Die Universität Bayreuth prescht nach vorne

19.10.2015, 17:19 Uhr
Die Universität Bayreuth prescht nach vorne

© Foto: Richard Grams

„Getrickst“ wäre das falsche Wort. „Das Reglement konsequent ausgenutzt“, passt schon besser. Die offizielle Diktion der Uni Bayreuth (UBT) lautet: „Wir haben stärker als in früheren Jahren darauf geachtet, unsere Daten den strukturellen Besonderheiten des globalen THE-Rankings anzupassen.“

Dabei handelt es sich um eine Rangliste von Universitäten auf der ganzen Welt, die jährlich von Times Higher Education (THE), einem in London erscheinenden Magazin, erstellt wird. Die ersten Top 200 werden dabei einzeln aufgelistet, darunter finden sich die Unis in 50er-Gruppen wieder: 201 bis 250, 251 bis 300 und so weiter.

Angesichts von knapp 10 000 Unis auf der ganzen Welt (http://univ.cc/) ist es also durchaus eine Auszeichnung, unter den 800 gelisteten Unis des THE-Rankings aufzutauchen. Umso mehr, wenn man im Mittelfeld landet, und erst recht, wenn man auf einen Schlag gleich in die nächsthöhere Gruppe rutscht – wie jetzt die UBT.

Andere Definitionen

Nun sind für solche Sprünge – laut THE-Kriterien – Leistungen in Lehre und/oder Forschung, die internationale Vernetzung und die Reputation verantwortlich. Das Besondere in diesem Fall: „An all diesen Kriterien hat sich bei uns wenig geändert“, sagt UTB-Präsident Prof. Stefan Leible. „Wir haben lediglich den Fragebogen anders ausgefüllt als früher.“

Anlass dazu war Leible zufolge eine Modell-Studie des Auswärtigen Amtes zusammen mit den Unis Dresden und Tübingen. Dabei kam heraus: Angelsächische Unis definieren bestimmte Begriffe anders als deutsche. Und wenn sich eine deutsche Uni den angelsächsischen Sitten anpasst, kann sie im THE-Ranking enorm nach oben klettern.

„Da haben wir dann auch mal probiert,“ erklärt Leible. Ein konkretes Beispiel ist die Auslegung der Begriffe „academic staff“ und „research staff“, also der vom THE getroffenen Unterscheidung zwischen akademischem und Forschungspersonal.

Im angelsächsischen Universitätssystem ist es üblich, als „academic staff“ alle promovierten, unbefristet wissenschaftlich tätigen Mitarbeiter zu zählen. Im deutschen System sind nur Professoren, Vertretungsprofessoren und Akademische Räte gemeint. Zum „research staff“ zählt gemeinhin unbefristetes, aber bereits promoviertes Personal. Doktoranden werden, anders als in Deutschland, dabei nicht mitgerechnet.

Indem sich die UBT an der angelsächsischen Personaldefinition orientierte, sank die Zahl der „Akademiker“ und „Wissenschaftler“ im Vergleich zu der deutschen Auslegung aus den Vorjahren deutlich. Dies hat zwar einerseits ein schlechteres Betreuungsverhältnis von Wissenschaftlern zu Studierenden zur Folge.

Allerdings steigt damit jedoch unter anderem das Verhältnis der Publikationen pro Wissenschaftler. Der letztere Wert indes hat in den THE-Rankings eine weitaus höhere Gewichtung. Dadurch wurde das Ergebnis der UBT automatisch besser.

Natürlich legt Leible Wert auf die Feststellung, dass das alles nichts mit Manipulation oder gar falschen Zahlen zu tun hat. „Aber wenn sich eine Universität in Deutschland bei der Übermittlung ihrer Daten an angelsächsischen Strukturen und Standards orientiert“, so lautet sein Fazit, „dann kann sie in internationalen Rankings ihre tatsächlichen Stärken besser zur Geltung bringen.“

www.timeshighereducation. com/world-university-rankings

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