„Glaub an dich, trau dich was!“

Im Nürnberger Verlag „BW Bildung und Wissen“ werden die Auszubildenden selbst zu Ausbildern: Als „Junge Azubi-Botschafter“ lassen sie Schüler ihren Ausbildungsalltag miterleben. Das Projekt wurde nun als herausragende Bildungsidee im bundesweiten Wettbewerb „Ideen für die Bildungsrepublik“ ausgezeichnet. Wir erklären, was dahintersteckt.

Wie präsentiere ich richtig? Die Beine schulterbreit auseinander, Oberkörper gerade, Blick ins Publikum, tief einatmen und beim Ausatmen den ersten Satz sagen: So haben sie es gelernt, Carmen, Sophia, Pierre, Fatma, Jaqueline und Kathrin, allesamt Azubis beim Verlag BW Bildung und Wissen in Nürnberg.

Für sie und die anderen Azubis des Verlags ist es ein ganz großer Moment. Sie bekommen einen Preis — einen, der ihr Engagement als „Junge Azubi-Botschafter“ würdigt. Und bei der Preisverleihung stellen sie natürlich das Projekt vor, für das sie die Auszeichnung bekommen. Die offizielle Beschreibung lautet: „Die Auszubildenden des BW-Verlags werden selbst zu Ausbildern. Dabei bieten sie als Vorbilder auf Augenhöhe Orientierung beim Übergang in die Arbeitswelt.“

Konkret heißt das: „Wir wollen Schülern Mut machen und ihnen zeigen, wie man sich über Berufe informieren kann und welches Berufsbild zu ihren Stärken passt“, erklärt Carmen (19), die im 2. Jahr Medienkauffrau Digital und Print lernt. „Und weil wir vor nicht allzu langer Zeit noch in derselben Situation waren wie die Schüler, kennen wir ihre Fragen und Ängste.“

Zum Beispiel: Muss ich besonders gute Noten haben, um bei BW eine Lehrstelle zu bekommen? Antwort: Nein! Denn der Verlag stellt ganz gezielt neben besonders leistungsstarken auch relativ „schwache“ Schüler als Azubis ein. Als Gruppe ziehen dann alle zusammen die Lehrzeit durch. Dabei werden die „Schwachen“ gezielt unterstützt, und die „Starken“ bekommen dadurch zusätzliche soziale Kompetenzen.

Ein wichtiger Baustein ist dabei die Betreuung von Schülern, die in den Betrieb schnuppern. „Wir zeigen ihnen unseren Ausbildungsalltag, wir üben mit ihnen Vorstellungsgespräche und wir erklären ihnen, wie man richtig präsentiert“, erläutert Sophia (18) aus dem 2. Lehrjahr Mediengestaltung. Die zentrale Botschaft an die Schüler dabei lautet immer: Trau dich was! Wenn du an dich glaubst, dann kannst du auch was werden!

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Organisation von Info-Veranstaltung für Schüler, aber auch Eltern. Das machen alle Azubis gemeinsam, dazu treffen sie sich einmal pro Woche während der Arbeitszeit.

„Wir haben zum Beispiel schon bei einem Chancenfestival in der Gustav-Adolf-Gedächtniskirche und bei einer Veranstaltung in der Lux-Kirche mitgemacht“, erklärt Pierre Rukgaber (23), der soeben die Ausbildung zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung abgeschlossen hat. Ein weiteres Beispiel: Bei „Mach dich fit fürs Praktikum“ arbeiteten die Azubis mit Kindern von Asylbewerbern und Flüchtlingen, die erst seit kurzem in Deutschland leben.

Und der nächste Event steht schon an: „Am 24. Juli werden wir an der Langen Nacht der Berufe an der Dr.-Theo-Schöller-Mittelschule in Nürnberg eine Info-Veranstaltung für Eltern anbieten“, sagt Fatma Akcan (19) aus dem 1. Ausbildungsjahr zur Fachinformatikerin für Systemintegration. „Dabei erklären wir ihnen, wie sie ihre Kindern am besten dabei helfen können, den richtigen Beruf zu finden.“