Die Königin des Kartenspiels

17.12.2018, 15:33 Uhr
Die Königin des Kartenspiels

© Foto: Eduard Weigert

Nord gegen Süd. West gegen Ost. Dummy mit Alleinspieler. Reizen und austeilen. Ihr versteht nur Bahnhof? Das geht den meisten so, wenn sie zum ersten Mal von dem Kartenspiel Bridge hören. Josephine nutzte das Internet, um sich darüber zu informieren.

Viele, auch Erwachsene, wissen nicht genau, was sich dahinter verbirgt. "Ich kannte den Begriff aus einem Theaterstück", sagt Sophie. Mehr wusste sie zunächst nicht. Tatsächlich wird gern in Krimis Bridge gespielt – nicht selten von älteren Damen und Herren. In einem Buch von Agatha Christie wird der Gastgeber eines Bridge-Abends ermordet.

Die Schüler haben Agatha Christie zwar noch nicht gelesen, waren aber trotzdem neugierig. Alle gehen in die 8m des Dürer-Gymnasiums, sind 13 Jahre alt und bleiben jeden Montag nach Schulschluss eineinhalb Stunden länger im Klassenzimmer. "Das Spiel ist sehr entspannend", sagt Philipp. Er findet, dass ein bisschen Gehirntraining auch nach der sechsten Stunde nicht schlimm ist.

Zwei bis drei Unterrichtseinheiten dauerte es, bis die Schüler die Grundregeln kannten. Die sind relativ simpel, aber es braucht eine Menge Zeit, bis man taktisch klug spielen kann.

Mini-Bridge heißt die leichtere Variante. Und diese üben die Achtklässler momentan. Dazu gehört zunächst, die Karten nach Farben und Rängen zu sortieren. 13 Karten bekommt jeder Spieler, die höchste Farbe ist Pik; das Ass ist der höchste Rang. Sobald die Karten verteilt sind, sortiert jeder seine – ohne dass der Gegenspieler sie einsehen kann. Das Ziel ist einfach erklärt: Wer die höchste Karte vor sich auf den Tisch legt, gewinnt die Runde. Das wird auch Stich genannt. Wer zum Schluss die meisten Stiche hat, bekommt Punkte. Die höchste Punktzahl gewinnt.

Warum machen die Mädels und Jungs das? "Wir haben in der Schule Schafkopf gelernt", erzählt Isabell. "Danach wollten wir ein neues Kartenspiel lernen und haben uns für die Bridge-AG angemeldet." Zunächst waren zehn dabei. Ein paar sind dann wieder abgesprungen.

Weltmeister als Lehrer

Das ist aber kein Problem, weil Bridge immer zu viert gespielt wird. Und mit Lehrer Roland Rohowsky gehen die Bridge-Runden genau auf. Der 51-Jährige wurde extra für die AG ans Dürer-Gymnasium geholt. Denn er ist nicht irgendwer: Roland Rohowsky ist Weltmeister. Er war mit 22 Jahren sogar der jüngste Weltmeister in der Bridge-Geschichte.

Bridge wird auch "die Königin des Kartenspiels" genannt, weil es besonders umfangreich und schwierig ist. Weltweit gibt es Bridge-Clubs, auch in Nürnberg. Dort geht es nicht selten ein wenig vornehmer zu. Auf den Tischen liegen Tischdecken; alternativ wird auf Filz gespielt. "Mir gefällt, dass man mitdenken muss", sagt Philipp. "Wenn man die Karten sortiert hat, muss man überlegen, welche Spielzüge man macht."

"Klar, es ist am Anfang ein wenig kompliziert, und wir wissen noch nicht alles", sagt Isabell, "aber es macht richtig Spaß." Vor ein paar Wochen haben sie und die Gruppe sogar an einem Bridge-Turnier teilgenommen. Wie es gelaufen ist? "Wir haben den Teamwettbewerb gewonnen", freut sich Isabell.

Das soll beim nächsten Mal wiederholt werden. "Bis dahin üben wir weiter", sagt Philipp. Auch die vielen Fachbegriffe müssen sie sich noch einprägen. Dummy ist im Bridge übrigens keine Puppe. Als Dummy werden Mitspieler bezeichnet, die Karten erst auf Befehl spielen. "Nord und Süd bilden ein Team; Ost und West auch", erklärt Philipp. Die Spieler werden somit nach den Himmelsrichtungen bezeichnet und sitzen sich gegenüber, "eigentlich ganz einfach", sagt der Schüler und grinst.

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