„Globale Bürger“ bei sozialen Einsätzen

15.4.2016, 10:00 Uhr
„Globale Bürger“ bei sozialen Einsätzen

© Aiesec

„Anfangs war ich sehr aufgeregt, vor allem, weil mein Spanisch noch nicht so gut war“, sagt Maike. „Aber mit meinem Spanisch-Englisch-Mix haben mich die Kinder dann doch noch verstanden.“ Die Volkswirtschaftsstudentin hat bei einem Anti-Mobbing-Projekt in Peru Workshops in Schulen gehalten, bei denen das Selbstbewusstsein der Schüler gestärkt werden sollte.

„Global Citizen“ nennt sich diese Aufgabe bei Aiesec: Die „globalen Bürger“ sind für sechs bis acht Wochen bei sozialen Einsätzen im Ausland aktiv. Zum Beispiel halten sie Englisch-Unterricht in Indonesien, helfen Nicht-Regierungs-Organisationen in Brasilien beim Marketing oder leisten Aids-Aufklärung.

Oder geben Selbstbewusstseinskurse wie Maike. Als „Global Citizen“ wohnte sie bei einer peruanischen Familie. „Meine Gastmutter war sehr herzlich und fürsorglich. Sie hat darauf geachtet, dass ich mich immer warm genug anziehe. Und sie hat mir sogar das Obst kleingeschnitten.“

1948 hatten sich Studierende aus Skandinavien sowie den Benelux-Staaten zusammengeschlossen, weil sie etwas für die Völkerverständigung im Nachkriegseuropa tun wollten. Sie gründeten die „Association Internationale des Étudiants en Sciences Économiques et Commerciales“, kurz Aiesec – die mittlerweile größte Studentenorganisation der Welt.

In der Anfangszeit ging es Aiesec vor allem darum, Wirtschafts-Studenten Fachpraktika in anderen europäischen Ländern zu vermitteln. Inzwischen richtet sich das Programm aber an alle Studierenden. Daher konnte die Organisation auf knapp 10 000 Mitglieder in 113 Ländern anwachsen.

Maike Herbst ist Vorsitzende des hiesigen Komitees, in dem sich Studierende der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, der Technischen Hochschule Nürnberg und der Hochschule Ansbach engagieren. Das Büro ist am Uni-Fachbereich Wirtschaftswissenschaften in Nürnberg angesiedelt.

Wer am Programm „Global Citizen“ teilnimmt, zahlt 400 Euro. Das Geld wird unter anderem für die Gastfamilien verwendet und für Vorbereitungsseminare, die einem die Eigenheiten des Ziellandes näherbringen. Während des Aufenthalts selbst haben die Studierenden sogenannte Buddys. Das sind ortsansässige Aiesec-Mitglieder, die bei Problemen weiterhelfen sollen.

Ein anderes „Produkt“ heißt „Global Talent“: Aiesec vermittelt bezahlte Fachpraktika für bis zu ein Jahr bei Unternehmen im Ausland – zu denen auch schon Apple und die Unternehmensberater PWC gehörten. 500 Euro werden für die Organisation sowie Vor-und Nachbereitung fällig. Aber auch etwa zehnwöchige Praktika bei Start-Up-Firmen sind möglich.

Lust an Controlling

Die Aiesec-Organisationen im Ausland treffen eine Vorauswahl unter den Bewerbern. „Für beides sollte man sich etwa ein halbes Jahr vorher bewerben“, rät Dorothea Forstner. Die 22-Jährige ist Schatzmeisterin des Nürnberger Komitees.

Andere Lokalkomitees holen auch Praktikanten in ihre jeweilige Region, in Nürnberg dagegen beschränkt man sich auf das Entsenden. Im vergangenen Jahr wurden 60 Praktika vermittelt. Derzeit kümmern sich etwa 40 Mitglieder darum. „Früher waren wir etwa 90“, sagt Maike, „aber jetzt sind wir viel produktiver. Es sind nur die dabei, die auch wirklich etwas machen wollen.“

Die meisten Mitglieder bringen zwischen sieben und zehn Stunden pro Woche für Aiesec auf. Für Maike als Vorstandsvorsitzende sind es sogar zwischen 20 und 30 Stunden. „Das weiß man vorher, wenn man sich für eine einjährige Amtszeit bewirbt. Es gibt halt sehr viele Konferenzen. Hier am Standort, aber auch auf nationaler oder internationaler Ebene.“

„Aber es bringt einem persönlich sehr viel“, meint Dorothea. Sie ist zum Beispiel für die Jahresabschlussrechnung zuständig. „Buchhaltung und Controlling fand ich im Studium nicht so interessant“, gibt Dorothea zu. Aber jetzt, wo sie das Gelernte konkret angewendet hat, kann sie sich ihre Zukunft nach der Uni auch gut im Finanzwesen vorstellen.

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