"Für andere da sein – das macht mir Spaß!"

30.8.2018, 16:27 Uhr
Einmal pro Woche gibt Karolina den Kindern einer irakischen Flüchtlingsfamilie Nachhilfeunterricht.

© Anestis Aslanidis Einmal pro Woche gibt Karolina den Kindern einer irakischen Flüchtlingsfamilie Nachhilfeunterricht.

Die Freude am sozialen Engagement entdeckte Karolina bereits in der Schulzeit. Als Jahrgangssprecherin trat sie für die Anliegen ihrer Mitschüler ein. Und auch nach ihrem Schulabschluss wollte sie sich weiterhin für andere einsetzen.

Deshalb ist Karolina jetzt Patin für eine irakische Familie. Gemeinsam mit einer anderen Patin unterstützt sie die Eltern und ihre vier Kinder bei alltäglichen Aufgaben. Karolina widmet sich dabei vor allem den Kindern und kümmert sich um schulische Fragen und Probleme.

Der irakische Vater hatte vor seiner Flucht eine Kriegsverletzung erlitten und kam 2015 nach Deutschland. Ein Jahr später folgte seine Familie nach. Heute haben sie sich in Deutschland eingelebt, wurden mittlerweile anerkannt. Die Kinder gehen alle in die Schule.

Einmal in der Woche besucht Karolina die sechsköpfige Familie. Dann lernt sie mit den Kindern, mal für Mathe, mal für Deutsch oder Biologie. Und wenn eine Prüfung ansteht, kommt Karolina auch spontan vorbei. Den Unterrichtsstoff bereitet sie zuhause in ihrer freien Zeit vor. Aber das sei gar nicht so schwierig, erzählt sie, "denn meine eigene Schulzeit ist ja noch nicht so lange her".

Übungen zu "Der, die, das"

Außerdem übt sie mit allen gemeinsam Deutsch. Dann spielen sie zum Beispiel "Der, die, das" und ordnen den verschiedenen Nomen ihre Artikel zu. Die Kinder sollen so spielerisch die Sprache lernen.

Und da sind sie schon ziemlich fit, auch die Kleinste spricht fast fließend Deutsch. Sie wurde voriges Jahr eingeschult. Die älteste Tochter der Familie geht in die 7. Klasse des M-Zweiges und strebt den Realschulabschluss an. Auf "ihre" Kinder ist Karolina ziemlich stolz.

Denn die jungen Iraker haben es nicht immer leicht. Die älteren Kinder müssen nicht nur Deutsch, sondern auch Englisch lernen. Eine große Herausforderung in einem neuen Land, in dem alles anders ist. Aber Karolina hilft ihnen, wo sie nur kann. Und ihre Arbeit als Familienpatin mache ihr Spaß, sagt sie, denn sie habe das Gefühl, etwas zurückzubekommen.

Mit der Zeit hat sich nämlich ein richtig familiäres Verhältnis zwischen der Familie und der Studentin entwickelt. Für die irakische Mutter ist die junge Frau wie ein fünftes Kind. Oft essen sie gemeinsam oder grillen mit Karolinas Familie.

Die Stelle als Patin für eine Familie hat Karolina über das Zentrum Aktiver Bürger (ZAB) gefunden. Dort hat die Familie nach einer Nachhilfe für ihre Kinder gesucht. Karolina wiederum war auf der Suche nach einem Ehrenamt speziell in der Flüchtlingshilfe und hatte sich beim ZAB gemeldet. Danach lief alles sehr unkompliziert ab.

Schon bald konnte sie die Familie kennenlernen. "Ich wollte praktische Erfahrungen sammeln, denn ich möchte nach dem Studium im Bereich Migration arbeiten", erzählt sie. "Außerdem wollte ich anderen helfen und mich engagieren." Nach ihrem Studium kann sie sich eine Stelle beim Bamf oder bei der Stadt vorstellen.

Zurzeit absolviert sie ein Praktikum in der Stabsstelle für Bürgerschaftliches Engagement der Stadt Nürnberg. "Darauf bin ich gekommen, als ich für mein Studium eine Hausarbeit über die Integration von Flüchtlingen in Nürnberg geschrieben und dort ein Interview geführt habe", berichtet Karolina.

Darüber hinaus ist sie schon länger als Multiplikatorin für die "Mission Eine Welt" tätig. Dabei leitet sie Seminare zu entwicklungspolitischen Themen. Beispiele sind der Fairtrade-Handel oder die Arbeitsbedingungen auf Obstplantagen in Dritte-Welt-Ländern.

Nebenbei arbeitet sie außerdem beim Institut für Politische Wissenschaft der Uni Erlangen-Nürnberg. Um dorthin zu pendeln, braucht sie schon auf dem Hinweg eine Stunde.

In ihrer Freizeit geht Karolina vier bis fünf Mal die Woche ins Fitnessstudio, das hilft ihr beim Abschalten. Zuhause in Buchschwabach hat ihre Familie drei Esel, ein Pferd, eine Katze und eine Schildkröte. Und wenn sie Zeit dafür hat, dann reitet sie auch mal auf dem Pferd ihrer Mutter.

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