Jobsuche: Wie gehe ich mit einer Absage um?

1.8.2017, 10:12 Uhr
Die erste Hürde ist geschafft, wenn man zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird. Doch wie geht man mit einer Absage um? Unsere Autorin hat sich bei einer Personalerin und bei einer Psychotherapeutin informiert.

© Jan Woitas/dpa Die erste Hürde ist geschafft, wenn man zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird. Doch wie geht man mit einer Absage um? Unsere Autorin hat sich bei einer Personalerin und bei einer Psychotherapeutin informiert.

Jetzt hat es mich erwischt. Ich habe meine erste Absage bekommen. Bisher waren meine Bewerbungen für Praktika und Minijobs immer erfolgreich. Bisher. Nur: Diese war meine erste wirklich wichtige Bewerbung für ein duales Studium bei der Bundesagentur für Arbeit.

Aber der Reihe nach: Fünf Wochen, nachdem ich meine Unterlagen weggeschickt habe, finde ich einen großen braunen Umschlag im Briefkasten und ahne schon, was da kommt – meine Bewerbungsunterlagen "mit freundlichen Grüßen" zurück. "Leider kann ich Ihre Bewerbung für das weitere Auswahlverfahren nicht berücksichtigen."

Die Frage nach dem Warum?

Im ersten Moment begreife ich zwar die Worte, aber erst eine halbe Stunde später wird mir klar, was sie so richtig bedeuten: Ich bin so uninteressant, dass ich nicht mal zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen werde. Mit dem persönlichen Kennenlernen hatte ich eigentlich gerechnet, da ich ein achtwöchiges Praktikum im Berufsinformationszentrum mit guter Beurteilung vorzuweisen habe. Und meine Noten sind auch nicht die schlechtesten. Aber warum habe ich dann eine Absage bekommen?

Stephanie Bogendörfer arbeitet als Ausbildungsleiterin bei der Stadt Fürth und entscheidet über bis zu 400 Bewerbungen pro Jahr, allein im Verwaltungsbereich. Davon bekommen etwa 85 Prozent gleich eine Absage, wobei die Noten des Bewerbers als wichtigstes Entscheidungskriterium gelten. "Formale Fehler in der Bewerbung sind so gut wie nie ein Absagegrund", sagt Stephanie Bogendörfer.

Schnelle Absagen, seltene Einladungen

Das nimmt mir meine Sorge, dass ein Rechtschreibfehler zu meiner Absage geführt hat. Allerdings wird mir auch bewusst, wie sehr man sich schon über eine Einladung zum Vorstellungsgespräch freuen kann. Das erzähle ich auch meiner Freundin, die endlich eine Zusage für ihre Wunschausbildung bekommen hat.

Ein halbes Jahr lang schrieb sie acht Bewerbungen an acht verschiedene Arbeitgeber. Sie erhielt einmal keine Antwort, drei sofortige Absagen, vier Einladungen zum Gespräch und letztlich eine Zusage. Auch für sie war es schwierig, mit den Absagen und vor allem mit der Unsicherheit umzugehen, wie ihre berufliche Zukunft verlaufen wird.

Genauen Grund erfragen

Die Psychotherapeutin Uschi Engelberger rät, sich vorab zwar zu verdeutlichen, dass man viele Konkurrenten hat, sich aber trotzdem Hoffnungen auf die Stelle zu machen. Denn genau diese Motivation lässt eine gute Bewerbung entstehen. "Wird man dann doch enttäuscht, ist es hilfreich, Trost und Ermutigung von Freunden und der Familie zu bekommen, aber auch, dass man liebevoll mit sich selbst umgeht. Schließlich hat man sein Bestes gegeben!"

Umso stolzer kann meine Freundin sein, dass sie im September mit ihrer Ausbildung anfangen kann. Uschi Engelberger hält es außerdem für sinnvoll, den genauen Grund für die Absage beim Unternehmen zu erfragen. Wenn man kritikfähig ist, kann man so zukünftige Bewerbungen optimieren.

Aus Fehlern lernen

Auch die Ausbildungsleiterin der Stadt Fürth stimmt dem zu und erzählt, dass gerade Bewerber nachhaken, die nach dem Durchlaufen des Assessment-Centers eine Absage erhalten. Das Auswahlgremium um Stephanie Bogendörfer gibt dann auch gerne Auskunft, damit die Ausbildungssuchenden aus Fehlern lernen können.

Nachdem ich meinen verheißungsvollen braunen Umschlag erhalten habe, frage ich mich oft, wie sich die Frau, die meine Absage unterschrieb, wohl dabei fühlte. Ich hatte wirklich keinen guten Tag damals und vergoss auch die ein oder andere Träne.

Für Absagen gibt es Gründe

"Es ist nicht immer einfach, aber eben auch der Job", sagt Stephanie Bogendörfer. Immerhin habe ich nun eine kleine Hoffnung, dass es den Menschen, der hinter der Unterschrift steckt, nicht völlig kalt lässt.

Meine eigene Haltung hat sich jedenfalls geändert. Bevor ich selbst in diese Situation kam, ging ich davon aus, dass es für jede Absage einen offensichtlichen Grund gibt. Etwas wie Rechtschreibfehler oder Tattoos an den falschen Stellen. Damit will ich nicht sagen, dass ich die perfekte Bewerbung abgeschickt habe.

Späte Erkenntnis

Aber ich zeigte meine Bewerbung einigen Leuten, unter anderem meiner Berufsberaterin. Niemand konnte schwerwiegende Fehler erkennen und kleine besserte ich aus. Letztlich spielen also viele Dinge eine Rolle, ob man eingeladen wird oder nicht, und auf viele hat man nicht einmal Einfluss.

Daher möchte ich es nächstes Jahr nicht mehr bei der Bundesagentur für Arbeit probieren. Diese Erkenntnis habe ich auch einer Freundin zu verdanken, die sich für den Studiengang interessierte, für den ich mich beworben hatte. Da war die Bewerbungsfrist aber bereits abgeschlossen und meine und alle anderen Bewerbungen lagen dort auf dem Tisch.

Neuer Plan: Au-pair-Jahr

Trotzdem holte sie von der Berufsberaterin ein paar Infos ein. Und als ich dann meine Absage erhielt, bekam meine Freundin einen Anruf: "Haben Sie noch Interesse an dem Studiengang?" Ohne dass sie je eine Bewerbung abgeschickt hatte ...

Mein neuer Plan ist es, als Au-pair nach Schottland zu gehen. Diesmal standen die Sterne für meine Bewerbung gut. Ab Mitte August werde ich in Edinburgh auf Charlotte und Max aufpassen.

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