Kalte Nächte im „Tausend-Sterne-Hotel“

8.1.2015, 18:12 Uhr
Kalte Nächte im „Tausend-Sterne-Hotel“

© Foto: Sebastian Fischer

Wie heißt das Land? Wo soll das denn sein? Ist es dort nicht gefährlich? Das sind die häufigsten Fragen, die aufkommen, wenn wir Freunden davon berichten, wohin wir aufgebrochen sind: in das ferne und unbekannte Zentralasien, genauer gesagt, in die Hochgebirgsländer Kirgistan und Tadschikistan.

Ende August kommen wir dann in der kirgisischen Hauptstadt Bishkek an, wo wir uns die ersten Tage auf Basaren mit reichlich Nüssen und Trockenfrüchten für die bevorstehenden Wochen eindecken. Von dort geht es weiter zu einer Außenstation des Naturschutzbunds Deutschland, der ein Reha-Zentrum für Schnee-Leoparden betreibt. Das gibt uns neben einem Schlafplatz auch die einzigartige Möglichkeit, diese seltenen Tiere mit eigenen Augen zu sehen.

In der freien Wildbahn wäre uns das nicht gelungen. Diese scheuen Tiere sind wegen des Schwarzmarkthandels mit ihren begehrten Fellen und Knochen mittlerweile akut vom Aussterben bedroht.

Anschließend führt die Route weiter gen Osten, entlang des Nordufers des Issyk Kul, des zweithöchsten und -größten Gebirgssees der Welt. Er wird nur von Regen und von Schmelzwasser aus den umliegenden Gletschern gespeist. Mit dem Helikopter fliegen wir zum Inylchek-Gletscher in 4100 Metern Höhe. Umringt sind wir von unglaublich schönen Bergflanken inklusive des Khan Tengri, einem 7000er im Dreiländereck Kirgistan/ Kasachstan/China.

Gletscher bringt Nährstoffe

Kalte Nächte im „Tausend-Sterne-Hotel“

© Sebastian Fischer

Die folgenden Tage führen uns vorbei an alten Holzkirchen, ausgefallenen Moscheen und Gebirgslandschaften nach Tadschikistan. Die kommenden zwei Wochen verbringen wir auf dem „Dach der Welt“ – dem Pamir-Gebirge, das geprägt ist von weiten Hochebenen und sehr rauem und kaltem Klima.

So kommt es, dass wir nachts bei Temperaturen nahe des Gefrierpunktes im Freien schlafen – zitternd, aber belohnt durch einen sagenhaften Sternenhimmel und einen Blick auf die Milchstraße, die sich über das gesamte Firmament erstreckt.

Wir erkunden auch den Karakul, einen ungewöhnlich geformten See, dessen Entstehung vermutlich auf einen Meteoriteneinschlag vor einigen Jahrmillionen zurückzuführen ist. Weiter kommen wir ins Wakhan-Tal, an der Grenze zu Afghanistan, wo der Hindukush zum Greifen nahe scheint. Die Gipfel ragen auch hier bis über 7000 Meter in die Höhe. Die Schmelzflüsse der Gletscher formen im gesamten Tal mächtige Schwemmflächen, auf denen die lokale Bevölkerung Agrarwirtschaft betreibt. Die Gletscherbäche bringen Nährstoffe, der Boden ist recht fruchtbar.

Kalte Nächte im „Tausend-Sterne-Hotel“

© Foto: Tabea Rettelbach

Die nächsten Tage sind geprägt von hohen Bergen, engen Tälern, reißenden Flüssen und vielen kurvigen und steinigen Straßen. Wir kommen nur mit etwa 25 Kilometern pro Stunde voran. In Tadschikistans Ex-Sowjet-Pomp-Hauptstadt Dushanbe erwartet uns das erste und einzige Hotel auf der Exkursion.

Unser Zimmer hat eine funktionierende Steckdose. Im Nebenzimmer kommen wir in den Genuss einer warmen Dusche. Mit der Tapete blättert auch der einstige Glanz des Hotels ab. Die nächsten Nächte verbringen wir wieder im „Tausend-Sterne-Hotel“.

Nach knapp sechs Wochen verabschieden wir uns von der nahezu unberührten Natur Zentralasiens, der Ruhe und Gemütlichkeit dieser ungehetzten Region und treten den Rückflug an – mit gemischten Gefühlen: Einerseits freuen wir uns wieder auf europäische Standards, vor allem beim Essen und der Hygiene.

Andererseits werden wir die einzigartigen Landschaften und das Zusammenleben in der Gruppe sicher vermissen. Wo Kirgistan und Tadschikistan liegen, können wir unseren neugierigen Bekannten nun genau erklären.

 

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