Fußball ist Vanessas Leben

6.7.2018, 10:00 Uhr
Fußball ist Vanessas Leben

© Ladislav Pilar

Das Fußballfieber ist bei der Familie Fudalla in Nürnberg nicht erst seit der Weltmeisterschaft in Russland ausgebrochen. Die 16-jährige Vanessa und ihr elfjähriger Bruder Tobi können jetzt zwar keine weiteren Spiele ihres Lieblingsteams Argentinien verfolgen, aber der Fußball wird trotzdem immer zugegen sein.

Im Flur sind in einem Regal Vanessas Fußballschuhe aufgereiht – von klein bis groß. Darüber warten Fußbälle auf ihren Einsatz. Im Wohnzimmer stehen über dem großen Fernseher Pokale; und Vanessas Zimmer beherbergt die wichtigsten Pokale, Medaillen und Urkunden. Wie viele das sind, lässt sich auf die Schnelle nicht zählen. "Der Rest befindet sich in Kisten", meint Vanessas Mutter.

Ihre Kinder haben den Fußball quasi in den Genen. Beide Eltern waren früher aktive Fußballer, Vanessas Mutter spielt noch in einer Privatmannschaft und trainiert den jüngeren Bruder beim VfL Nürnberg. "Ich habe schon als kleines Kind lieber mit einem Ball gespielt als mit einer Puppe", erzählt die 16-Jährige schüchtern.

Mit Jungs trainieren

Mit fünf Jahren durfte sie dann in den Fußball-Verein und spielte bis 14 in einem gemischten Team mit Jungs. Das gefiel Vanessa gut, da die Jungs auf einem höheren Niveau trainieren. "Sie sind schneller, stärker, und es gibt mehr Körperkontakt", sagt sie. Zudem profitierte sie davon.

Denn nach zwei Jahren in der U17 des 1. FC Nürnberg wechselte sie im vorigen August zum FC Bayern München. Erst in die U17, und seit Winter in die 2. Damenmannschaft, die in der 2. Bundesliga spielt.

Fußball ist Vanessas Leben

© Peter Fudalla

"Da war ich letztes Jahr die Jüngste. Das Niveau ist sehr hoch, die Erwachsenen sind größer, körperlich robuster und noch schneller", berichtet Vanessa, die in der Mannschaft nun unter enormem Druck steht. Sie hat Leistung zu bringen, denn die Konkurrenz schläft nicht.

Doch neben der Fußball-Karriere ist da noch etwas anderes im Leben der 16-Jährigen: die Schule. Von Montag bis Donnerstag hat Vanessa bis kurz vor vier Uhr Unterricht, am Freitag bis eins; dreimal in der Woche steht vor der Schule Training auf dem Programm: Da werden Pässe, Torschüsse und Spielformen geübt, und zum Abschluss wird eine Runde Fußball gespielt. Zudem sind noch Stabilisations- und Krafttraining auf dem Plan.

"Die Ausdauer trainieren wir eher im Verein", meint Vanessa – und zwar am Mittwoch, Donnerstag und Freitag in München. Nach der Schule geht es für die 16-Jährige und einen Elternteil auf die Autobahn. "Wir wechseln uns mit dem Fahren ab", berichtet der Vater. Auf dem Weg zum FC Bayern macht die Zehntklässlerin ihre Hausaufgaben. "Ich habe gute Noten. Mit dem Lernen habe ich keine Probleme", sagt sie. Ihre Lieblingsfächer sind Latein und Mathe.

Mehr Zeit für das Abitur

Ihre Schule – das Bertolt-Brecht-Gymnasium Nürnberg – ist auf Leistungssportler eingestellt. So hat Vanessa die Möglichkeit, die letzten zwei Schuljahre bis zum Abitur in drei Jahren zu absolvieren. Das nimmt etwas den Stress raus. Denn auch am Wochenende ist die Zeit durch den Fußball knapp, weil dann Spiele und Turniere anstehen.

Ihren bisher größten Erfolg hatte die Schülerin dieses Jahr mit der Nationalmannschaft bei der U17-Europameisterschaft in Litauen. Vanessa ist stolz auf den 2. Platz, ihr Team verlor im Finale 2:0 gegen Spanien. Trotzdem hat sich die deutsche Mannschaft für die Weltmeisterschaft im November in Uruguay qualifiziert; Vanessa hofft sehr, dass sie dabei ist.

Sie hat in ihrem Team einen wichtigen Posten. Als 10er ist sie für die Ballverteilung gleich hinter den Stürmern zuständig. Dafür braucht sie ein gutes Auge, eine schnelle Auffassungsgabe, Robustheit, und sie sollte mit beiden Füßen spielen können. Das kann die Nürnbergerin, die auch in Sachen Verletzung Glück hatte. Vor allem Mädels sind gefährdet, einen Kreuzbandriss zu bekommen.

Doch die 16-Jährige hatte nur kleinere Blessuren. "Wegen eines leichten Muskelfaserrisses musste ich mal drei Wochen Pause machen." Aber das hält sie nicht von ihren Zielen ab: Vanessa möchte in der 1. Mannschaft des FC Bayern München spielen und ihre Profikarriere vorantreiben. Nach dem Abi will sie aber auch studieren. Lehramt für Sport, Mathe und Latein würde ihr gefallen.

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