Faszination Fechten

16.12.2015, 10:00 Uhr
Faszination Fechten

© Foto: André De Geare

Die Maske ist aufgesetzt, die E-Weste, die eine leitende Oberfläche besitzt und die gesamte gültige Trefffläche bedeckt, an den Stromkreis angeschlossen. Das Übungsgefecht kann beginnen. Konzentriert stehen sich die beiden Kontrahenten in der Otto-Lilienthal-Schule in Fürth gegenüber. Dann der erste Angriff, und das Florett trifft die Weste: Treffer für Nikolai Djawadi.

Neben dem Florett kommen beim Fechten Säbel und Degen als Waffen zum Einsatz. Auch im Training entscheidet jeder Treffer über Sieg oder Niederlage. Ein Gefecht besteht aus Vorrunde und Direktausscheidung. Die Vorrunde dauert drei Minuten, und es müssen fünf Treffer erfolgen. Die Direktausscheidung nimmt drei mal drei Minuten in Anspruch, zum Sieg sind 15 Treffer nötig.

Das weiß der 14-jährige Erlanger allzu gut, denn er ist bereits fünffacher Bezirksmeister in Mittelfranken im Einzel, dreifacher bayerischer Meister im Team und holte bei diesen Meisterschaften ebenfalls zweimal Bronze im Einzel. Turniere auf landesweiter Ebene dürfen gefochten werden, wenn die Turnierreifeprüfung bestanden ist. Für die Deutschen Meisterschaften qualifiziert man sich über die Länder-Ranglisten.

Nikolai belegt in der bayerischen Rangliste den 3. Platz. Für die Turniere sind Nikolai und seine Eltern in ganz Süddeutschland unterwegs. „Meine Eltern sind immer mit dabei und unterstützen mich — vor allem seelisch“, sagt der junge Fechter. Seine Freunde ermutigen ihn ebenfalls, finden es jedoch übertrieben, dass Nikolai auch am Wochenende seine Zeit für den Sport opfert.

Nikolai geht in die 9. Klasse am Marie-Therese-Gymnasium in Erlangen. Seine Lieblingsfächer sind Deutsch und Geschichte. „Deutsch fällt mir leicht, und in Geschichte lerne ich viel über alte Kulturen und die Neuzeit“, erklärt Nikolai.

Sein Nachname Djawadi stammt übrigens aus dem Persischen, denn sein Vater ist im Iran aufgewachsen und mit acht Jahren nach Deutschland gekommen. Um das Fechten zu erlernen, brauchte Nikolai nur ein Jahr. András Szabó, Trainer beim Fechtclub Fürth und selbst erfahrener Fechtmeister, erkannte das Talent des jungen Erlangers und förderte ihn. Deshalb konnte Nikolai bereits nach einem Jahr seine Turnierreifeprüfung ablegen. Normalerweise wird diese nach eineinhalb bis zwei Jahren Training absolviert.

Das Besondere am Fechten sind für Nikolai: „Diese ganzen verschiedenen Komponenten, die man braucht, sowohl mental als auch körperlich. Dann noch Fähigkeiten wie Schnelligkeit, Reaktion und Kampfgeist.“

Der Gymnasiast trainiert drei- bis viermal in der Turnhalle der Otto-Lilienthal-Schule, davon zweimal alleine. In den 30-minütigen Einheiten kann Nikolai vor allem sehr intensiv an seiner Technik arbeiten. In der Gruppe geht es mehr um Gefechtssituationen und die Beinarbeit. „Fechten ist ein sehr anstrengender Sport. Unter Kleidung und Maske ist es sehr heiß“, erzählt Nikolai.

Faszination Fechten

© Foto: André De Geare

Mit acht Jahren hat Nikolai seine Leidenschaft fürs Fechten entdeckt. „Ich war noch nie so richtig ein Fußballer und bin dann über Freunde zum Fechten gekommen“, erzählt Nikolai. „Damals wusste ich noch gar nicht, was Fechten ist und habe mir ein Video dazu auf YouTube angeschaut.“

Anschließend ging es zum Probetraining zum Fechtclub Fürth. In seiner Heimatstadt Erlangen gibt es zwar auch einen Verein, aber dort kann man erst ab 14 Jahren anfangen. „Nach dem ersten Training war ich noch nicht so begeistert vom Fechten, aber dann habe ich es einen Monat lang ausprobiert — danach war ich Feuer und Flamme“, sagt Nikolai.

Für seine sportliche Zukunft hat sich der 14-Jährige ehrgeizige Ziele gesetzt: Er will national und international so weit wie möglich kommen. „Ich möchte gerne jedes Jahr an den Deutschen Meisterschaften teilnehmen und dort möglichst gut abschneiden“, sagt Nikolai. „Natürlich träumt man als Fechter auch davon, einmal bei den Olympischen Spielen dabei zu sein.“ Professioneller Fechter will Nikolai später aber nicht werden, sondern lieber Journalismus oder Jura studieren. Weil: „Mit Fechten kann man kein Geld verdienen“, betont der Schüler. Schließlich sei Fechten noch immer eine Randsportart, in der es an allen Ecken und Enden am Geld fehle.

Außerdem gebe es zu wenige Sponsoren, die auf Vereinsebene und international agieren, berichtet der 14-Jährige. Das Übungsgefecht entschied Nikolai Djawadi nach zwölf Minuten mit Vorrunde und Direktausscheidung übrigens für sich.

Kennt ihr auch jemanden, der etwas besonders gut kann, und über dessen Talent wir auf der Extra-Jugend-Seite berichten sollten? Dann schreibt uns eine E-Mail an nn-xtra@pressenetz.de Wir freuen uns über eure Vorschläge!

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