Die ersten Science Slams der Uni waren ein voller Erfolg

26.6.2014, 16:30 Uhr
Die ersten Science Slams der Uni waren ein voller Erfolg

© Uschi Hoja

Nein, das auf dem Bild ist nicht die Schlange bei der Erstsemesterbegrüßung im Erlanger E-Werk. Es ist die Schlange vor dem ersten Sciene Slam, den die Uni Erlangen-Nürnberg veranstaltet hat. Und sie bildete sich, weil die Besucher zunächst nicht eingelassen wurden. Der morgens getestete Beamer hatte kurz vor Beginn der Veranstaltung den Geist aufgeben, ein neuer war so schnell nicht zu finden.

Als es dann doch endlich losging, stellte sich heraus: Der Andrang war weitaus größer als gedacht/erhofft. Knapp 400 Gäste durften die Science-Slam-Premiere miterleben, etwa 200 weitere Interessierte bekamen keine Karte mehr! Wohl dem, der den Vorverkauf genutzt hatte.

Dem erwartungsvollen Publikum stellten sich dann fünf Teilnehmer mit folgenden Themen: Patrick Mullan (Master Informations- und Kommunikationstechnik): Bildkompression – oder wie kommt das Kamel durchs Nadelöhr?; Andreas Kirchmayer (Bachelor Nanotechnologie): Härte und Härtemechanismen – Das Problem mit dem Bier und der Toilette; Eike Schäffer (Master Maschinenbau und Wirtschafts-Ingenieurwesen): Lego oder Iron Man – Alles nur Kinderspielzeug?; Benedikt Kopera (Master Kulturgeographie): Glaube keiner Karte, die du nicht selbst gefälscht hast; Simon Bard (Master Wirtschaftsingenieurwesen): Der Dating-Algorithmus – Finde Deinen Traumpartner.

Zum Sieger kürte das Erlanger Publikum Patrick Mullan, der dann auch noch die zweite Veranstaltung tags darauf im – ebenfalls völlig ausverkauften – Saal des Nürnberger Museums für Kommunikation vor 200 Besuchern für sich entscheiden konnte. Allerdings fiel dieses Ergebnis weitaus knapper aus als am Vortag, nachdem alle Slammer über Nacht noch kräftig an ihren Vorträgen geschraubt hatten.

Was hinter dem Ganzen steckt,  schildet hier Initiator Philipp Schrögel:

Kann man Wissenschaft unterhaltsam und für alle verständlich erklären? Ich bin als Coach mit fünf Studierenden der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg angetreten, um dies zu beweisen. In einem Seminar des Zentralinstituts für Angewandte Ethik und Wissenschaftskommunikation trainieren wir das Präsentieren.

Wohl alle Wissenschaftler und interessierten Laien kennen die Situation: Eine recht vielversprechende Ankündigung lockt zu einem wissenschaftlichen Vortrag. Doch das Ergebnis ist ernüchternd. Eine lange und ermüdende Präsentation voller Fachchinesisch hinterlässt mehr Fragen als sie beantwortet.

Das Interesse am Thema ist danach erloschen, und die negative Erfahrung mit der unzugänglichen Wissenschaft wird von den Laien im Bekanntenkreis weitergetragen. Auch für die zumeist wohlwollenden Vortragenden ist diese Situation frustrierend.

Dass es auch anders geht, zeigen die in Deutschland immer beliebter werdenden Science Slams. Nach dem ersten deutschen Science Slam im Jahr 2006 in Darmstadt gibt es mittlerweile in über 60 Städten solche Veranstaltungen. Seit 2010 werden sogar jährlich deutsche Meisterschaften ausgetragen.

Angelehnt an das bekannte Format des Poetry Slams verbindet ein Science Slam Wissenschaftskommunikation mit Unterhaltung. Nachwuchswissenschaftler präsentieren ihr Forschungsthema vor einem bunt gemischten Publikum – verständlich, unterhaltsam und beschränkt auf jeweils zehn Minuten.

Die Zuschauer bewerten die Vorträge – in Erlangen und Nürnberg waren es zwei Kategorien. Eine Bewertung für „Science“, also die Verständlichkeit und den wissenschaftlichen Inhalt des Vortrages sowie eine zweite Bewertung für „Slam“, also die Kreativität und Unterhaltsamkeit.

Aus meiner Erfahrung als Moderator des Science Slams in Karlsruhe weiß ich, dass es sehr schwierig ist, Vortragende für den Slam zu finden. Aber ich war fest davon überzeugt, dass jeder sein Thema gut präsentieren kann.

Daher habe ich mich entschieden, als Lehrbeauftragter für das Schlüsselqualifikations-Seminarangebot der FAU einen Science-Slam-Workshop anzubieten. Das Seminar coachte die Teilnehmenden dabei, ihren Vortrag zu erstellen und ist auch als Studienleistung anrechenbar.

Mit den fünf Studierenden arbeitete ich seit Semesterbeginn daran, die Vorträge zu konzipieren und immer weiter zu verbessern. Die öffentlichen Science Slams in Erlangen und Nürnberg war quasi die Abschlussprüfung dieses Seminars. Gleichzeitig sollen die Veranstaltungen den Grundstein für eine regelmäßige Reihe von Science Slams der FAU legen.

Die Teilnehmer des Seminars einte der Wunsch, ihr Thema auf der Bühne zu präsentieren. Die Motivationen dazu sind vielfältig. Für Simon Bard, Master-Student im Fach Wirtschaftsingenieurswesen, ist es wichtig, „Erfahrungen beim Vortragen zu sammeln und das Interesse an einem Forschungsgebiet allgemein zu wecken“.

Er findet, dass man Science Slams aus wissenschaftlicher Perspektive nicht unterschätzen sollte. „Der Vortragsstil hilft dabei, in andere Forschungsgebiete zu schnuppern und seine Kommilitonen und deren Themen besser zu verstehen und sich dabei zu vernetzen.“

Der angehende Kulturgeograph Benedikt Kopera sieht durch die Slams auch die Möglichkeit, mehr Menschen mit Wissenschaftskommunikation zu erreichen. Für ihn gibt es eine gewisse Verpflichtung für Wissenschaftler, ihr Wissen einer möglichst breiten Öffentlichkeit vorzustellen: „Die Universitäten werden letztlich aus öffentlichen Mitteln finanziert.“

 

 

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