Kreatives am Montag

6.10.2016, 17:31 Uhr
Kreatives am Montag

© Illu: Antonia Neumeier

Kühle Gedanken sind bekanntlich die Grundlage für Kreativität -
deshalb gönne ich mir erst einmal ein kaltes Radler. So ausgestattet betrete ich den etwas dunklen Veranstaltungsraum mit kleiner Bar, weißen Stühlen und heimeliger Bühne.

Der Name der Veranstaltung, Creative Monday, verheißt mir, dass ich als Kunstliebhaberin und passionierte Hobbyfotografin am richtigen Ort sein müsste. Im Internet sind zwei Stunden mit unterschiedlichen Präsentationen, sogenannten Sessions, einem „Ideenpitch“ und im Anschluss viel Zeit zum „Networken“ versprochen.

Besagter „Pitch“ ist der Mittelpunkt meines Interesses: Innerhalb von zwei Minuten darf hier jeder Kreativschaffende eine Idee präsentieren. Nach der Veranstaltung können sich dann von den Ideen Begeisterte melden und den Projekten anschließen.

Hoffentlich finde ich ein spannendes Projekt, für das ich fotografieren kann, überlege ich. Gedankenverloren stoße ich gegen Sabrina Weyh. Sie ist eine der Organisatoren. „Wir wissen nie, wie viele Leute vorbeikommen. Auf Facebook haben immerhin 90 Menschen zugesagt, aber 370 sind noch interessiert“, meint sie.

Donnernder Applaus

Der Raum füllt sich weiter, und die Veranstaltung beginnt. Zum Warmwerden zeigt das Act Center ein paar körper-künstlerische Einlagen: Tango-Ballett, Gesang und Trommel-Musik und einen Glückstanz zu „Happy" von Pharell Williams. Am Ende geht neben einem donnernden Applaus auch noch ein Schälchen für Kleingeld durch den Raum. Es folgt der wohl spannendste Teil des Abends: „Jeder stellt sich am besten mit seinem Vornamen und einem weiteren Wort vor", lautet die Aufforderung. Sie ist gleichzeitig Herausforderung für uns, die bisher passiven Zuschauer.

Jetzt offenbaren die Anwesenden ihre Leidenschaften für Fotografie oder Corporate Design. Eine wirklich kunterbunte Mischung aus allen künstlerischen Richtungen. Das Gesicht des einen oder anderen Fotografen merke ich mir – das könnte noch im Laufe des Abends beim „Networken“ hilfreich werden.

Das Licht im Zuschauerraum erlischt langsam wieder, und die Orga-Gruppe räumt die Bühne für drei siebenminütige Sessions. Der erste in dieser Reihe aus Vorträgen ist für mich der Spannendste. Wie wurde der Z-Bau saniert? Der Architekt Volker Bernsdorf erzählt von dem rund 7,5 Millionen Euro teuren Umbau des alten Gebäudes in ein offenes Kulturzentrum. „Geheime, unterirdische Tunnel, wie sie hier immer vermutet wurden, haben wir leider nicht gefunden“, sagt Volker und schmunzelt.

Stattdessen brachte das Architekturbüro in dem alten Gemäuer andere spannende Schätze ans Licht: Abgedeckt mit einem Vorhang im hinteren Teil des Veranstaltungsraumes verbarg sich ein gelungenes Graffiti. „Das ist von Akut. Dieser Künstler ist mittlerweile weltweit bekannt. Hier hat er angefangen.“ Ein Raunen geht durch den Saal.

Die folgenden Präsentationen ziehen sich in die Länge. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie neben mir ein Mann immer wieder auf die Uhr blickt. Hinten im Raum stehen manche Zuschauer sogar auf und gehen. Dann endlich kommen die ersehnten Pitches.

Auf der Bühne reden nun Leute über die Bewerbung zur „Kulturhauptstadt Nürnberg 2025“, über diverse Kunstveranstaltungen und über Architekturprojekte. Architektur ist nichts für mich, denke ich, schade. Da ist keine passende Idee dabei.

Das ist die Chance !

Aber dann – ein bärtiger Mann betritt die Bühne und verkündet, er habe mit Freunden eine „Tante Betty Bar“ eröffnet. Spontan. Einfach mal so. Innerhalb von zwei Wochen war der Vertrag unterschrieben und nun suche er Wort-, Bild- und Musik-Künstler, die gerne spannende Lesungen, bunte Ausstellungen oder musikalische Auftritte zum Besten geben würden.

Mein Herz klopft schneller, und ein Lächeln huscht über meine Lippen. Meine Chance! Direkt nach den Vorträgen ergreife ich sie und spreche den Bar-Besitzer an. Und – siehe da – er freut sich, als ich ihn frage, ob ich meine Fotografien bei ihm ausstellen darf. „Schau doch einfach mal vorbei, wir sind immer offen für junge Künstler“, meint er.

So endet mein Abend mit einem wohlig-glücklichen Gefühl im Bauch – auch wenn die Vorträge lang und die Pitches nicht ganz mein Geschmack waren. Beim nächsten Mal bin ich auf jeden Fall wieder dabei – dann vielleicht sogar mit einem eigenen Fotografie-Projekt.

Der nächste Creative Monday steigt am Montag, 10. Oktober, um 19 Uhr im Neuen Museum Nürnberg am Klarissenplatz.

Verwandte Themen


Keine Kommentare