich laufe verwirrt weiter. Da fängt auch schon der Weihnachtsteil des Fürther Weihnachtsmarktes an. So, jetzt brauche ich erst mal einen Lebkuchen. Für zwei Euro verkauft mir Thomas Protze einen seiner heißgeliebten Elisenlebkuchen. "Der Mittelaltermarkt hat vor Jahren die Leute neugierig darauf gemacht, die Fürther Freiheit zu besuchen. Und wie man sieht, sind die Leute begeistert", erzählt er mir.

Dabei ist der Mittelaltermarkt nur ein Teil des Weihnachtsmarktes. Hinter ihm befinden sich dann Stände wie der von Herrn Protze, aber auch Buden mit glitzerndem Weihnachtsschmuck, fränkischen Bratwürsten und klassischem Glühwein.

Seit 68 Jahren betreibt Protzes Familie nun schon ihren Stand. "Ich kann mit Stolz behaupten, dass ich alle meine Süßwaren selbst herstelle. Wir sind eine der Familien, die hier schon am längsten da sind. Von manchen Kundenfamilien bedienen wir schon die dritte Generation!" Ich verspreche Herrn Protze, auf dem Rückweg noch mal vorbeizukommen, und mache mich auf den Weg, um "Drei im Weggla" und Glühwein zu finden.

Für fünf Euro bekomme ich beides und sitze kurz froh auf einer Bank, um mich mit Glühwein aufzuwärmen. Auch die drei Bratwürste brauchen sich geschmacksmäßig nicht in ihrem Weggla zu verstecken. Jetzt habe ich noch drei Euro übrig und verstehe die Bedeutung von Protzes Worten: Ich vermisse seine Lebkuchen jetzt schon. "Ja, so geht es den meisten Leuten", sagt Thomas Protze fröhlich, als er mich auf dem Rückweg am Stand entdeckt.

Doch was gehört für jemanden zum Weihnachtsmarkt, der ihn jährlich und hautnah miterlebt? "Das ist für jeden verschieden. Für den Kleinen ist es die Eisenbahn da drüben, weil er damit gerne um den Weihnachtsbaum fährt. Was für mich dazugehört, ist der Duft von gebrannten Mandeln genauso wie der von Bratwürsten und Glühwein." Und sein Nachbar mit seinem Schmuck mache sicher auch jemanden glücklich, "sonst wäre er nicht da. Wir gehören hier alle dazu!"

Mit diesen Worten und dem Lebkuchen im Mund gehe ich zurück zum Bus und schaue noch einmal auf das bunte Märchen: Wo Glühwein und Bratwurst Herz und Seele erwärmen, wo Herr Protze mir eine Serviette zum Lebkuchen gibt, und wo man von 10 Euro noch einen Euro mit nach Hause bringt, da ist Weihnachten nicht weit.

Yannik Ambrusits (17) in Erlangen:

Einladend erwartet der Erlanger Waldweihnachtsmarkt seine Besucher direkt vor dem Markgräflichen Schloss. Ich bin am Eröffnungstag gekommen, was noch mal mehr Gedränge und Ausweichmanöver vor Glühwein-Tassen als gewöhnlich bedeutet. Dennoch ist die Stimmung wegen der liebevollen Dekoration, der Kälte und dem süßen Geruch nach Glühwein schon sehr weihnachtlich.

Neben den 10 Euro habe ich auch reichlich Hunger mitgebracht. Ins Auge fällt mir neben den üblichen Essensangeboten die "Veggie-Hütte" mit Gerichten wie überbackenen Champignons oder Blumenkohl mit verschiedenen Soßen.

Aber auch beim Bratwurstbrötchen gibt es ausgefallenere Varianten wie eine Meerrettich-Bratwurst vom "Bratwursteuropameister 2014" Jürgen Reck. Ein Stück davon im Brötchen kostet 2,80 Euro, und es schmeckt tatsächlich außergewöhnlich gut.

Mit 7,20 Euro Restgeld und halbwegs gut gefülltem Magen geht es weiter zum Kinderpunsch. Neben der klassischen Kinderglühwein-Variante klingt auch ein Wichteltrunk interessant, aber ich entscheide mich für den Weihnachtsapfel für 3 Euro.

Zum Abschluss finde ich in einer kleinen Lebkuchenhütte auch die berühmten Elisen-Lebkuchen, zum Beispiel mit ganzen Mandeln für 2,50 Euro – nicht gerade billig, aber dafür auch um Welten besser als günstige Lebkuchen aus dem Supermarkt.

Die 1,80 Euro Restgeld reichen zwar nicht mehr für das Busticket nach Hause, aber der Besuch lohnt sich – allein schon für die leckere Meerrettich-Bratwurst.

Helke Rüder (20) in Nürnberg:

Seit ich vor zweieinhalb Jahren nach Nürnberg gezogen bin, war ich insgesamt dreimal auf dem Christkindlesmarkt. Das erste Mal in meinem ersten Winter, weil ich mir dachte, das müsse man sich an einem Samstagabend mal anschauen.

