Jessicas Welt ist die Feuerwehr

11.6.2016, 10:00 Uhr
Jessicas Welt ist die Feuerwehr

© Fotos: Stefanie Goebel

Kaum piept der Alarm, ist Jessica hellwach. Von der Leitstelle erfährt die 18-Jährige, was passiert ist und welche Feuerwehr zu dem Einsatz fährt. Ist die Freiwillige Feuerwehr in Feucht betroffen, macht sich Jessica auf zur Wache, zieht sich um – und schon können die Einsatzwagen mit viel Lärm losbrausen.

Vor Ort erkunden der Gruppenführer und der Einsatzleiter die Situation. Dann heißt es für den Rest der Truppe: absitzen, also raus aus dem Auto, erzählt die zierliche junge Frau über den Ablauf eines Einsatzes. Auf dem ersten Blick traut man ihr nicht zu, bei der Feuerwehr zu helfen. Man stellt sich dabei eher kräftige Männer vor.

Doch Jessica wurde quasi in die Feuerwehr hineingeboren. Ihr Vater ist Jugendwart, sie hat ihre Kindheit in der Feuerwache in Feucht verbracht und mit zwölf Jahren begonnen, verschiedene Ausbildungen und Abzeichen zu machen.

Vor kurzem ist sie Truppführerin geworden. „Bei unseren Einsätzen gibt es den Angriffstrupp, der bei einem Brand ins Haus geht, den Wassertrupp, der sich darum kümmert, dass Wasser vom Hydranten aufs Auto fließt, und den Schlauchtrupp, der für Geräte wie Lichtmast oder die Absperrung zuständig ist“, erklärt Jessica und ergänzt: „Jeder Trupp besteht aus zwei Leuten: dem Truppführer und dem Truppmann. Truppmann kann man ab 16 werden, Führer erst ab 18.“

Mehr technische Hilfe

Ziel der jungen Frau ist, wie ihr Vater Jugendwart zu werden. Ihr gefällt es, den Kleinen Sachen beizubringen wie den Beutel mit der Rettungsleine zu werfen, Knoten zu machen oder den Notruf anzusagen. In der Jugend lernt man viel darüber, wie man mit Bränden fertigwird.

In der Praxis wird die Feuerwehr aber weniger zu Bränden gerufen als vielmehr zu Einsätzen, bei denen technische Hilfe notwendig ist – bei Ölspuren zum Beispiel, wenn Keller unter Wasser stehen oder Unfallstellen abgesperrt werden sollen. Jessica hat schon ein paar Einsätze hinter sich, etwa die Suche nach einer vermissten Person, die man für tot hielt.

„Wir haben dann die Wohnung geöffnet und nachgeschaut. Dabei stellte sich heraus, dass die Person im Krankenhaus lag. Bei einer anderen Wohnungsöffnung haben wir eine sehr betrunkene Frau über die Drehleiter rausgeholt“, erzählt die 18-Jährige, die gerne mal bei einem Brand dabei wäre – aber nicht in der ersten Reihe. „Diejenigen, die ins Haus gehen, brauchen sowieso eine Atemschutzausbildung“, erklärt sie.

Die Feuerwehr ist in Jessicas Leben neben ihrer Ausbildung zur Medienkauffrau eine wichtige Größe, für die sie – vor allem an den Wochenenden – viel Zeit aufbringt. Sie findet es toll, dort neue Leute kennenzulernen oder in Zeltlagern Spaß zu haben. Viel wichtiger aber ist: „Wenn sich keiner engagieren würde, würden die Leute verbrennen.“

Verwandte Themen


Keine Kommentare