Flixbus-Gründer erzählt Erfolgsgeschichte in Ansbach

20.6.2018, 22:19 Uhr
Flixbus-Gründer erzählt Erfolgsgeschichte in Ansbach

© Foto: Isabella Fischer

Die Hauptperson des Abends steht noch im Stau, da platzt das Hans-Maurer-Auditorium an der Hochschule Ansbach bereits aus allen Nähten. Viele Studenten, Professoren und externe Gäste sind gekommen, um dem Fernbus-Pionier zuzuhören. Sie wollen wissen, wie er sein Unternehmen in wenigen Jahren von einem regionalen Start-up zum europaweit tätigen Marktführer gebracht hat.

Busse ähnlich sexy wie Klobrillen

Schon während seines Studiums in Wirtschaftsinformatik wollte Daniel Krauss unternehmerisch tätig sein. "Die Gründung von Flixbus war eigentlich eine Schnapsidee", erzählt er rückblickend. Sein Schulfreund André Schwämmelein ist 2011 im Fürther Stadtrat aktiv und liest den Koalitionsvertrag. Darin schreibt die Bundesregierung, dass sie plant, das Bahnmonopol in Deutschland zu streichen und so den Markt für Fernbusse zugänglich zu machen. "Busse waren damals ähnlich sexy wie Klobrillen. Aber man kann auch Klobrillen aufhübschen – das war dann unsere Mission", sagt Krauss. Gemeinsam mit Schwämmelein und Jochen Engert gründet er 2013 das Unternehmen Flixbus.

Die Anfangszeit der drei ist alles andere als glamourös. In einem zehn Quadratmeter kleinen Büro tüfteln sie Tag und Nacht an Fahrplänen und ihrer Vision, umweltfreundliche Mobilität zu günstigen Preisen für jeden Passagier zugänglich zu machen. An Work-Life-Balance ist seitdem nicht mehr zu denken: "Wir haben unser Leben an die Firma verkauft, das geht jetzt schon seit sechs Jahren so", sagt der 34-Jährige.

Kleines Unternehmen mit einer Stärke: Flexibilität

Darüber beschweren will er sich nicht. Anfangs, erzählt er, hätten sie sich gefühlt wie im Boxring. Wie David gegen Goliath. Die Konkurrenz versuchte sie einzuschüchtern und vom Markt zu drängen. Doch das damals noch kleine Unternehmen sah seine Stärken eben gerade in seiner Größe. Dadurch hätten sie flexibler auf Veränderungen reagieren können, sagt Krauss. Diese Flexibilität sei auch heute noch zentraler Bestandteil der Unternehmenskultur.

Seit der Gründung hat das Unternehmen mit seinen quietschgrünen Flixbussen über 110 Millionen Menschen in 27 Ländern quer durch Europa befördert und beschäftigt mit den Buspartnern knapp 10.000 Mitarbeiter. Seit 2018 will es mit "Flixtrain" der Bahn auch auf den Schienen Konkurrenz machen. Die Gründer wollen sich nicht auf ihren Erfolgen ausruhen. Auch bei Flixbus laufe selbstverständlich nicht alles wie am Schnürchen, erzählt Krauss. Wegen verspäteter Busse, ausgefallenen Fahrten oder verlorenem Gepäck müssen sie viel Kritik einstecken. "Unser Laden ist noch lange nicht perfekt, da will ich keinen Hehl draus machen", sagt Krauss. Probleme und Fehler seien für ihn Motivation, das Unternehmen immer weiter verbessern zu wollen.

Angriff auf dem US-Markt

Anfang Juni haben sie den Sprung über den Atlantik gewagt und versuchen nun, auch auf dem US-amerikanischen Markt anzugreifen. Anfang des Jahres ist außerdem der ehemalige Finanzchef von Air Berlin, Arnd Schwierholz, in die Führungsriege bei Flixbus mit eingestiegen.

Krauss erzählt skurrile Anekdoten, etwa von Gästen, die einen Bus gemietet haben, um darin zu heiraten oder von einem Busfahrerpaar, das sich das Logo des Unternehmens tätowieren hat lassen. Aus seinem Studium habe er einiges für den späteren Job mitnehmen können, vieles hätten sie sich aber auch selbst beigebracht. Er rät den Studenten: "Wer eine coole Idee hat, sollte sie ausprobieren. Es gibt nichts zu verlieren." Sein Wunsch wäre: "Irgendwann soll 'flixen' genauso wie 'googeln' im Duden stehen."

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