Ist das G8 wirklich so stressig? Sieben Schüler berichten

23.2.2017, 06:41 Uhr
"Bis zur Oberstufe habe ich recht viel gechillt, dann hat sich das um 180 Grad gedreht. Zeit hatte ich trotzdem immer genug. Länger als acht Jahre Gymnasium würde ich auf keinen Fall wollen, für mich und auch andere, die ich kenne, geht das mit dem G8 locker. Zu viel Stoff ist es nicht, aber vielleicht der falsche. Man müsste flexibler das wählen können, was einen interessiert, zum Beispiel in Projektgruppen, vielleicht auch schulübergreifend. Die Frage, ob G8 oder G9 besser ist, geht an der Realität vorbei. Es müssten viel größere Schritte gemacht werden."
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Arjan (17), zwölfte Klasse

"Bis zur Oberstufe habe ich recht viel gechillt, dann hat sich das um 180 Grad gedreht. Zeit hatte ich trotzdem immer genug. Länger als acht Jahre Gymnasium würde ich auf keinen Fall wollen, für mich und auch andere, die ich kenne, geht das mit dem G8 locker. Zu viel Stoff ist es nicht, aber vielleicht der falsche. Man müsste flexibler das wählen können, was einen interessiert, zum Beispiel in Projektgruppen, vielleicht auch schulübergreifend. Die Frage, ob G8 oder G9 besser ist, geht an der Realität vorbei. Es müssten viel größere Schritte gemacht werden." © privat

"Bei uns an der Schule ist alles ein bisschen anders, wir haben zum Beispiel bis zur zehnten Klasse keine Noten. Unsere Schule würde aber gerne das G9 machen. Dann wäre mehr Zeit, um Themen tiefgehender zu bearbeiten. Der erste Gedanke zum G9 war bei mir zwar auch: Nee, ich will doch nicht noch ein Jahr länger in die Schule gehen. Aber genau der Stress und der Leistungsgedanke des G8 ist vielleicht der Grund, warum wir nicht so gerne in die Schule gehen. Das könnte beim G9 anders sein."
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Eva (15), zehnte Klasse

"Bei uns an der Schule ist alles ein bisschen anders, wir haben zum Beispiel bis zur zehnten Klasse keine Noten. Unsere Schule würde aber gerne das G9 machen. Dann wäre mehr Zeit, um Themen tiefgehender zu bearbeiten. Der erste Gedanke zum G9 war bei mir zwar auch: Nee, ich will doch nicht noch ein Jahr länger in die Schule gehen. Aber genau der Stress und der Leistungsgedanke des G8 ist vielleicht der Grund, warum wir nicht so gerne in die Schule gehen. Das könnte beim G9 anders sein." © privat

"Uns wird neben dem Unterricht viel angeboten, verschiedene AKs, Chor zum Beispiel. Diese Sachen finden aber oft in der siebten Stunde statt, also dann, wenn wir eigentlich Mittagspause haben. Deswegen machen das viele nicht. Ich selber bin in einem Tanzstudio, fünfmal die Woche, die Kurse finden abends statt. Ich denke, dass vom Stoff her vieles auf der Strecke geblieben ist bei der Umstellung von G9 auf G8. In Wirtschaft und Recht sagen uns die Lehrer zum Beispiel, dass wir manche Sachen nicht durchnehmen, die im G9 noch drankamen."
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Stella (16), zehnte Klasse

"Uns wird neben dem Unterricht viel angeboten, verschiedene AKs, Chor zum Beispiel. Diese Sachen finden aber oft in der siebten Stunde statt, also dann, wenn wir eigentlich Mittagspause haben. Deswegen machen das viele nicht. Ich selber bin in einem Tanzstudio, fünfmal die Woche, die Kurse finden abends statt. Ich denke, dass vom Stoff her vieles auf der Strecke geblieben ist bei der Umstellung von G9 auf G8. In Wirtschaft und Recht sagen uns die Lehrer zum Beispiel, dass wir manche Sachen nicht durchnehmen, die im G9 noch drankamen." © privat

