Drohne, Bagger, Schaufel, Kelle, Zettel

15.9.2016, 16:40 Uhr
Drohne, Bagger, Schaufel, Kelle, Zettel

© UFG/FAU

„So ein Loch nennen wir einen Schnitt“, erklärt Doris Mischka, „und solche Schnitte sind eine Grundlage unserer Arbeit: Wir graben nach den Überresten früher menschlicher Siedlungen von der Altsteinzeit bis zu den Römern.“ Doris Mischka ist Professorin am Erlanger Institut für Ur- und Frühgeschichte, abgekürzt UFG. Und UFG wiederum ist eines von drei Fächern, die den Bachelor-Studiengang Archäologische Wissenschaften tragen.

In Schnitten lernen und üben die Studierenden wichtige archäologische Methoden: „Für die spätere Auswertung ist es entscheidend, dass jedes einzelne Fundstück sorgfältig gereinigt und genau dokumentiert wird“, erklärt Doris Mischka: „Ist es eine Keramikscherbe, ein Steinartefakt oder Holzkohle, und wo lag es genau?“

Der Schnitt, um den es hier geht, liegt in Rumänien, in einer Gegend namens Moldau. Der Fundplatz ist benannt nach dem benachbarten Dorf Scânteia und stammt aus der Cucuteni-Kultur. Etwa 4300 vor Christus wohnten hier Menschen in Häusern aus Holz und Lehm. Sie lebten von Ackerbau und Viehzucht und hatten offenbar jede Menge Geschirr. Denn in diesem Schnitt kommen ungewöhnlich viele Scherben zum Vorschein – „typisch für Cucuteni-Siedlungen“, erklärt Doris Mischka.

Auf eine Forschungsgrabung wie in Scânteia dürfen nur Studierende mit, die bereits ein bisschen Erfahrung haben. Die sammeln sie zuvor bei Lehrgrabungen, die in der Regel in der Umgebung von Erlangen stattfinden. Dabei lernen die Studenten die Arbeit eines Archäologen kennen: Vermessung, Freilegen der Befunde mit Bagger, Schaufel, Spaten und Kelle, Fotografieren und Zeichnen.

„Unser neuestes Werkzeug ist eine Drohne“, sagt Doris Mischka, „damit können wir Senkrechtaufnahmen machen, mit deren Hilfe wir 3D-Geländemodelle erstellen.“ Die Drohne soll den Forschern auch dabei helfen herauszufinden, wo es sich überhaupt lohnen könnte zu graben.

Für diese sogenannten Prospektionen wird hauptsächlich die Geomagnetik genutzt. Eingriffe in den Boden wie zum Beispiel Gräben oder Mauern verursachen messbare Veränderungen des Erdmagnetfelds.

„In Scânteia haben wir herausgefunden, dass es dort weitaus mehr Häuser gab als bisher vermutet“, sagt Doris Mischka: „Denn die älteren, tiefer liegenden Häuser sind im Messbild schwächer zu erkennen.“

Extra-Infos

An der FAU besteht das Studium der Archäologischen Wissenschaften aus den drei Fächern Klassische Archäologie, Christliche Archäologie und Ur- und Frühgeschichte (Prähistorische Archäologie). Archäologie gibt es als Ein-Fach-Bachelor-Studiengang und als Zwei-Fach-Bachelor-Studiengang, in diesem Fall in Kombination mit einem zweiten Fach. Beide Studiengänge dauern sechs Semester.

Im Studium geht es um die zeitlichen und räumlichen Entwicklungen vergangener Gesellschaften. Dazu kommen moderne Erkundungs- und Ausgrabungsmethoden sowie Materialkunde anhand von Originalfunden aus Sammlungen der Uni.

Bachelor-Absolventen können entweder einen Master anschließen oder Jobs in Einrichtungen der Denkmalpflege, in Museen und in privaten Grabungsfirmen finden.

 

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