Mein Start an der Uni: Augen zu und durch!

24.10.2016, 17:44 Uhr
Mein Start an der Uni: Augen zu und durch!

© privat

Montag:

Vorige Nacht habe ich kein Auge zumachen können. Morgen ist es endlich soweit: Ich ziehe endgültig um, ganz allein. Gleich am Mittwoch startet die Erstsemesterparty, also müssen auf jeden Fall hippe Teile mit in den Koffer. Normalerweise wähle ich spontan, was ich anziehe. Das ist natürlich jetzt ein Problem, denn ich muss ja für die ganze Woche packen!

Abends sitze ich dann tatsächlich mitsamt Lebensmitteln und Koffer im Zimmer meines Wohnheims. Ab jetzt muss ich mich selber versorgen! Ich mache mir Bratkartoffeln und schaue noch eine Serie am Laptop.

Dienstag:

Um 7.15 Uhr holt mich mein Wecker unsanft aus dem Schlaf. Um ein bisschen wacher zu werden, stelle ich mich unter die Dusche. Der Duschkopf ist zwar klein, dafür kommt viel Wasser raus. Das setzt erstmal das Bad unter Wasser. Nach dem Trockenwischen schaffe ich es noch, ein Müsli zu essen, bis mein Bus geht. Ich bin so aufgeregt: neue Stadt, neue Leute, mein Kopf schwirrt.

Einführungskurs: Beim Betreten des Saals fallen mir fast die Augen aus dem Kopf. Mindestens 400 weitere Erstis sitzen schon drin, und alle Plätze sind belegt! Also setze ich mich auf die Treppe und lausche den allgemeinen Infos. Danach raucht mir der Kopf. In dieser Einführungswoche geht es nur um eins: die berühmt-berüchtigte Stundenplanerstellung! Niemand hat einen Plan, aber angeblich wird uns dabei geholfen.

Dazu braucht man bestimmte Programme. Damit man diese versteht, gibt es Veranstaltungen, in denen sie erklärt werden. Dabei geht es drunter und drüber: irgendwas mit einer VPN-Adresse, PC-Pools und wie man Dinge bearbeiten, drucken oder scannen kann. Um drei Uhr nachmittags ist dann mein allererster Uni-Tag rum, und ich mache mich auf den Weg, noch ein Brot zu kaufen. Dabei verlaufe ich mich dreimal.

Mittwoch:

7.45 Uhr. Heute darf ich länger schlafen, denn meine Fakultät, an der heute die speziellere Einführung ansteht, ist nur neun Minuten vom Wohnheim entfernt. Mittags gehe ich in die Mensa. Ich suche mir Chicken Nuggets und Pommes aus. Die schmecken sogar – viel besser als früher in der Schulkantine!

Dann beginnt unsere Facheinführung in Politik. Viele Fragen werden gestellt. Und mit jeder Frage bin ich mir ein Stück weniger sicher, ob ich auch wirklich alles verstanden habe. Abends gibt’s eine Kneipentour mit anschließender Party in einem Club.

Mein Start an der Uni: Augen zu und durch!

© privat

Donnerstag:

Ich habe eine durchtanzte Nacht hinter mir. Glücklicherweise beginnt die Einführung in meinem Nebenfach Geschichte erst mittags. Blöderweise findet mein Hauptfach-Tutorium parallel dazu statt.

In der Einführung für Geschichte peile ich nichts. Der Fachberater redet ständig über den Studiengang als Hauptfach. Dabei will ich doch wissen, was ich in meinem Nebenfach belegen soll! Ob mir jemals jemand die Frage beantworten kann: Wie schaffe ich es, Haupt- und Nebenfach in einem Stundenplan zu integrieren, ohne dass ich mir im 1. Semester zu viel aufhalse? Morgen kann ich gaaaaanz lange schlafen. Denn dann ist meine erste, nicht ganz stressfreie Woche an der Uni schon vorbei.

Montag:

Meine erste richtige Uni-Woche beginnt mit einem freien Tag. Meine erste Vorlesung ist gleich morgen um acht Uhr: „Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung Teil I“. Hä, was ist das? Im Internet kann man sich die Materialien zu den Vorlesungen herunterladen. Auf den ersten Blick verstehe ich nur Bahnhof. Ich gehe mal früh ins Bett. Doch das Einschlafen ist alles andere als einfach. Ich bin immer noch viel zu aufgeregt!

