Kaninhop: Nur Fliegen ist schöner

1.4.2015, 10:00 Uhr
Kaninhop: Nur Fliegen ist schöner

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Es ist allseits bekannt, dass Kaninchen gut springen und rennen können. Dass sie aber bei europaweiten Wettkämpfen gegeneinander antreten, um den Hasen zu finden, der am höchsten springt und am schnellsten läuft, das dürfte sich noch nicht herumgesprochen haben.

Für Lena Heindel ist es Routine. Die 15-Jährige trainiert Captain Barbossa alias Babo, den Kaninhop-Europameister der Elite-Klasse. Seit zwei Jahren bringt sie Babo und ihren anderen Kaninchen bei, über Hindernisse zu springen, die wie Miniaturversionen der im Springreiten üblichen Hürden aussehen. Lenas Hasen sind Naturtalente – bei ihrem allerersten Wettbewerb wurde sie mit Häsin Lilly deutsche Meisterin.

Zukunft gesichert

Und nun die Europameisterschaft. Spätestens jetzt weiß man in der internationalen Kaninhop-Szene, wer der Babo ist. Lena und ihr Vater Harald Heindel bekommen oft Anfragen, ob man den Erfolgsspringer zum Decken weggebe. „Aber das machen wir nicht“, sagt Lena und lächelt. In Zirndorf wird allerdings schon darauf geachtet, dass sich gute Springhasen-Pärchen zwecks Nachwuchszeugung zusammentun.

Kaninhop: Nur Fliegen ist schöner

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So ist auch die Zukunft des Sports gesichert. „Der Erfolg beim Kaninhop hat drei Voraussetzungen“, sagt Harald Heindel. Ein Hase sollte erstens Talent zum Springen haben und zweitens regelmäßig trainieren. Der dritte und wichtigste Punkt sei aber die Beziehung zwischen Mensch und Kaninchen: „Sie müssen einen guten Draht zueinander haben. Nur so holt man das letzte Quäntchen raus.“

Bei Lena merkt man gleich, dass sie ein Händchen für die Tiere hat, die im geräumigen Gehege wohnen und fast täglich Auslauf bekommen. Allerdings ist Kaninhop der Spitzenklasse sowohl für Mensch als auch für Hase manchmal anstrengend.

„In den Ferien sind wir fast jeden Tag draußen“, erzählt Verena Bardorf. Die Hasen der Zwölfjährigen heißen Zorro und Blitz. Zorro hat einen schwarzen Fleck am Auge, bei Blitz erklärt sich der Name von selbst.

Kaninhop: Nur Fliegen ist schöner

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Auch Chiara Moßmeier hat zwei Kaninchen. „Ein Tier alleine zu halten, ist nicht artgerecht“, sagt sie. Auf YouTube hat Chiara vor zwei Jahren die Sportart entdeckt und war erstaunt und erfreut, dass er auch in Zirndorf betrieben wird, gleich bei ihr um die Ecke.

Aber wie kamen die Heindels eigentlich darauf, eine Kaninhop-Gruppe zu gründen? Die Hasen waren zuerst da. Dann kam die Idee – wie so oft durch eine Anzeige im Internet. „Wir haben das dann im Garten ausprobiert“, erzählt Harald Heindel. Dann war es nur noch ein kleiner Schritt, die Kaninhop-Gruppe als Ableger des Zirndorfer Kleintierzüchtervereins ins Leben zu rufen. Mittlerweile sind es acht Mädchen und zwei Jungs, die mindestens einmal pro Woche ihre Kaninchen hüpfen lassen.

Die Schule leidet nicht

„Vor der EM haben wir fast jeden Abend trainiert“, sagt Harald Heindel, denn: „Kaninhop ist unsere Nummer eins.“ Und es gehöre weit mehr dazu als nur das Training: „Saubermachen, Füttern, Gassi gehen.“ Viel Zeit geht für das Hobby drauf. Lena verbringt ihre Zeit aber gerne mit den Tieren. Ob auch mal die Schule darunter leide? „Gar nicht, ich schreibe gute Noten. Wenn wir zu Turnieren fahren, kann ich auch im Auto lernen.“

Vor kurzem gab es in Zirndorf ein eigenes Turnier, bei dem sich Interessierte ein Bild von der gar nicht mehr so neuen Sportart machen konnten. „Vor über 30 Jahren wurde Kaninhop in Schweden erfunden“, sagt Harald Reindel. Deshalb sind neben tschechischen und deutschen Hasen auch die Kleintiere aus Skandinavien besonders erfolgreich.

Gezwungen werden die Kaninchen natürlich nicht zum Springen. Es kann schon mal passieren, dass sie einfach nicht wollen. Aus gutem Grund! „Die Weibchen sind manchmal zickig und wollen Babys. Die Rammler schnüffeln oft in der Gegend herum, weil sie eben Rammler sind“, erklärt Lena. Woher man das nur wieder kennt?

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