Hilfe beim Design von elektrischen Bauteilen

4.9.2015, 10:00 Uhr
Hilfe beim Design von elektrischen Bauteilen

© Foto: Edgar Pfrogner

„Ingenieure wollen meistens kein eigenes Unternehmen gründen. Und Betriebswirtschaftler, die nichts anderes wollen, als ein Unternehmen zu leiten, haben in der Regel nichts, was sie verkaufen könnten“, sagt Michael Martinek.

Der promovierte Informatiker weiß genau, wovon er redet. Denn er ist zum einen selbst Ingenieur, zum anderen jedoch eine Ausnahme. Denn er wusste genau um die große Chance, mit seiner Entwicklung Geld zu verdienen. Aber genauso klar war ihm auch: Ohne betriebswirtschaftliches Knowhow wird das nicht funktionieren.

Deshalb holte er sich neben dem Ingenieurskollegen Jürgen Pröll auch noch die gelernte Managerin Oxana Kleinöder mit ins Boot. Zusammen haben die drei das Unternehmen „e-laborate“ gegründet, das mit seiner Produktidee „AutoCrear“ den diesjährigen Ideenwettbewerb „innovation check“ (siehe Info-Kasten rechts) gewonnen hat.

Bei der Gründung des jungen Unternehmens geholfen hat auch das bayerische Hochschulgründer-Programm „Exist“. Dank dessen bekamen die drei Gründer Räume und Unterstützung vom Erlanger Lehrstuhl für Informatik 9 (Graphische Datenverarbeitung, Leitung: Prof. Günther Greiner).

Dort hat Martinek lange gearbeitet und seine Idee zur Marktreife gebracht. Ausgangspunkte waren so genannte Luft- und Kriechstrecken. So nennen Experten das Problem, wenn die Abstände zwischen stromleitenden Strukturen in elektrischen Bauteilen so gering sind, so dass es Kurzschlüsse geben kann.

Um solche Luft- und Kriechstrecken zu vermeiden, gibt es in der Industrie strenge Normen, die bestimmte Mindestabstände zwischen den leitenden Strukturen vorschreiben. Damit diese Normen erfüllt werden, „versucht ein Entwicklungsingenieur beim Design eines Bauelements, die Mindestabstände möglichst genau abzuschätzen“, erläutert Martinek. In der Praxis funktioniert das jedoch längst nicht immer perfekt.

Die Folge: Der dem Design folgende Prototyp des Bauteils erfüllt die Normen und besteht damit die Qualitätskontrolle nicht. Das Bauteil muss überarbeitet werden, der ganze Kreislauf beginnt von vorn – und das kostet natürlich Zeit und Geld.

Die Industrie hatte daher schon länger die Frage: Lässt sich eine Verletzung der Normen schon in der Designphase erkennen? Im Jahr 2010, als Martinek mit seiner Forschungsarbeit anfing, war die Antwort auf diese Frage ein ganz klares „Nein“. Heute, fünf Jahre später, ist daraus ein „Ja“ geworden. Dieses „Ja“ ist der Kern eines Computerprogramms, das die Luft- und Kriechstrecken schon in der Designphase analysieren und anschaulich darstellen kann. „Dadurch lassen sich Normverletzungen schon sehr frühzeitig erkennen“, sagt Martinek – was Zeit und Kosten zu sparen hilft.

Natürlich nur demjenigen, der sich für eine fünfstellige Summe das jetzt fertige Produkt „Auto-Crear“ kauft. Mehrere Kunden hat das Team von „e-laborate“ schon an der Angel. Jeder soll eine maßgefertigte Version des Computerprogramms bekommen, bis Ende des Jahres sollen die ersten davon ausgeliefert werden.

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