In der Vorlesung sind pfiffige Ideen gefragt

26.12.2016, 18:53 Uhr
In der Vorlesung sind pfiffige Ideen gefragt

© Foto: Horst Linke

Thomas Voit, seit gut zwei Jahren Professor für Wirtschaftsinformatik an der Technischen Hochschule (TH) Nürnberg, findet bemerkenswert offene Worte: „Ich bin hierher berufen worden, weil mein fachliches Profil genau zu der Stelle passt. Aber davon, wie ich mein Fachwissen den Studenten vermitteln soll, hatte ich anfangs keine Ahnung. Didaktik war völlig neu für mich.“ Das gibt er ganz ehrlich zu.

Deshalb war Voit recht dankbar dafür, dass ihn an der TH ein Neuberufenen-Programm erwartete. Da erfahren die neuen Professor(inn)en nicht nur, wer wann warum an der TH wofür zuständig ist. Sie können sich auch in einem Didaktik-Kurs beibringen lassen, wie man unter Einsatz moderner Technik eine zeitgemäße Lehrveranstaltung abhält.

Das Neuberufenen-Programm ist wiederum einer von vielen Bausteinen, mit denen die TH ihre Lehre stetig verbessern möchte. Denn „für den Erfolg der Lernenden ist die Lehrperson der entscheidende Faktor“, sagt TH-Vizepräsident Prof. Niels Oberbeck. „Inspirierende Methoden unterstützen wirksame Kommunikation und spannende Lehre.“

Zuständig für die konkrete Umsetzung der Ansätze ist unter anderem der „Service Lehren und Lernen“: „Wir sind die zentrale Anlaufstelle für hochschuldidaktische Angebote und überfachliche Schlüsselqualifikationen“, erklärt deren Leiter Benjamin Zinger. Sein Projekt wird seinerseits aus dem Programm „QuL“ finanziert. Mit den Fördermitteln werden in erster Linie externe Referenten und Trainer bezahlt. Daneben sind die TH-Dozenten selbst angehalten „den kollegialen Austausch über gute Lehre zu pflegen und im Hochschulalltag zu verankern“, sagt Vizepräsident Oberbeck.

Ob nun extern inspiriert oder intern, immer mehr Professor(inn)en lassen sich pfiffige Sachen einfallen: Der Wirtschaftsinformatiker Voit etwa hat eine virtuelle Firma namens Ohm GmbH installiert, in der die Studenten praktisch ausprobieren können, was sie in der BWL-Vorlesung theoretisch gelernt haben.

Prof. Rüdiger Hornfeck (Maschinenbau) setzt in Tutorien gerne 3D-Videos ein, in denen komplexe Sachverhalte anschaulich erläutert werden. Prof. Doris Rosenkranz, die unter anderem Forschungsmethoden und Bürgerschaftliches Engagement lehrt, legt großen Wert darauf, dass ihre Studierenden schon früh im Studium Kontakte zu Wohlfahrtsverbänden und Sportvereinen knüpfen und so Praxiserfahrung außerhalb der Hochschule sammeln.

Was dabei rauskommen kann, wenn ein Dozent neue Wege geht, hat zum Beispiel Kerstin Schröder erlebt, die Soziale Arbeit studiert. Sie ist zwar erst im 3. Semester, aber sie hat bereits jetzt deutliche Veränderungen im Vergleich zu ihrem Studienbeginn bemerkt: „Die Dozenten bringen mehr Praxisbeispiele, sie stellen Fragen in die Runde, und zwischendurch machen wir auch mal ein ein Quiz, was die Sache erheblich auflockert. Die Lehrveranstaltungen sind offener geworden.“

„Sehr gut gefallen“

Besonders beeindruckt war Kerstin in einer Vorlesung, bei der ein Film mit schockierenden Szenen gezeigt wurde. „Da habe ich wohl ein ziemlich entsetztes Gesicht gemacht“, berichtet sie, „denn plötzlich hat der Dozent den Film angehalten, auf mich gedeutet und gefragt, warum ich jetzt so reagiert habe. In einer Menge von 300 Leuten ganz persönlich angesprochen zu werden, das hat mir schon sehr gut gefallen.“

Das TH-Programm „QuL“ richtet sich indes nicht nur an Dozenten, sondern auch an Studierende. Sabrina Dickau zum Beispiel studiert im 6. Semester Mechatronik und ist Tutorin für ausländische Studierende. „Wir unterstützen sie bei der Organisation des Studiums oder bei der Bewerbung um ein Praxissemester. Aber wir helfen ihnen auch rein fachlich weiter, wo es keine Tutorien gibt.“ Mit einem angenehmen Nebeneffekt: „Es hilft mir sehr, älteren Stoff zu wiederholen, wenn ich ihn jemandem erkläre.“

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