"Als ich 2010 aufs Gymnasium kam, hörte sich ein Jahr weniger Schule für mich und meine Freunde noch sehr gut an. Ich war nie der fleißigste Schüler, dennoch schaffte ich es irgendwie in die elfte Klasse. Jetzt habe ich 37 Wochenstunden und muss montags bis donnerstags bis 17.20 Uhr in der Schule bleiben. Für  außerschulische Aktivitäten wie Sport oder das Engagement in anderen Vereinen bleibt dann keine Zeit mehr - oder sie gehen auf Kosten der schulischen Leistung. Der Unterricht ist unglaublich intensiv, jeder wird in jedem Fach theoretisch auf das Abitur vorbereitet, selbst wenn man in diesem Fach gar kein Abitur schreiben möchte. Zusammenfassend kann ich nur sagen, dass ich mir gewünscht hätte, das Gymnasium in 9 Jahren absolvieren zu dürfen. Ich hätte deutlich mehr Zeit für Sport, Freunde und außerschulisches Engagement gehabt, also für die Dinge, die mir Freude bereiten. Außerdem wäre ich mit der individuelleren Kursverteilung des G9 besser auf das Abitur vorbereitet."
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Benni (17), elfte Klasse

"Als ich 2010 aufs Gymnasium kam, hörte sich ein Jahr weniger Schule für mich und meine Freunde noch sehr gut an. Ich war nie der fleißigste Schüler, dennoch schaffte ich es irgendwie in die elfte Klasse. Jetzt habe ich 37 Wochenstunden und muss montags bis donnerstags bis 17.20 Uhr in der Schule bleiben. Für außerschulische Aktivitäten wie Sport oder das Engagement in anderen Vereinen bleibt dann keine Zeit mehr - oder sie gehen auf Kosten der schulischen Leistung. Der Unterricht ist unglaublich intensiv, jeder wird in jedem Fach theoretisch auf das Abitur vorbereitet, selbst wenn man in diesem Fach gar kein Abitur schreiben möchte. Zusammenfassend kann ich nur sagen, dass ich mir gewünscht hätte, das Gymnasium in 9 Jahren absolvieren zu dürfen. Ich hätte deutlich mehr Zeit für Sport, Freunde und außerschulisches Engagement gehabt, also für die Dinge, die mir Freude bereiten. Außerdem wäre ich mit der individuelleren Kursverteilung des G9 besser auf das Abitur vorbereitet." © Luis Binder

"In meiner Freizeit mache ich viel Ehrenamt. Ich bin beim ASB, im Vorstand der Jugendinitiative und mache eine Ausbildung zum Berater bei U25, einem Online-Beratungsangebot für suizidgefährdete Jugendliche. G9 hätte ich auch gut gefunden. Die Lehrpläne waren da glaube ich deutlich entzerrt. Jetzt müssen wir zu viel in zu kurzer Zeit lernen. Wenn ich was ändern könnte, würde ich den Stoff besser aufteilen, sodass man nachhaltiger lernt."
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Ben (16), zehnte Klasse

"In meiner Freizeit mache ich viel Ehrenamt. Ich bin beim ASB, im Vorstand der Jugendinitiative und mache eine Ausbildung zum Berater bei U25, einem Online-Beratungsangebot für suizidgefährdete Jugendliche. G9 hätte ich auch gut gefunden. Die Lehrpläne waren da glaube ich deutlich entzerrt. Jetzt müssen wir zu viel in zu kurzer Zeit lernen. Wenn ich was ändern könnte, würde ich den Stoff besser aufteilen, sodass man nachhaltiger lernt." © privat

