"Die Dan-Prüfung war aufregend"

4.1.2017, 09:00 Uhr

© Stefanie Goebel

Die Bewegungen sind fließend und werden - zumindest in den Augen des Zuschauers - mit Leichtigkeit ausgeführt: wenn Jessica ihren Trainingspartner Jack bei einem Messerangriff am Arm packt, ihn um seine eigene Achse dreht und fast mühelos zu Boden schickt, um ihm das Messer abzunehmen.

Aikido ist keine Angriffssportart, sondern wird defensiv, also zur Verteudigung, ausgeübt. Der Grundsatz der Gewaltlosigkeit bedeutet, dass der Aikidoka mit den Kräften des Angreifers arbeitet und diese für sich nutzt. "Ich nutze den Schwung des Angreifers, bringe ihn aus dem Gleichgewicht und verwende auch seine Kraft gegen ihn", erzählt Jessica.

Die 17-Jährige ist durch ihren großen Bruder zu der Kampfkunst gekommen, damals war sie noch zu jung. Aber "Tobias probierte zu Hause einige Sachen aus und zeigte sie mir". Mit acht durfte Jessica dann auch mit dem Training bei Leo und Brigitte Beck beginnen.

Einmal pro Woche ging die Schülerin fortan in die Turnhalle nach Röthenbach. Erst als sie anfing, sich auf ihren ersten schwarzen Gürtel, den ersten Dan, vorzubereiten, trainierte sie auch in dem Trainingsraum in Buchschwabach. Dort haben die Becks 2008 nach eigenen Plänen ein Budo-Sporthaus gebaut. Der 58-jährige Leo macht seit 32 Jahren Aikido, dabei hat er auch seine Frau kennengelernt.

Leo war lange Jugendtrainer im größten deutschen Aikidoverband und berichtet auch stolz davon, dass er schon ein Buch geschrieben hat. Bis er seinen ersten Dan erreicht hat, vergingen zwölf Jahre. Heute haben er und seine Frau den dritten von fünf schwarzen Gürteln.

"Deshalb ist es auch so außergewöhnlich, dass Jessica in so jungem Alter schon ihren ersten Dan geschafft hat", sagt er. Die Schülerin sei außerdem sehr bewegungsbegabt und blieb trotz des hohen Lernwaufwands für das Gymnasium dabei, was er bewundert.

© privat

Den ersten Dan kann man übrigens erst mit 17 machen, für den zweiten muss man 21 Jahre alt sein. Im Vergleich zu den Gürteln – von weiß bis braun – sei der Schwarzgurt für die Elftklässlerin ein großer Schritt gewesen: "Bei der Prüfung war viel gefordert, zum Beispiel eine Theorieprüfung. Aufregend fand ich auch, dass die Prüfung von drei Prüfern bewertet wurde und nicht vom Trainer", erzählt sie.

Da Jessica nicht wusste,worauf diese Wert legen und was ihnen gefällt, konnte sie ihre Leistung nicht so gut einschätzen. "Ich war sehr erleichtert, als ich die Prüfung bestanden habe." Jetzt darf sie statt des weißen Hosenrocks für Schüler den schwarzen für den Meister tragen. Dieser heißt "Hakama".

Seit die Gymnasiastin den ersten Dan hat, geht das Training normal weiter. Es warten nun neue Herausforderungen auf sie. Die 90-minütige Einheit beginnen die Aikidokas mit einer kurzen Meditation, um sich innerlich auf das Training vorzubereiten.

Dann folgt das Aufwärmen: Der Kreislauf soll in Schwung kommen, zudem werden Falltechniken geübt. Das sieht aus, als würden die Teilnehmer Purzelbäume machen. Anschließend gibt es einen Technikteil, bei dem Brigitte und Leo zum Beispiel zeigen, wie man einen Messerangriff abwehrt.

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"Die Angriffe werden umgelenkt, niemand wird dabei verletzt", sagt Leo, den vor allem die runden Bewegungen, die Eleganz und Geschmeidigkeit beim Aikido faszinieren. Nach dem Cooldown klopfen sich die Teilnehmer noch ab und meditieren zum Abschluss.

Wie oft es Jessica momentan ins Training schafft, hängt auch von der Schule ab. Die 17-Jährige geht in die Oberstufe am Sigmund-Schuckert-Gymnasium, die "recht stressig ist, und fast täglich habe ich Nachmittagsunterricht". 2018 steht das Abitur an. Zudem hat sie noch weitere Hobbys wie Tanzen, Klettern Schwimmen oder Freunde treffen.

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