Im vergangenen Jahr war ich gar nicht dort, sondern habe zur Weihnachtszeit die Innenstadt gemieden. Dieses Jahr war ich direkt zweimal da – einmal mit meinen Eltern, die sich den berühmtesten Weihnachtsmarkt Deutschlands anschauen wollten, und jetzt, um den CKM mal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Selbst um 15 Uhr sind meiner Meinung nach schon viel zu viele Menschen auf dem Hauptmarkt unterwegs: Asiaten machen Selfies vor jeder Bude, ältere Damen fotografieren stolz mit ihrem Smartphone die Schrift über dem Eingang ab, Pärchen stehen lächelnd in der Gegend rum, bis zu der perfekten Sekunde, in der gerade niemand durchs Bild läuft, das sie strahlend vor dem Lebkuchenstand drölftausendsiebzig zeigt.

Als Weihnachtsmuffel schiebe ich mich grimmig durch die Massen, stelle aber überrascht fest, dass die Preise nicht so hoch sind wie erwartet – abgesehen von dem Becherpfand komme ich locker mit den 10 Euro aus. Außerdem finde ich noch überraschend Teile für Weihnachts- und Geburtstagsgeschenke.

Lebkuchen gibt es in allen Größen, Formen und Preisklassen, ich entscheide mich dann aber für einen Elisenlebkuchen mit weißer Schokolade. Diese Kombination kannte ich noch nicht, aber sie überzeugt mich – süß und würzig zugleich. Kinderpunsch kostet offenbar an allen Buden 2,50 Euro plus Becherpfand. Der, den ich probiere, ist ein wenig süß-klebriger als gewohnt, und obwohl ich süß mag, ist das doch etwas zu viel des Guten!

Außerdem habe ich – Asche auf mein Haupt – nach über zwei Jahren zum ersten Mal "Drei im Weggla" gegessen und gemerkt, dass ich nichts verpasst habe. Die Bratwürste waren mir zu grob, aber das Brötchen war ganz lecker.

Alles in allem war ich zwar von "Deutschlands berühmtesten Weihnachtsmarkt" positiv überrascht, sowohl von der Auswahl an den Ständen, als auch den Preisen. Aber für mich sind diese Menschenmassen einfach nichts - dann lieber ein kleiner gemütlicher Weihnachtsmarkt mit fünf Buden und sieben Menschen!

Julia Ahlfeld (19) in Ansbach:

Der Ansbacher Weihnachtsmarkt ist zwar nicht sehr groß, besteht aber sogar aus zwei Märkten: einer auf dem Martin-Luther-Platz und der zweite auf dem Montgelas-Platz. Das Besondere an dem Markt: Er ist auch noch nach Weihnachten bis 29. Dezember als Silvestermarkt geöffnet.

Auch die Preise sind nicht zu hoch. "Drei im Weggla" und einen alkoholfreien Punsch bekommt man hier für je drei Euro. Und dabei hat man noch die Auswahl zwischen zwei Punschvarianten, zusätzlich zur klassischen Geschmacksrichtung gibt es Apfelpunsch.

Brötchen und Punsch waren lecker, aber der Apfelpunsch unterschied sich dann im Geschmack doch nicht sonderlich vom Klassiker. Enttäuschend war allerdings, dass die Ansbacher Weihnachtsattraktion unsere dritte Kategorie nicht erfüllen konnte: Lebkuchen waren weit und breit nirgendwo zu finden.

Aber da von dem 10-Euro-Budget noch über ein Drittel übrig war, habe ich mir eine Waffel mit Puderzucker für 3 Euro gegönnt. Für mich persönlich ist das sowieso die bessere Alternative!

Am Ende des Besuchs hatte ich sogar noch einen Restbetrag von einem Euro übrig. Und dass ich keinen Lebkuchen bekommen habe, war nicht schlimm.

Julia Ahlfeld (19) in Lauf:

Klein, aber fein – so würde ich den vorweihnachtlichen Markt in Lauf beschreiben. Das Highlight für mich: eindeutig der wunderschöne, riesige Weihnachtsbaum mitten auf dem Oberen Marktplatz. Der Anblick von dem mit vielen Lichtern geschmückten Baum löst bei mir fröhliche Weihnachtsstimmung aus.

Die Preise machen den Besuch noch um einiges reizvoller. Nur zwei Euro kostet der Punsch, die regionalen Bratwürstchen im Brötchen haben mit drei Euro einen durchschnittlichen Preis. Und schon für unter einen Euro, genauer gesagt 85 Cent, bekommt man einen saftigen Elisen-Lebkuchen von Witte.

In Lauf kann man nicht nur gemütlich über den Markt schlendern und die niedlichen Buden anschauen, sondern sich auch richtig satt essen. In meinem Budget ist sogar noch ein Crêpe mit Nutella für drei Euro drin.

Allerdings muss man sich beeilen, wenn man die abendliche Stimmung auf dem Markt erleben möchte, denn um 19.30 Uhr schließen die Buden bereits.

 

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