Immer das Wichtigste: Gut aufgelegt !

1.6.2017, 18:21 Uhr
Jürgen Kirsch als DJ. Nebenher ist er Dozent im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Uni Erlangen-Nürnberg.

© www.gianniskokkas Jürgen Kirsch als DJ. Nebenher ist er Dozent im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Uni Erlangen-Nürnberg.

Jürgen Kirsch lässt die Leute tanzen. Als Experte an den Plattentellern ist er Profi für Party-Flair. Die Musik, die er auflegt, beschreibt er als "bekömmliche, elektronische Tanzmusik. Es ist eine Mischung aus Techno und House."

Diese Mischung kommt aber ganz auf das Publikum und den Event an. "Man sollte die Leute im Blick haben und sich auf Interaktion einlassen", erklärt er. So könne man durchaus Emotionen steuern und mit einem schönen Warm-Up-Set die Gäste auf Party-Temperatur bringen.

In seinem anderen Leben ist Jürgen Kirsch wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Versicherungsmarketing der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Dort geht es letztlich um Dienstleistungsmarketing.

"Eine Dienstleistung ist immer immateriell", erklärt Kirsch, "der Konsument erhält also kein greifbares Produkt. Wenn ein Dienstleister einen Dienst anbietet, gibt er also zunächst nur eine Art Leistungsversprechen, denn der Dienst muss ja noch erbracht werden."

Es gehe also darum, "möglichst glaubhaft Kompetenz rüberzubringen. Da spielt natürlich viel Verkaufspsychologie und Konsumentenverhalten mit rein." Da gebe es durchaus Parallelen zum Musikgeschäft, meint der Hobby-DJ.

Aufgewachsen ist Kirsch in Höchstadt/Aisch – wo er vom Gymnasium flog. "Meine Noten waren damals unterirdisch. Da ging gar nichts mehr", erinnert er sich. Kirsch wechselte auf eine Wirtschaftsschule und machte danach eine Ausbildung in einer Bank. Doch nach einigen Jahren merkte er, dass ihm der Job zu eintönig ist. Er holte das Abitur nach und zog erst mal nach Berlin.

Hier arbeitete er für mehrere Jahre in der Öffentlichkeitsarbeit bei dem Plattenlabel Kiddaz.FM. "Berlin hat mir schon gefallen, auch die Arbeit hat Spaß gemacht", erinnert er sich. "Aber die Winter in Berlin sind grausam! Kalt, windig und viel zu lang."

Außerdem wollte Kirsch seine Arbeit wissenschaftlich unterfüttern und entschloss sich daher, Sozialökonomik in Nürnberg zu studieren. "Viele denken da sofort an Sozialpädagogik oder Soziologie. Aber in der Sozialökonomik geht es um gesellschaftliche und wirtschaftliche Fragestellungen mit gaaaaaanz viel Empirie!" Die Vermittlung von Umfragetechniken und anderen Formen der Datenerhebung und deren statistischer Auswertung ist ein großer Teil des Studiums.

Seit 2013 arbeitet Kirsch als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl. Demnächst möchte er seine Dissertation abschließen – und sein Vertrag an der Uni endet bald.

Was er danach machen wird, möchte er noch nicht verraten. "Vielleicht sollte ich mal wieder die Stadt wechseln." Nach zehn Jahren an einem Ort könne frischer Wind nicht schaden.

Obwohl, und jetzt kommt er ins Schwärmen: "Nürnberg ist schon super. Kulturell ist viel geboten, die Open-Air-Veranstaltungen wie Rock im Park sind klasse, und es gibt auch immer viel Bewegung, was Clubs, Bars oder Restaurants angeht." Kirsch bekommt viel von der Szene mit, das hängt mit dem Auflegen zusammen.

Was das DJing selbst angeht, so habe sich viel verändert. Kirsch kann das einschätzen, seit nahezu 20 Jahren dreht er die Platten. "Früher brauchte man in der Regel zwei Plattenspieler, diverse Tonabnehmer und ein Mischpult. Oder man ist in ein Tonstudio mit viel Equipment gegangen. Beides erforderte viel Erfahrung und Intuition!"

Mittlerweile ist alles digital. "Man kann sich die entsprechenden Software-Programme besorgen, einen USB-Stick kaufen und einfach loslegen. Auf der einen Seite ist das natürlich toll, ohne große Erfahrung gleich annehmbare Ergebnisse zu erreichen. Andererseits hört man der Musik aber gelegentlich an, dass sie keine Seele hat. Es ist eben Massenproduktion."

So plädiert Kirsch für "mehr ehrliches Handwerk im DJing. Back to the roots, jedenfalls ein wenig." Denn ganz könne man die neue Technik nicht verbannen.

Außer als Plattenaufleger ist Kirsch auch als Organisator von Partys unterwegs. Da geht es dann viel um Kalkulation, Verträge mit Werbepartnern, um Bookings von DJs und natürlich um das richtige Konzept.

Momentan hat Kirsch als Mitglied des Orga-Teams viel mit dem "Wolke 7"-Festival um die Ohren, das am 24. Juni im Nürnberger Marienbergpark stattfindet. Darauf freut er sich: "Tanzen im Grünen, und viele national und international bekannte DJs sind dabei. Nur das Wetter muss halt mitspielen."

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