Dienstag:

Um kurz vor acht warte ich noch auf meinen Kommilitonen Daniel, den ich schon seit der Schule kenne. Da sein Zug Verspätung hat, gehe ich schon mal vor in den Hörsaal und halte ihm einen Platz frei. Das ist einfacher gesagt als getan, denn im Hörsaal sitzen mindestens 100 weitere Studenten. Mit so vielen Menschen macht das doch keinen Spaß. Ich entdecke endlich doch noch zwei Plätze und winke Daniel zu, als er kurz vor Beginn in den Saal kommt.

Dann geht es los. Der Dozent macht einen sehr netten Eindruck. Erst erklärt er uns allen, was empirische Sozialforschung eigentlich ist. Sogar das mit den Prüfungen erklärt er nochmal. Wie, wann und wo man sich an- beziehungsweise wieder abmelden kann. Dann ermahnt er uns, regelmäßig und gut mitzuarbeiten, damit die Klausur am Ende des Semesters einigermaßen gut läuft. Die Durchfallquote beträgt rund 30 Prozent. Na, der macht einem ja Mut!

Mein Start an der Uni: Augen zu und durch!

© privat

In der Mensa gibt’s Ofenkartoffeln mit Paprika-Dip. Wow, das Essen schmeckt diese Woche immer noch. Beeindruckt von diesem kulinarischen Genuss gehen wir zum Proseminar „Vergleichende Politikwissenschaft“. Der Dozent ist ziemlich cool und erklärt uns alles Wichtige: Wie sind Referat und Hausarbeit aufgebaut, wie viel Prozent machen die dazugehörigen Noten aus und so weiter. Am Ende vergibt er auch schon Referatsthemen.

Um vier Uhr dann das Proseminar „Grundlagen politikwissenschaftlichen Arbeitens“. Am Anfang erklärt uns der sehr nette Dozent, dass dieses das einzige Seminar ist, bei dem man keine Prüfungen schreiben muss. Aber: Es herrscht Anwesenheitspflicht. Ist man bei jeder Sitzung dabei, hat man gleich vier ECTS-Punkte in der Tasche. Aber natürlich sind wir hier alle nicht wegen der Punkte. Nein, wir wollen was lernen. Wie man Referate und Hausarbeiten schreibt. Denn beides unterscheidet sich von dem, was man in der Schule gelernt hat.

Mittwoch:

Das Proseminar „Internationale und europäische Politik“: Darauf freue ich mich schon, das interessiert mich besonders. Als ich in den Kurs komme, sehe ich schon bekannte Gesichter. Die meisten hatten gestern bereits die gleichen Seminare besucht. Kathrin, die ich in der vorigen Woche kennengelernt habe, ist auch froh, schon jemanden zu kennen.

Zu Beginn stellt die Dozentin fest, dass auch in ihrem Kurs mehr Leute sitzen, als sich angemeldet haben. Dann erklärt sie uns, wie das Seminar aufgebaut ist. Hier müssen wir keine Hausarbeit schreiben, sondern zwei Essays und ein Referat. Die Themen werden auch gleich vergeben. Ich bekomme „Internationale Institutionen und ihre Konfliktfelder“. Genau das, was ich wollte! Aber wie schreibt man denn einen Essay? Zu unserer Erleichterung erklärt die Dozentin, dass wir das in der nächsten Stunde genau durchnehmen.

Abends habe ich noch eine Info-Veranstaltung im Wohnheim. Als Erstes machen wir uns Namensschilder. Dann stellen die Tutoren die verschiedenen Gruppen vor, in denen wir uns engagieren können: ein Gartenteam, ein Theaterteam, ein Eventteam, eine Band, einen Chor, eine Andachtsgruppe, eine Yogagruppe und viele mehr. Ich trage mich in die Gruppe „Internationales Kochen“ ein.

Donnerstag:

Nur eine Vorlesung, und die beginnt erst um vier: Einführung in die internationale und europäische Politik. Vier Uhr nachmittags ist nicht so die idealste Zeit, um sich zu konzentrieren. Das Schlimmste sind wieder die 200 anderen Menschen in dem Hörsaal. Für mich keine entspannte Lernatmosphäre! Der Dozent wirft mit Fachausdrücken um sich. Genervt schalte ich mal ab, so theoretisch hatte ich mir das nicht vorgestellt.

Freitag:

Nach einer viel zu kurzen Nacht wache ich ziemlich zerstört um halb neun auf. Der Poetry-Slam-Abend gestern war richtig cool! Danach habe ich zuerst den falschen Bus genommen und mich dann verlaufen – im Nieselregen. Fazit: Generell ist mein Studium so, wie ich es mir vorgestellt habe – bis auf das Chaos. Aller Anfang ist schwer, und ich denke, das werde ich irgendwann meistern.

Keine Kommentare