Fabelwesen fallen in Franken ein

11.8.2012, 10:00 Uhr
Fabelwesen fallen in Franken ein

© Tobias Stich

„Wir brauchen unbedingt frische Holzkohle, bekomme ich die hier?“, fragt der Krieger-Rekrut in seiner schwarz-roten Lederrüstung. Die Gestalt in der weißen Kutte antwortet donnernd und mit grimmigem Blick: „Sehe ich etwa aus wie der Trossmeister?“ „Nein, Herr! Entschuldigt bitte“, antwortet der Neuling kleinlaut, senkt sein Haupt und zieht rasch und unverrichteter Dinge von dannen.

„Ja ja, die Adeligen haben es wahrlich nicht leicht mit ihrem unerfahrenen Gefolge“, sagt Lagerchef Ser Chem und grinst. Im wahren Leben heißt der oberste Rollenspieler am Platz Bruno Wissenz und verdient sein Geld als Tanzlehrer und Kniggetrainer. Doch seit Dienstag befehligt er 150 junge Teilnehmer (von zwölf bis 21 Jahre) und 50 erwachsene untergebene Helfer. Sie tauchen beim Live-Action-Rollenspiel „Felder der Ehre“ in eine fremde Welt voller Mythen, Fabelwesen und epischer Gefechte ein. „Alles natürlich nur gespielt“, versichert Ser Chem.

Das muss er auch, denn für Außenstehende mag das Schauspiel am Waldrand von Morschreuth martialisch anmuten: Dutzende Krieger tummeln sich auf einer großen Wiese, marschieren im Gleichschritt, nehmen Kampfposition ein und zücken Schwerter, Knüppel und Streitäxte. Plötzlich stürmen sie aufeinander los. Kurz darauf liegen einige Jugendliche am Boden.

„Unser Live-Rollenspiel ist in der fantastischen Welt Selbion angesiedelt, die sehr an das Mittelalter erinnert“, schreit Ser Chem über das Getöse und Gebrüll der Schlacht hinweg.

Lernen mit Unterhaltungswert

„Passieren kann aber nichts, keine Angst! Unsere Waffen sind alle aus Tüv-geprüftem Schaumstoff mit Latexüberzug.“ Auf drei Meter wirke das täuschend echt, sei aber völlig ungefährlich, erklärt der Chef.

Während auf der Wiese der Kampf Gut gegen Böse tobt, hat sich die Elfe Tyelperin (steht für „Fürstin“) Nim‘Meril Saeleth Fainethiel aus dem Hause Aerin in ihr ruhiges Zelt zurückgezogen. Eintreten darf nur, wer das richtige Codewort nennt. „Und Menschen sind hier eigentlich gar nicht gern gesehen“, sagt die blonde Schönheit mit den spitzen Ohren.

Im wahren Leben heißt die Herrscherin der edlen Hochelfen Sonja Hammes. Die Coburgerin studiert gerade Medien- und Theaterwissenschaften und sieht das Rollenspiel als Ausgleich zum Lernen. „Wobei das Lernen und Lehren hier tragende Rollen spielen“, sagt Nim’Meril. Nicht nur, dass sich die Teilnehmer durch ihr Leben im Zeltlager mit Teamfähigkeit, Konfliktbereitschaft, Selbstbewusstsein und dem Gedanken der Zivilcourage auseinandersetzen.

Neben den Plots, den kleinen Aufgaben und Rätseln, die die Teilnehmer während des sechstägigen Zeltlagers lösen dürfen, stehen auch Lehrstunden auf dem Programm. So erfahren die Waldläufer, welche Kräuter gegen Mückenstiche helfen können. Andere Charaktere lernen, in der Wildnis ohne Strom und fließend Wasser zu überleben — und das mit Unterhaltungswert. „Unser Spiel soll ja in erster Linie Spaß machen“, erklärt Lagerchef Ser Chem. „Nach sechs Tagen ohne Dusche stinkst du zwar wie ein Bär; aber die Erfahrungen, die man hier sammelt, machen das locker wett.“

Mehr Infos zum Rollenspiel „Felder der Ehre“ könnt ihr unter www.ecw-event.de abrufen. Zudem gibt's hier eine Fotostrecke für euch:

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