Herzlich willkommen!?

17.8.2015, 19:09 Uhr
Herzlich willkommen!?

© Stefan Hofer

Tassilo Schuster ist Franke durch und durch: In Lauf/Pegnitz hat er Abi gemacht und in Nürnberg an der Uni Betriebswirtschaftslehre (BWL) studiert. Und Clubfan ist er, seit er denken kann.

Gleichzeitig ist Tassilo Schuster auch überzeugter Kosmopolit. Im Studium war er ein Jahr lang in Montpellier in Südfrankreich und reist seit seiner Promotion immer wieder für Forschungsaufenthalte in die unterschiedlichsten Länder. Dabei hat er sein Herz für die dortige Gegend und vor allem für das Ausland grundsätzlich entdeckt.

In seiner Doktorarbeit beschäftigte er sich mit Geschäftsstrategien von multinationalen Unternehmen in einkommensschwachen, sogenannten „Bottom-of-the-Pyramid“-Märkten. Dabei ging es um die Frage, „wie multinationale Unternehmen im Ausland die arme Bevölkerung integrieren und deren Lebensbedingungen verbessern können“, erläutert Schuster. Auch viele deutsche Unternehmen sind in einkommensschwachen Märkten aktiv und senden für diese Unternehmenstätigkeit Mitarbeiter ins Ausland.

Für die Habilitation hat er dieses Thema wesentlich erweitert. Es geht nicht mehr nur um deutsche Mitarbeiter, die an Firmenstandorte im Ausland gehen. Es geht vor allem um ausländische Kollegen, die für eine gewisse Zeit lang aus dem Ausland in die deutsche Zentrale eines Konzerns kommen.

„Inpatriates“ heißen solche Mitarbeiter im englischen Fachjargon, und in dem vom Schöller-Forschungszentrum geförderten Projekt geht es um diese „Inpatriates als strategische Erfolgsfaktoren von Unternehmungen“.

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© Stefan Hippel

„Zahlreiche Firmen aus der Metropolregion Nürnberg, wie zum Beispiel Adidas und Puma, sind zu globalen Akteuren aufgestiegen und vertreiben heute führende Produkte und Dienstleistungen weltweit“, erläutert Schuster. „Die globale Präsenz hat zur Folge, dass verstärkt ausländische Mitarbeiter in die Muttergesellschaft entsandt werden.“

Dadurch soll zum einen „eine effiziente Koordination der Tochtergesellschaften sichergestellt werden“, sprich: Die ausländischen Mitarbeiter sollen verinnerlichen, wie die Zentrale in Deutschland tickt.

Umgekehrt sollen sie aber auch Kenntnisse und Erfahrungen aus ihren Heimatländern einbringen, von denen die Muttergesellschaft profitieren kann.

Ein Problem bei der Sache ist nur: „Gerade Unternehmungen aus der Metropolregion klagen zunehmend über Schwierigkeiten, hochqualifizierte Mitarbeiter aus dem Ausland für eine Beschäftigung in der Region zu gewinnen“, sagt Schuster.

Ein Grund dafür: Die Metropolregion Nürnberg ist zwar wirtschaftlich kaum weniger bedeutend als andere Metropolregionen in Europa. Aber im Vergleich zu Berlin, Hamburg, München, Madrid, Amsterdam, Paris oder London ist sie für Ausländer weniger attraktiv. Oder anders gesagt: Kaum jemand in der weiten Welt weiß, wie hervorragend es sich hier arbeiten und leben lässt.

Das Ziel von Schusters Forschungsprojekt ist es, „den Einsatz von Inpatriates zur Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmungen zu analysieren und Firmen aus der Metropolregion Nürnbergs bei diesem Vorhaben zu unterstützen“.

Soll heißen: Es geht unter anderem darum, Schwachstellen in der sogenannten Willkommenskultur zu finden und wenn möglich zu beseitigen — und zwar sowohl in den Unternehmen im Einzelnen als auch in der Metropolregion Nürnberg im Allgemeinen.

Ziel des Projektes ist es letztlich, auf beiden Feldern konkrete Handlungsempfehlungen zu erarbeiten. 20 000 Euro stellt das Schöller-Forschungszentrum dafür zur Verfügung, mit dem Ziel „Nürnberger Spitzenforschung im internationalen Kontext zu vernetzen“.

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