Locker im Learning Lab

29.7.2016, 10:00 Uhr
Locker im Learning Lab

© Doris Keßler

Max hat hier ein Tutorium in Sozialpsychologie abgehalten, Maschinenbau-Studentin Karin hat den Bericht von ihrem Praxissemester auf Video aufgenommen, und Kerstin hat an dem Tutorium von Max teilgenommen. Alle drei sind begeistert vom neuen Learning Lab an der Technischen Hochschule Nürnberg.

Schon rein äußerlich unterscheidet sich der Raum deutlich von jedem anderen an der TH: große Fensterfronten, viel Licht, einige zusammengeschobene Tische und ein paar Sofa-Ecken sorgen für eine entspannte Atmosphäre. Ein riesiges Whiteboard und eine Beamerfläche bedecken die eine Wand des Raumes, in einer Ecke ist ein Greenscreen aufgehängt.

Das Learning Lab soll Lehren und Lernen auf eine völlig neue Basis stellen. „Es ist ein geschützter Raum, in dem Dozenten digitale Lehre, zum Beispiel Videos oder Podcasts für ihre Vorlesungen ausprobieren können, ohne dass gleich Studierende dabei sitzen“, erklärt die Projektkoordinatorin, die gelernte Mediendidaktikerin Stefanie Storch.

Aber auch die Studierenden sind eingeladen, mit den diversen Multimedia-Angeboten zu experimentieren. Für Karin zum Beispiel war es „sehr aufregend“, ihre Präsentation nicht direkt vor den Kommilitonen zu halten, sondern in eine Kamera zu sprechen. Als dann alle Präsentationen des Seminars nacheinander abgespielt wurden, durften sich die Zuschauer in den Sofas des Learning Lab lümmeln. „In einer solchen Atmosphäre“, meint Karin, „kommt dann die gegenseitige Kritik nicht so streng rüber.“

Tutor Max hat es sehr gefallen, „dass die Leute im Raum verteilt waren, bequem sitzen konnten und gleichberechtigt mit mir diskutiert haben. So eine lockere Stimmung bekommt man in einem normalen Hörsaal nicht hin!“

Und Kerstin hat es genossen, „dass man auch mal zwischendrin aufspringen und etwas für die anderen aufmalen kann, wenn man eine Idee hat. Oder man sagt: Kommt, lasst uns zu dem oder jenem Punkt mal schnell ein Video machen.“

Die Grundidee dahinter: Wenn der übliche starre Frontalunterricht im Hörsaal – vorne unten steht einsam der Dozent, hinten in der obersten Reihen drängen sich die Studierenden auf engen Klappsitzen – aufgebrochen wird, dann macht Unterricht allen Beteiligten viel mehr Spaß. Und bringt mehr Erfolg.

Mit dem Konzept für das Learning Lab hatte die TH Nürnberg – als eine von acht Hochschulen in ganz Deutschland – einen Strategiewettbewerb zur Digitalisierung gewonnen. Deshalb wird das Lab für die nächsten zwei Jahre vom Stifterverband und der Heinz-Nixdorf-Stiftung gefördert.

Und es ist jetzt schon Vorbild: „Neulich war eine Gruppe von der Uni Wien da“, sagt Stefanie Storch, „das ist mit über 90 000 Studenten eine der größten Unis Europas. Wenn die kommen, um zu schauen, was wir machen, ist das schon eine Hausnummer.“

In erster Linie sollen natürlich die Dozenten und Studenten der TH ins Learning Lab kommen und schauen, was sie dort dazulernen können. Dazu ist der Raum immer dienstags und freitags ab 10 Uhr für alle Interessierten geöffnet. Man kann aber auch mit Stefanie Storch einen Termin ausmachen, um Fragen zu stellen, Ideen auszutauschen oder sich einfach nur mal den Raum anzusehen.

„Neulich kamen zwei Studenten der Elektrotechnik zufällig vorbei“, sagt Kerstin, die im Learning Lab als Hilfskraft arbeitet. „Die kannten den Raum noch gar nicht und haben sofort eine Idee mitgenommen, wie sie einen Kalender gestalten können, den sie machen sollen.“

Am liebesten würden Max, Kerstin und Karin nur noch im Learning Lab studieren. Doch einen großen Nachteil hat der Raum eben schon: „Die Anfänger-Vorlesung mit 200 Leuten“, sagt Karin, „geht halt hier nicht rein.“

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