Kann man von der Leidenschaft leben?

28.1.2017, 10:00 Uhr
Kann man von der Leidenschaft leben?

© Fotos: privat

Alex’ (16) große Leidenschaft sind Zweiräder. Mit 13 fängt er an, an seinem ersten Mofa herumzutüfteln. Maschinen reparieren, restaurieren, auseinandernehmen und wieder zusammenbauen: Alex verbringt ganze Nächte in der Garage seines Vaters. Von dem hat er auch sein etwas spezielles Hobby geerbt. Schon als Kind hilft er ihm beim Herumschrauben an kleineren und größeren Motorrädern, aber auch beim Modellbau mit Benzinmotoren.

Noch nicht den Führerschein in der Tasche hat sich Alex sein eigenes kleines Motorrad von „Husqvarna“ gekauft. Ansonsten hat er eine Vorliebe für eher unbekanntere Marken. Momentan ist er dabei, seinen Rollerführerschein zu machen, um dann endlich selbst auf den Maschinen fahren zu können, an denen er herumbastelt.

Alex hat durchaus mit dem Gedanken gespielt, sein Hobby zum Beruf zu machen. Doch ein einwöchiges Praktikum als KFZ-Mechatroniker in einer Autowerkstatt hat ihn umgestimmt. „Den ganzen Tag in der Halle stehen und nur Hauptuntersuchungen erledigen, ist nicht meins“, sagt Alex.

Was Handwerkliches

Nächstes Jahr macht er seinen Schulabschluss an der Veit-Stoß-Realschule in Nürnberg. Danach will er eine Ausbildung als Kälte-und Klimatechniker anfangen. Für ihn der perfekte Job: „Ich will was Handwerkliches machen und unterwegs sein.“ Außerdem hat Alex Angst, irgendwann die Lust an der Sache zu verlieren, wenn er beruflich das tut, was er am meisten liebt.

Kann man von der Leidenschaft leben?

„Bei einem Hobby ist man immer sein eigener Herr. Im Beruf dagegen muss man oft auch Arbeiten erledigen, die einem nicht so gefallen“, sagt Alex. Darüber hinaus bekommt das Hobby einen ganz anderen Stellenwert, wenn man davon leben soll. Experimente muss man sich schließlich leisten können. Für Alex gibt es mittlerweile eine klare Trennlinie: „Hobby ist für mich Freizeit und hat nichts mit meiner Arbeit zu tun.“

Die 19-Jährige Jasmin ist da ganz anderer Meinung. Sie will das werden, was sie inoffiziell schon seit Jahren ist: Künstlerin. Genauer gesagt, will sie Grafikdesignerin werden.

Jasmin ist – wie sie sagt – „von Stiften umgeben aufgewachsen.“ Als Kind wollte sie Trickfilmzeichnerin werden. Die meisten Kinder wissen nicht einmal, was das ist. Doch da Jasmins Eltern beide Künstler sind, braucht man sich über ihren Berufswunsch nicht wundern. In der Grundschule ist es ihr Traum, Regisseurin zu werden. Dann Modedesignerin, und jetzt Grafikdesignerin. Für die Studienbewerbung soll sie eine Mappe mit etwa 30 Werken abgeben. Dafür nimmt sich Jasmin derzeit ein Jahr Auszeit nach dem Abi und ist fleißig am Malen und Zeichnen. In die Mappe schaffen es nur ihre Meisterwerke.

Kunst ist Jasmins Ausdrucksmittel. Ihr fällt es so leichter, Gefühle rüberzubringen als mit Worten. Ihre Inspirationen können eine Person, ein Ort, ein Gefühl, aber auch ein Erlebnis sein. Manchmal sind es auch abstraktere Themen wie Herzkrankheiten. „Mit dem Plakat wollte ich die Leute darauf aufmerksam machen“, erzählt sie. Wenn sie professionelle Grafikdesignerin ist, kann sie ihre Werke einem größeren Publikum präsentieren.

Hobby gegen Langeweile

Jasmin möchte ihre Leidenschaft zum Beruf machen. Dabei unterscheidet sie zwischen Hobby und Leidenschaft: „Leidenschaft ist etwas, womit man sich auslebt. Ein Hobby hat man, damit einem nicht langweilig ist.“ Für die 19-Jährige kommt nichts anderes in Frage: „Ich finde, wenn man seine Leidenschaft nicht zum Beruf macht, führt man ein miserables Leben.“

Doch ihr ist auch klar: „Nicht jede Leidenschaft lässt sich zum Beruf machen, aber wenn das möglich ist, finde ich das sehr sinnvoll.“ Demnach ist für Jasmin jeder in gewisser Weise ein Vorbild, der sich für seine Leidenschaft entschieden hat. Dazu gehören für sie auch Fußballer.

Jasmin macht sich keine Sorgen, dass sie in dem Meer aus Designern untergeht. Genauso wenig wie, dass sie ihre Leidenschaft eines Tages nicht mehr hat. Sie sagt: „Das merkt man vorher, ob es eine Leidenschaft oder nur ein Zeitvertreib ist.“

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