Ein Projekt, das alle voranbringt

12.2.2016, 10:00 Uhr
Ein Projekt, das alle voranbringt

© Thomas Correll

Was habt ihr bei dem Projekt genau gemacht?

Barbara Schalk (Bachelor-Studiengang Technikjournalismus): Ich habe einmal in der Woche bei der Awo in Nürnberg einen Deutschkurs für erwachsene Flüchtlinge aus Äthiopien, Syrien und Weißrussland gehalten. Es hat mich sehr beeindruckt, wie nett diese Leute sind, und wie schnell sie lernen.

Safiollah Fedaie (Master-Studiengang Werkstoffwissenschaften) und Anatol Maier (Bachelor-Studiengang Angewandte Mathematik und Physik): Wir haben beim Verein für sozialpädagogische Jugendarbeit in Nürnberg unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen Nachhilfeunterricht in Mathe, Physik und Deutsch gegeben. Deren Noten sind in der Zeit zum Teil deutlich besser geworden. Die meisten von ihnen wollen demnächst ihren Quali machen, und wir sind sehr zuversichtlich, dass sie den auch schaffen werden. Bis zur Prüfung betreuen wir unsere Jungs jetzt noch weiter.

Christine Rademacher (Professorin für Mathematik): Nicht alle Teilnehmer haben Nachhilfe gegeben. Andere waren bei der Gestaltung von Freizeitprogrammen aktiv, oder sie haben hinter den Kulissen bei den Kooperationspartnern, nämlich der Stadt Nürnberg und zahlreichen Verbänden der Freien Wohlfahrt, Konzepte für die Lernhilfe oder für die Aufklärung der Öffentlichkeit verbessert.

Wie wurden die Studierenden auf das Projekt vorbereitet?

Barbara Schalk: Zu Beginn des Semesters hatten wir ein Seminar, in dem wir einen fachlichen Überblick über das Asylverfahren in Deutschland und die aktuelle Situation von Asylsuchenden bekommen haben. Außerdem hatten wir Übungen in interkultureller Kommunikation. Bei unseren Einsätzen vor Ort sind wir von Mitarbeitern der Wohlfahrtsverbände und der gemeinnützigen Partner betreut worden.

Wie wurden die Studierenden und die Flüchtlinge zusammengebracht, und wo fanden die Treffen statt?

Doris Rosenkranz (Professorin für Soziologie): Die Studierenden konnten ihre Einsatzorte selbst auswählen. Die Zuordnung wurde von den Fachkräften vor Ort vorgenommen, ausgehend von der Nachfrage der Flüchtlinge und dem Interesse der Studierenden. Die Treffen selbst fanden entweder in den Räumen der Kooperationspartner oder in den Wohnungen der Flüchtlinge statt.

Welche Bilanz können die Projektpartner ziehen?

Doris Rosenkranz: Die Studierenden haben in Sachen Teamfähigkeit, soziale Interaktion und interkulturelle Kompetenz viel dazu gelernt.

Christine Rademacher: Wir haben von den Kooperationspartnern das Feedback bekommen, wie wichtig es ist, dass unsere Studierenden den Asylsuchenden den Kontakt zu jungen Menschen unserer Gesellschaft ermöglichen. Dabei lernen die Flüchtlinge junge Frauen als gut ausgebildete Respektspersonen kennen, sie erleben die Interaktion von Mann und Frau in unserer Gesellschaft und damit auch, was erlaubt ist und was nicht. Das Projekt erfüllt so eine ganz wichtige gesellschaftliche Aufgabe.

Der erste Durchlauf war rein ehrenamtlich. Gibt es Pläne, das Engagement der Studierenden auch mit ECTS-Punkten zu belohnen?

Doris Rosenkranz: Wir haben die Prüfungskommissionen aller Studiengänge der Hochschule angeschrieben, ob das Fach im jeweiligen Studiengang als allgemeinwissenschaftliches oder fachwissenschaftliches Pflichtfach anerkannt werden kann. Einige Prüfungskommissionen haben sich dafür ausgesprochen, andere Prüfungskommissionen wollen das Fach gezielt bewerben, wenn in ihrem Studiengang kein allgemeinwissenschaftliches Wahlpflichtfach vorgesehen ist.

Wie steht die TH zu dem Projekt?

Prof. Niels Oberbeck (Vizepräsident für Studium und Lehre): Das Projekt hat die volle Unterstützung der Hochschulleitung. Wir als Technische Hochschule wollen uns nicht nur auf fachlicher Ebene, sondern auch gesellschaftlich engagieren. Durch die Aktivitäten unserer Studierenden können wir direkt in die Stadtgesellschaft hineinwirken.

P.S. Das in Bayern einmalige Lehrangebot wurde von der Präsidentin des Bayerischen Landtags, Barbara Stamm, besonders gewürdigt. Bei einem Festakt an der TH überreichte sie allen Studierenden, die bei dem Projekt mitgemacht haben, ein entsprechendes Zertifikat.

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