"Die Schule nimmt ziemlich viel Raum ein, Hobbies und vor allem Freunde kommen da zu kurz. Ich gehe Tanzen, wenn ich es schaffe, und einmal die Woche arbeiten. Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich mich mehr engagieren oder in den Ferien auch mal ein Praktikum machen. Aber die Ferien und auch die Wochenenden sind voll, weil wir viele Sachen parallel vorbereiten und lernen müssen. Ich glaube, dass das G9 den Druck ein bisschen raus nehmen würde. Wir werden im G8 nur aufs Abi gepolt. Die Lehrer haben schon in der neunten Klasse gesagt, dass wir jetzt mit dem Stoff fürs Abitur anfangen, da waren wir 14 oder 15 und dachten, oh Gott, das entscheidet jetzt über unser Leben. Ich würde mir wünschen, dass der Stoff mehr gestreckt würde und wir zum Beispiel in Chemie mehr Experimente machen könnten. Oft fehlt der Bezug des theoretischen Wissens zur realen Welt."
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Elisabeth (15), zehnte Klasse

"Die Schule nimmt ziemlich viel Raum ein, Hobbies und vor allem Freunde kommen da zu kurz. Ich gehe Tanzen, wenn ich es schaffe, und einmal die Woche arbeiten. Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich mich mehr engagieren oder in den Ferien auch mal ein Praktikum machen. Aber die Ferien und auch die Wochenenden sind voll, weil wir viele Sachen parallel vorbereiten und lernen müssen. Ich glaube, dass das G9 den Druck ein bisschen raus nehmen würde. Wir werden im G8 nur aufs Abi gepolt. Die Lehrer haben schon in der neunten Klasse gesagt, dass wir jetzt mit dem Stoff fürs Abitur anfangen, da waren wir 14 oder 15 und dachten, oh Gott, das entscheidet jetzt über unser Leben. Ich würde mir wünschen, dass der Stoff mehr gestreckt würde und wir zum Beispiel in Chemie mehr Experimente machen könnten. Oft fehlt der Bezug des theoretischen Wissens zur realen Welt." © Eva Endler/privat

"Man gewöhnt sich mit der Zeit daran, dass man weniger Freizeit hat. Ich habe an drei Tagen in der Woche Nachmittagsunterricht und die restlichen Tage bis zwei oder drei Uhr Schule. Klar wünsche ich mir manchmal mehr Zeit, aber ich regel das schon so, dass es passt. Die Mittelstufe Plus wäre nichts für mich gewesen. Als ich noch Schülersprecher war, habe ich mitbekommen, wie die zustande gekommen ist. Das ist eine Klasse von Leuten, die keinen Bock auf Nachmittagsunterricht haben, die schlechteste Klasse der Schule. Ich glaube schon, dass das G9 weniger stressig gewesen wäre. Ob die Umstellung auf G9 den jetzigen Schülern hilft, weiß ich nicht. Ich habe von älteren Freunden mitbekommen, wie das bei der Umstellung von G9 auf G8 lief, die hatten ein halbes Jahr lang keine Schulbücher. Ich kann mir vorstellen, dass es wieder sehr chaotisch wird."
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Jonas (18), elfte Klasse

"Man gewöhnt sich mit der Zeit daran, dass man weniger Freizeit hat. Ich habe an drei Tagen in der Woche Nachmittagsunterricht und die restlichen Tage bis zwei oder drei Uhr Schule. Klar wünsche ich mir manchmal mehr Zeit, aber ich regel das schon so, dass es passt. Die Mittelstufe Plus wäre nichts für mich gewesen. Als ich noch Schülersprecher war, habe ich mitbekommen, wie die zustande gekommen ist. Das ist eine Klasse von Leuten, die keinen Bock auf Nachmittagsunterricht haben, die schlechteste Klasse der Schule. Ich glaube schon, dass das G9 weniger stressig gewesen wäre. Ob die Umstellung auf G9 den jetzigen Schülern hilft, weiß ich nicht. Ich habe von älteren Freunden mitbekommen, wie das bei der Umstellung von G9 auf G8 lief, die hatten ein halbes Jahr lang keine Schulbücher. Ich kann mir vorstellen, dass es wieder sehr chaotisch wird." © Cara Dichtl/privat

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