Fünf Konzerte vor indischem Publikum

29.5.2018, 16:22 Uhr
Fünf Konzerte vor indischem Publikum

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Es ist beeindruckend, was die 16-jährige Schülerin bei unserem Gespräch erzählt: Wer kann schon von sich behaupten, dass er eine Sechs-Tage-Woche hat, ohne ein Gehalt dafür zu bekommen? Trotzdem berichtet Annika Elsässer von ihrem Alltag mit einem Lächeln im Gesicht – und voller Begeisterung.

Die Jugendliche geht von Montag bis Freitag auf das musische Christian-Ernst-Gymnasium (CEG) in Erlangen und fährt samstags nach Würzburg, um dort als Jungstudentin an der Musikhochschule zu studieren. Das bedeutet viel Stress für die Schülerin. Aber Annika bekomme alles gut unter einen Hut, meint sie.

Klarer Plan für die Zukunft

Ihr sei das Abi wichtig für ihre Zukunft, die sie schon genau vor Augen hat: ein Musikstudium mit dem Schwerpunkt Violine. "Für den Bachelor kann ich mir das Frühstudium anrechnen lassen, aber das ist natürlich nicht so intensiv wie ein Vollzeitstudium. Da hat man viel mehr Zeit zum Üben." Momentan kommt sie zum Teil erst spät von der Schule nach Hause und dann heißt es noch: lernen und üben. Das ist kein Spaziergang, weiß Annika.

Im Alter von zwei Jahren wollte sie schon Geige lernen. Damals hörte sie "Peter und der Wolf" auf Kassette und war fasziniert von dem Instrument. "Meine Eltern dachten, das sei eine Laune von mir. Als ich mit vier immer noch danach fragte, haben wir einen Lehrer gesucht." In der Musikschule in Fürth gab es ein Angebot für Kinder, die nach der Suzuki-Methode unterrichtet wurden.

"Dabei wird das Gehör trainiert, erst später habe ich das Notenlesen gelernt", sagt Annika, die dadurch aber ein absolutes Gehör bekommen hat. Momentan geht die Schülerin in die 11. Klasse des musischen Gymnasiums in Erlangen – wenn sie mal da ist. Denn die begabte Jugendliche wurde vor einem Jahr im Bundesjugendorchester aufgenommen.

"Meistens passiert das im Anschluss an das Bundesfinale von ,Jugend musiziert‘", meint Annika, die erst mal eine Prüfung ablegen und die sogenannte Probearbeitsphase überstehen musste. "Das ist ganz schön stressig, weil man ständig beobachtet wird", sagt sie. Aber Annika konnte überzeugen und ist nun festes Mitglied.

"Vier Wochen vor jeder Arbeitsphase bekommen wir die Noten zugeschickt und studieren diese selbst ein. Es wird perfektes Können erwartet." Dann ist eine Woche Zeit, um an Zusammenspiel und Ausdruck zu arbeiten, bevor es auf Tournee geht.

Begeisterte Kinder

Im Januar ging es für zwei Wochen und fünf Konzerte nach Indien. "Die Luft war dort sehr stickig, und auf den Straße mussten wir uns gegenseitig anbrüllen wegen des Lärms", berichtet die 16-Jährige von ihren Erlebnissen. "Die Leute waren total hilfsbereit, und die Kinder schüttelten uns begeistert die Hand, das war krass!"

Das Publikum bei den Konzerten war auch ganz anders. "Die Inder sind westliche Musik ja nicht gewöhnt, zudem gab es nur einen richtigen Konzertsaal in Mumbai. Einmal saßen wir auf Gartenstühlen mit weißen Überziehern." Und beim Zoll wurde die Gruppe aufgehalten, weil die Beamten Musikinstrumente wie Oboe und Fagott nicht kannten.

Annika ist froh, dass ihre Schule keine Probleme wegen der vielen Fehlzeiten macht. "Ich musste zwar viel nachschreiben, aber die Reise war das wert", sagt sie. Schwierig war eher, "die Umstellung vom Tourneeleben in den Schulalltag. Es ist was anderes, in der Klasse zu sitzen als ständig Musik zu machen."

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