Lasst keinen Müll liegen!

12.12.2018, 08:00 Uhr
Lasst keinen Müll liegen!

© privat

Dass man eine leere Plastikflasche – nennen wir sie einfach mal "Gustav" – am besten in den Pfandautomaten steckt, weiß jedes Kind. Schon allein deshalb, weil man dafür 25 Cent bekommt.

Aber was passiert mit "Gustav", nachdem er im Schacht der Maschine verschwunden ist? Ist er dann einfach weg? Löst er sich in Luft auf? Das weiß kaum jemand so genau.

"Gustav" ist ein Beispiel aus einem umweltpädagogischen Konzept, das Luca Burgheim, Linnea Wilhelm, Patrick Janker und Niklas Spaeth "Die Grünmaler" genannt haben. Die vier studieren Soziale Arbeit an der Evangelischen Hochschule Nürnberg.

Für ihr prüfungsrelevantes Praxisprojekt suchten sie sich das Thema Müll aus und setzten sich zum Ziel, "bei Kindern ein Bewusstsein für unsere Umwelt zu schaffen, ohne mit erhobenem Zeigefinger dazustehen", sagt Studentin Luca.

Als "Zielgruppe" dafür konnten die vier Studierenden eine Gruppe von Sechs- bis 13-Jährigen in der Spiel- und Lernstube "Lobsinger" in Nürnberg/St. Johannis gewinnen. Der Kontakt kam über die dortige Teamleiterin Leonie Lawen zustande.

Ausflug in den Regnitzgrund

"Das Lobsinger" ist eine Einrichtung der Stadtmission Nürnberg für arme und sozial benachteiligte Kinder, die in der Wohnanlage Kirchenweg/Ecke Lobsingerstraße leben. Sie bekommen dort unter der Woche ein warmes Mittagessen, vertiefen den Unterrichtsstoff und spielen gemeinsam. Um die insgesamt 35 Kinder dort kümmern sich drei hauptamtliche und zahlreiche ehrenamtliche Mitarbeiter.

Oder eben Studierende in einem Praxisprojekt: "Als Vorbereitung haben wir vier Unterrichtseinheiten entwickelt, in denen wir den Kindern zeigen, wie sie selber Einfluss auf eine intakte Natur und weniger Müllproduktion nehmen können", erklärt Linnea. Die Umsetzung erfolgte dann an vier Nachmittagen.

Beim 1. Termin ging es um grundsätzliche Fragen: Wie kann man Müll vermeiden und Energie sparen? Daneben stellten die angehenden Sozialpädagogen auch Gesprächsregeln auf, wie zum Beispiel "Auslachen verboten" und "Fragen stellen erlaubt".

"Beim 2. Termin sind wir dann mit den Kindern in den Pegnitzgrund gegangen und haben dort verschiedene Spiele gespielt, in denen sie bewusst die Natur wahrnehmen sollten", erläutert Niklas. Ein Beispiel ist das Fledermausspiel: Dabei sollten die Kinder mit verbundenen Augen mit einer Wasserpistole auf verschiedene Ziele schießen.

Aufgrund des Echos sollten sie dann erraten, was sie getroffen hatten. Ähnlich "sehen" Fledermäuse, indem sie Ultraschallwellen aussenden und die von der Umwelt reflektierten Wellen analysieren.

Lasst keinen Müll liegen!

© Stefan Hippel

Beim 3. und 4. Termin ging es um die Frage: Was passiert mit unseren Sachen, wenn wir sie nicht mehr brauchen? "Dabei haben wir anhand einer Timeline erklärt, wie lange Dinge brauchen, bis sie verrottet sind", sagt Patrick.

Von einem Apfel zum Beispiel ist nach einem halbem Jahr so gut wie nichts mehr übrig. Bei einer Plastikflasche dauert das 450 Jahre, und in dieser Zeit entstehen Schadstoffe, die Boden und Wasser belasten.

Deshalb steckt man ja Flaschen wie "Gustav" in den Pfandautomaten. Das hässliche Geräusch, das man dann hört, kommt davon, dass die Flasche total zusammengepresst wird. Aus vielen solchen kleinen Päckchen werden große Packen, aus denen man wiederum sogenannte Flakes (Flocken) für neue Produkte machen kann. Aus 16 Plasikflaschen etwa kann ein Fleecepullover werden.

Noch besser als Recycling ist natürlich die Müllvermeidung. "Dank einer Spende der Firma Zero Hero konnten wir den Kindern das Prinzip der wiederverwertbaren Trinkflasche aus Glas näherbringen", erläutert Linnea. Mit speziellen Stiften durften die Kinder ihre Glasflaschen bemalen.

Übrigens, der Projektname "Grünmaler" soll das Gegenteil von "Schwarzmalen" ausdrücken. "Grün ist die Hoffnung", erklärt Luca, "Schwarzmalen führt zu keinen Lösungen. Indem wir den Kindern Wissen über ihre Umwelt und die Natur vermittelt haben, sollen sie selbst etwas zur Lösung von Problemen beitragen können."

"Inzwischen", sagt Luca, "haben wir sogar das Feedback, dass sich die Kinder in der Mittagspause über Müll und Plastik unterhalten. Das ist für uns natürlich die Krönung unseres Projekts."

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