Erlanger Sprinter darf zur Deutschen Meisterschaft

10.6.2015, 08:00 Uhr
Erlanger Sprinter darf zur Deutschen Meisterschaft

© Benjamin Huck

Erlangen an einem Dienstagabend im Frühsommer. Der Himmel ist dunkel bewölkt, es ist windig und hat 15 Grad. Aufwärmrunde auf der roten Tartanbahn des Turnvereins Erlangen am Europakanal.

Neun Jugendliche und junge Erwachsene sind zum Sprinttraining gekommen, einer sticht aus der Menge heraus. Der 19-jährige Lucien Aubry trägt ein enges, neongelbes Trikot, unter dem sich seine Muskeln abzeichnen. Für viele ist Lucien ein Talent, denn er sprintet die 100 Meter schneller als andere.

Sport hat Lucien schon immer Spaß gemacht. In seiner Kindheit hat er vor allem Fußball gespielt. Auf der Bertolt-Brecht-Schule in Nürnberg, die spezielle Programme für sportbegabte Schüler anbietet, kam er 2012 zum Sprinten. „Das erste Mal habe ich die 100 Meter in 11,20 Sekunden geschafft“, berichtet Lucien. Letzthin waren es sogar 10,49 Sekunden. Doch da hat der Rückenwind ein bisschen nachgeholfen, die Messung hat nicht gezählt.

Lucien trainiert das ganze Jahr über. Im Winter, bei Eis und Kälte, geht es in eine große Halle nach Fürth und öfter als im Sommer ins Fitnessstudio. Sobald die Temperaturen einigermaßen angenehm sind und das Wetter trocken ist, rennt er auf der roten Laufbahn am Sportplatz.

Fünfmal pro Woche trainiert Lucien. Viermal draußen auf dem Sportplatz richtiges Starten aus den Startblöcken und das Rennen auf der Bahn. Einen Abend pro Woche stärkt er seine Bein-, Bauch- und Rückenmuskeln im Fitnessstudio. Neben der Grundschnelligkeit ist auch die richtige Technik wichtig, weiß Luciens Trainer, der frühere Spitzen-Zehnkämpfer Jörg Lorenz. Denn wer aus dem Startblock startet, muss viel Kraft aufwenden und läuft erst einmal gebeugt los.

Nach ungefähr 30 Metern richtet sich der Sportler auf, rammt die mit kleinen Spikes bestückten Schuhe so stark wie möglich in die Tartanbahn und rennt so schnell es geht bis zur Ziellinie.

Wichtig sind auch Ausdauer und Kondition. Neben seiner Paradedisziplin, den 100 Metern Einzel, läuft Lucien auch in der Staffel. Über längere Distanzen tut er sich noch ein wenig schwer: „Mehrmals 100 Meter zu laufen, ist für mich kein Problem. Aber 200 Meter am Stück sind ganz schön anstrengend.“ Dennoch sind Pausen wichtig. „Als Faustregel gilt: pro zehn gelaufene Meter eine Minute Pause. Nach einem 100-Meter-Sprint sollten sich die Läufer also mindestens zehn Minuten Ruhe gönnen“, sagt Trainer Jörg Lorenz.

Das Ziel: Profisportler werden

Im vergangenen Jahr wurde Lucien bayerischer Meister über die 100 Meter der unter 20-Jährigen. Bei der deutschen Hallenmeisterschaft bekam er die Goldmedaille über 60 Meter. Für seine Erfolge wurde er zum Sportler des Jahres 2014 in Erlangen gewählt — bereits zum zweiten Mal hintereinander. Um fit zu bleiben, muss Lucien auch auf seine Ernährung achten. „Vor einem Wettkampftag sollte man besser keine Pizza essen, die liegt sonst schwer im Magen.“

Trotz des Trainings bleibt genug Zeit für die Schule. Seit kurzem geht er auf eine Fachoberschule in Nürnberg. Lucien will Profisportler werden und trainiert dafür hart. Fast jedes Wochenende fährt er zu Wettkämpfen in der Region, um eine magische Marke zu knacken: 10,60 Sekunden. Bei einem Wetkampf in Regenburg hat er genau deise Zeit erreicht. Damit darf er unterbieten im Juli bei der Deutschen Leichtathletik-Meisterschaft in Nürnberg starten. Wir drücken ihm die Daumen.

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